Als Junior nicht gut genug, nun Nati-Spieler
Die verrückte Geschichte des Cordon-Bleu-Riedi

Seit dieser Saison ist er auf der Überholspur. Und startet nun auch in der Nati durch.
Publiziert: 16.12.2022 um 16:32 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2022 um 18:06 Uhr
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Willy Riedi macht in seinem ersten Länderspiel der schwedischen Hintermannschaft das Leben schwer.
Foto: keystone-sda.ch
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Willy Riedi heisst unser neuster Nationalspieler. Debütiert hat er am Donnerstag bei der unglücklichen 2:3-Niederlage nach Verlängerung an den Swiss Ice Hockey Games in Fribourg gegen Schweden. «Ich möchte hier meine bestmögliche Leistung zeigen, damit ich wieder mal kommen darf», hatte der Zürcher am Mittwoch gesagt.

Nach der Premiere meinte der 24-Jährige: «Schade, hat es nicht zum Sieg gereicht. Aber mit meiner Leistung bin ich zufrieden.» Darf er auch sein: Der Neuling wusste durchaus zu gefallen, erhielt sogar Eiszeit in Überzahl.

«Mein Name geht einfach von der Zunge»

Willy Riedi, der Name klingt fast ein wenig altertümlich. In seinem Geburtsjahr 1998 waren laut Geburtenstatistik vor allem Vornamen wie Luca oder David populär. Willys dagegen schon länger nicht mehr. «Weshalb ich so getauft wurde, muss man meine Eltern fragen. Ich denke, dass sie einfach gerne Schweizer Namen haben», so der Neo-Internationale.

Willy Riedi, das klingt aber auch richtig cool. Fast so, als wäre es ein Künstlername, der eigens kreiert wurde, damit er sich auf Anhieb im Gehirn der Leute einprägt. Ist es natürlich nicht. Aber mit einem Schmunzeln sagt der Angesprochene: «Stimmt schon, mein Name geht einfach ab der Zunge.»

Beim ZSC zurückgestuft

Nationaltrainer Patrick Fischer hat Willy Riedi aber natürlich nicht in die Nati geholt, damit er bei der Kabinenansprache einen Spieler dabei hat, dessen Namen ihm einfach ab der Zunge geht. Sondern, weil ihm dessen Spielstil gefällt. «Er bringt Physis rein und hat eine gute Ruhe am Stock. Zudem ist er ein sehr schlauer Spieler und hat unsere Taktik in der Nati ziemlich schnell begriffen.»

Das Aufgebot für die Swiss Ice Hockey Games in Fribourg

Goalies: Gauthier Descloux (Servette), Connor Hughes (Fribourg), Ludovic Waeber (ZSC Lions).

Verteidiger: Dominik Egli, Michael Fora (beide Davos), Lukas Frick (Lausanne), Dean Kukan, Christian Marti (beide ZSC Lions), Simon Le Coultre (Servette), Romain Loeffel (Bern), Santeri Alatalo (Lugano).

Stürmer: Sven Andrighetto, Willy Riedi (beide ZSC Lions), Christoph Bertschy, Killian Mottet (beide Fribourg), Enzo Corvi (Davos), Jason Fuchs, Damien Riat (beide Lausanne), Gaëtan Haas (Biel), Fabrice Herzog (Zug), Marco Miranda, Vincent Praplan, Noah Rod (alle Servette), Tyler Moy (SCRJ Lakers), Tristan Scherwey (Bern), Calvin Thürkauf (Lugano).

Goalies: Gauthier Descloux (Servette), Connor Hughes (Fribourg), Ludovic Waeber (ZSC Lions).

Verteidiger: Dominik Egli, Michael Fora (beide Davos), Lukas Frick (Lausanne), Dean Kukan, Christian Marti (beide ZSC Lions), Simon Le Coultre (Servette), Romain Loeffel (Bern), Santeri Alatalo (Lugano).

Stürmer: Sven Andrighetto, Willy Riedi (beide ZSC Lions), Christoph Bertschy, Killian Mottet (beide Fribourg), Enzo Corvi (Davos), Jason Fuchs, Damien Riat (beide Lausanne), Gaëtan Haas (Biel), Fabrice Herzog (Zug), Marco Miranda, Vincent Praplan, Noah Rod (alle Servette), Tyler Moy (SCRJ Lakers), Tristan Scherwey (Bern), Calvin Thürkauf (Lugano).

Dabei hatte in jungen Jahren nichts darauf hingedeutet, dass aus Riedi dereinst ein Nationalspieler werden könnte. Er schaffte es nie in eine Junioren-Nati und hat auch innerhalb der ZSC-Organisation oft nur für das zweitbeste Team seiner Alterskategorie gespielt.

Bruder Moritz liess ihn leiden

Eishockeyprofi wollte der aus Niederhasli ZH stammende Riedi gleichwohl immer werden und für dieses Ziel entwickelte er einen enormen Willen. «Ich denke, das habe ich auch meiner Erziehung zu verdanken. Stets dranzubleiben, das wurde mir mit auf den Weg gegeben.»

Sein sechs Jahre älterer Bruder Moritz etwa habe ihm nie etwas geschenkt, er habe lernen müssen, sich durchzusetzen. «Damals als Kind habe ich mir gedacht, dass dieser fiese Kerl mich doch auch mal gewinnen lassen soll. Heute bin ich froh darüber, dass er es nicht getan hat – es hat mir geholfen.»

«Der Knopf ist aufgegangen»

Seit 2020 ist Riedi zwar ein fester Bestandteil der ZSC Lions, aber musste – auch wegen Verletzungen – immer wieder Umwege über die GCK Lions und die Swiss League gehen. Auch noch letzte Saison. Seit diesem Herbst ist der gelernte Fitnesscoach und Ernährungsberater aber auf der Überholspur. «Der Knopf ist aufgegangen», sagt der Powerstürmer. Phasenweise führte er das durch Hockey-Prominenz gespickte Team der ZSC Lions gar als Topskorer an. 8 Tore und 8 Assists hat er auf sein Statistik-Konto geschaufelt.

Dass ihm die Tore in den letzten Wochen nicht mehr ganz so leicht von seinem Stock gingen wie noch im Herbst, vermag den Shooting-Star nicht wirklich zu verunsichern. «Ich weiss, wie ich das wieder zum Laufen bringe», sagt er selbstbewusst. Und durch das erste Nati-Aufgebot hat der Mann, dessen Lieblingsessen ein gutes Cordon-Bleu ist («finde ich einfach geil»), einen zusätzlichen Booster erhalten: «Es ist mega, hier dabei sein zu können.»

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