Thierry Paterlini checkt wieder bei der Nati ein
Dass er ein Trainer sein könnte, merkte er erst mit 30

Langnaus Thierry Paterlini ist der Schweizer Trainer der Stunde. Diese Woche ist er auch bei der Nati dabei. Und gibt Einblicke, wie er tickt.
Publiziert: 16.12.2023 um 20:16 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2023 um 10:21 Uhr
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Thierry Paterlini trägt wieder den Anzug des Nationalteams.
Foto: Pius Koller
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Es ist 21 Jahre her, da eröffneten Thierry Paterlini (48) und Patrick Fischer (48) als damalige HCD-Spieler in Davos gemeinsam eine Sushi-Lounge. Diese gibt es zwar inzwischen längst nicht mehr, aber die beiden sieht man diese Woche trotzdem wieder zusammen an der Arbeit. Langnau-Trainer Paterlini assistiert Fischer bei den Swiss Ice Hockey Games in Zürich.

Während Fischer als Nationaltrainer seit acht Jahren im Fokus steht, befindet sich inzwischen auch Paterlini vermehrt im Rampenlicht. Denn führt man sich vor Augen, wie weit er es mit seinem Staff während seiner anderthalbjährigen Amtszeit bei den SCL Tigers bereits gebracht hat, dann ist dem Zürcher in seiner Trainerkarriere noch einiges zuzutrauen.

Wegen Komplimenten geht es ihm nicht besser

Die Komplimente in der öffentlichen Wahrnehmung seiner Arbeit kriegt dieser zwar mit, aber wirklich beeindrucken können sie ihn nicht: «Dafür habe ich schon zu viel gesehen und erlebt. Es geht mir nicht besser, wenn die Leute denken, dass ich der Beste sei. Das war schon als Spieler so.»

Paterlinis herausragende Spielerkarriere beginnt mit einem Paukenschlag. Als er mit 19 erstmals für die Nati aufgeboten wird, spielt er noch bei GC in der NLB. In 15 Jahren kommt er auf 158 Länderspiele, neun Weltmeisterschaften und zwei Olympia-Teilnahmen. Er holt zwei Meistertitel, je einen mit Bern (1997) und Davos (2002), spielt auch für die ZSC Lions, Lugano, die SCRJ Lakers. Und ganz zum Schluss noch zwei Saisons in Sierre, ehe er mit 38 aufhört. «Die letzten zwei Jahre wären eigentlich nicht mehr nötig gewesen, aber ich brauchte sie, um mich emotional vom Aktivsport zu lösen. Denn ich war sehr gerne Spieler», meint er rückblickend.

Bülach als «perfekter Start»

Dass ihn der Trainerberuf reizen könnte, habe er lange nicht auf dem Radar gehabt: «Das änderte sich erst so ab 30.» Da hat er vermehrt begonnen, sich damit auseinanderzusetzen, was ein Trainer besonders gut macht, aber auch, was er selbst anders machen würde. Inspiration hat er während seiner langen Karriere reichlich erhalten. Und seine Schlussfolgerungen in seinen eigenen Trainer-Rucksack gepackt. «Man muss sich selber sein, damit man authentisch ist, aber ich habe auch Ideen von anderen Trainern mitgenommen. Von einem Ralph Krueger, etwa, wie er die Meetings abhielt und immer top vorbereitet war. Oder von einem Arno Del Curto, der immer einen guten Draht zu den Spielern hatte.»

Seine ersten Sporen als Trainer verdient sich der Bassersdorfer während zwei Jahren beim drittklassigen EHC Bülach ab. «Das war der perfekte Start», findet er. Schon während dieser Zeit hält Paterlini einen Fuss in die Türe des Verbandes, assistiert bei der U17 und auch bei der A-Nati während des kurzen Intermezzos von Fischers Vorgänger Glen Hanlon. Anschliessend wird er vollamtlicher Coach beim Verband, trainiert die U18 und die U20, ehe es nach fünf Jahren wegen unterschiedlichen Vorstellungen zum Bruch kommt.

Der Mut zum Risiko in Langnau

In der Nachbetrachtung sagt Paterlini: «Ich hätte mir gut vorstellen können, zu bleiben, aber es war auch der perfekte Moment, um etwas Neues anzupacken.» Das Neue ist der Trainerjob beim HC La-Chaux-de-Fonds in der Swiss League: «Diese Plattform gab mir den nächsten Boost, es war fantastisch dort.»

Zwei Jahre bleibt er, dann ruft mit den SCL Tigers die National League. Eine Mission mit dem Anstrich einer Mission Impossible, denn die Emmentaler haben in den Corona-Jahren ohne Abstiegsgefahr ihre Leistungskultur verloren. «Klar musste ich mir das gut überlegen. Aber mir war auch klar, dass, wenn mal ein National-League-Klub anklopft, es nicht der ZSC oder Zug sein werden, sondern einer, bei dem es gerade nicht optimal läuft», sagt Paterlini. Schon das erste Gespräch in Langnau gab ihm ein gutes Gefühl, «und ich hatte den Wunsch, mich auf höchster Ebene auszuprobieren. Das Risiko, dass es schiefgeht und ich nach drei Monaten entlassen werde, war ich bereit einzugehen.»

Das Comeback bei der Nati

Der Mut ist bislang belohnt worden – Paterlini und Co. haben in Langnau eine bemerkenswerte Aufbruchstimmung entfacht. Sie spielen aktuell um ihre Playoff-Chance und junge Talente strömen ins Emmental, weil sie dort ideale Voraussetzungen sehen, sich weiterzuentwickeln. Noah Meier und Brian Zanetti haben den Anfang gemacht, Joshua Fahrni und Dario Allenspach werden die Nächsten sein.

Diese Woche hilft Paterlini aber bei der Nati mit. Wie zuvor auch schon Ambris Luca Cereda. Patrick Fischer und Nati-Direktor Lars Weibel hatten ihn angefragt. «Ich habe mich sehr darüber gefreut und bin gerne da. Die Nati war immer ein grosser Teil meines Lebens und ich habe es immer geliebt», sagt Paterlini. Die Dissonanzen, die es bei seinem Abgang als U20-Nati-Coach gegeben hat, sind für ihn längst kein Thema mehr. Dafür, seinen Trainer-Rucksack weiter mit wertvollen Erfahrungen zu füllen.

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