Obwohl die National League bezüglich Intensität einen Sprung gemacht hat, kämpfen die Schweizer Spieler auf internationalem Parkett weiterhin mit Anpassungsschwierigkeiten. Im abschliessenden Spiel des Februar-Turniers demonstriert Weltmeister Tschechien selbst mit einem arg dezimierten Aufgebot, was Sache ist: Mobilität auf höchstem Niveau, gepaart mit dem Willen, in Zweikämpfen permanent Vollgas zu gehen – alles andere führt zu nichts.
Die Nati ist bei diesem Turnier trotzdem ein Muster an Effizienz: Mit nur zwei erzielten Toren in drei Spielen erreicht man drei Punkte. Das geht nur, wenn man beide Tore in einem Spiel erzielt – wie das gegen die im Abschluss unerhört leichtfertigen Schweden am Samstag gelungen ist. Die Partie am Donnerstag gegen Finnland in Langnau war ein Volksfest, abgesehen davon war das 0:1 nach Penaltyschiessen eine respektable Leistung. Am Sonntag gegen Tschechien fehlten Christoph Bertschy (30, Gottéron) und Calvin Thürkauf (27, Lugano), die beiden international hartgesottenen Stürmer wurden geschont.
Das sind die Gewinner des Turniers ...
Sandro Aeschlimann (Goalie, Davos)
Der 30-Jährige widerlegt die bisherige Tendenz, er sei auf dem internationalen Parkett eine Spur weniger belastbar als in der heimischen Liga. Gegen Finnland hält er einen Punkt fest, gegen Tschechien ist er das Bollwerk, das sich einer höheren Niederlage in den Weg stellt.
Nicolas Baechler (Stürmer, ZSC Lions)
Mit seinen Massen (187 cm, 89 kg) kommt Baechler den Anforderungen eines Stürmers von internationalem Format schon mal sehr nahe. Der 21-Jährige überzeugt aber vor allem durch den Willen, die physischen Vorzüge auch gewinnbringend einzusetzen. Der Mann aus dem Nachwuchs von Illnau-Effretikon hat etwas Verwegenes – und in diesem Turnier das einzige Schweizer Tor im Verlauf der regulären Spielzeit erzielt.
Simon Knak (Stürmer, Davos)
Gegen Tschechien einer der wenigen Angreifer, die wenigstens ab und zu die Scheibe festmachen können. Der 23-Jährige geht mit Mut, Mobilität und Esprit in die Zweikämpfe und kann sich so auch gegen gegnerische Abwehrschränke behaupten. Das braucht es, weil auf diesem Level vorwiegend Schränke in den gegnerischen Abwehrreihen zu finden sind.
Fabian Ritzmann (Stürmer, Bern)
Die Fortschritte des 23-Jährigen Engadiners sind offensichtlich, ansonsten würde ihm SCB-Cheftrainer Jussi «Ätti» Tapola kaum so viel Eiszeit anvertrauen. Ritzmann ist robust und trotz seiner Wucht (192 cm, 97 kg) mobil genug, um sich im Forechecking nicht einfach so ins Bockshorn jagen zu lassen. Wie eben bei der Nati-Premiere bewiesen.
Jonas Taibel (Stürmer, Lakers)
Für 20-jährige Angreifer wie Taibel sind Turniere dieser Art Gold wert: Der Spieler selbst und der Nati-Coach bekommen eine Standortbestimmung. Was man sehen will: Widerstandskraft, Mut, Frechheit, Durchsetzungsvermögen. Taibel hat erfüllt, den Restausschluss gegen Schweden (Bandencheck) darf er einer groben Fehleinschätzung der Schiedsrichter zuschreiben.
... und das die Verlierer
Luca Fazzini (Stürmer, Lugano)
Was kann man sich bei einem Vierländer-Turnier von 20 Toren in der heimischen Meisterschaft kaufen? Leider nichts. Der 29-jährige Scharfschütze kommt in der Nati nicht dazu, den Abzug zu drücken. Dafür fehlen Wucht, Esprit und Durchsetzungsvermögen.
Dominik Egli (Verteidiger, Frölunda, Sd)
Für seine Ansprüche nicht überzeugend und dominant genug, wenn unter Druck wegweisendes Puckmanagement gefragt ist. Da müsste der 26-Jährige aufgrund seiner Erfahrung und seiner Rolle in Schweden etwas mehr bieten.
Tim Berni (Verteidiger, Servette)
Der 24-jährige ehemalige NHL-Aspirant müsste in der Lage sein, in einem dezimierten Aufgebot eine tragende Rolle zu spielen, sich vielleicht sogar als Chef der Abwehr zu profilieren. Chance verpasst.
Ken Jäger (Stürmer, Lausanne)
Müsste mittlerweile in der Lage sein, als Leader einer Angriffsreihe aufzutreten. Das technische Rüstzeug dazu ist beim WM-Silberheld von 2024 vorhanden, es fehlt aber nach wie vor am Durchsetzungsvermögen. Für den 26-Jährigen eine verpasste Chance, den nächsten Schritt zu machen.