Schweizer Nati nach dem Heimturnier in Fribourg unter der Lupe
Kukan kann Verteidigungsminister

Welche Schweizer bei der Euro-Hockey-Tour in Fribourg trotz drei Niederlagen aufgefallen sind. Wer an Glanz verloren hat. Und was ein Aufreger war.
Publiziert: 19.12.2022 um 08:27 Uhr
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Aktualisiert: 19.12.2022 um 08:30 Uhr
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Dean Kukan kann die Verantwortung in der Nati-Abwehr schultern.
Foto: Pascal Muller/freshfocus

Der Verteidigungsminister

ZSC-Topskorer Dean Kukan beweist, dass er das Zeug zum Nati-Verteidigungsminister hat. Im Spielaufbau ist er sattelfest, in der Defensive behält er Ruhe und Übersicht, und im Powerplay kann er an der blauen Linie zur Geheimwaffe werden. Gegen Schweden erzielt der 29-Jährige den 2:2-Ausgleichstreffer 44 Sekunden vor Schluss. Mit der Verantwortung kann der NHL-Rückkehrer bestens umgehen.

Das Goalie-Trio

Die Torhüter Ludovic Waeber (26, ZSC), Nati-Debütant Connor Hughes (26, Fribourg) und Gauthier Descloux (26, Servette) sind bei ihren Klubs alle nicht die klare Nummer 1. Jeder von ihnen bekommt beim Turnier in Fribourg ein Spiel. Verloren gehen bekanntlich alle. Doch mit Waeber hinterlässt überraschenderweise jener Keeper den überzeugendsten Eindruck, der bis jetzt in der National League die wenigsten Einsätze (10) hat.

Der Debütant

Obwohl die ZSC Lions mit Nati-Trainer Patrick Fischer besprochen haben, dass ihre Spieler lieber nur in zwei von drei Partien eingesetzt werden, darf Debütant Willy Riedi dreimal ran. Der 24-Jährige hat es nicht nur dem Coach angetan. Der Stürmer überzeugt mit seiner Unbekümmertheit bei seinem ersten Nati-Turnier. Er wirbelt in der Gefahrenzone, ist präsent um den gegnerischen Kasten, einzig im letzten Spiel etwas passiver. Eine Eigenschaft, die Trainer Fischer nach dem Turnier-Ende generell bemängelt: «Man muss den Willen haben, um sich vors Tor zu kämpfen. International ist das härter. Einige Stürmer müssen sich diesbezüglich steigern.»

Die Glanzlosen

Nur vier Tore in drei Spielen bei einem Gesamt-Schussverhältnis aus Schweizer Sicht von 120:73! Der Offensivmotor der Nati stottert einmal mehr. Einige Stürmer, von denen man das sonst so nicht kennt, gehen bei diesem Turnier auf Tauchstation: Tristan Scherwey (31, SCB) ist nicht wie gewohnt ein Energiespieler. Killian Mottet (31, Fribourg) kreiert keine Überraschungsmomente und nervt keinen Gegner. Sven Andrighettos (29, ZSC) Genialität blitzt kaum auf. Und Calvin Thürkauf (25, Lugano) hat seine physischen Qualitäten zu wenig ausgespielt.

Die Blamage

Das 2:1 des Genf-Finnen Hartikainen ist herrlich rausgespielt. Der Haken: Passgeber Aaltonen läuft davor fast einen Meter ins Offside. Und keiner der Schiedsrichter siehts. Die Zuschauer auf dem Videowürfel aber schon. Der zweite Haken: Nati-Trainer Patrick Fischer kann keine Coaches Challenge nehmen. Der Grund: Die Finnen haben (schon vor dem Turnierstart) gegen diese Möglichkeit protestiert, weil in der Kantonalbank-Arena (und in jedem anderen NL-Stadion) keine Kameras für die blauen Linien installiert sind. Damit zeigen uns die Finnen, was sie von dieser Infrastruktur halten. Nati-Trainer Fischer dazu: «Vielleicht wäre es auch für unsere Liga gut, diese Kameras zu installieren. Sonst ist das eine Lotterie und kann sogar Playoffs entscheiden.»

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