«Ein WM-Aufgebot wäre grandios»
Ein Schüler-Duell machte Kanadier Hughes zum Schweizer Nati-Goalie

Eigentlich wollte Connor Hughes in Kanada einst nur einen Mitschüler ärgern. Jetzt ist er plötzlich Schweizer Nati-Goalie.
Publiziert: 15.12.2022 um 15:47 Uhr
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Connor Hughes ist diese Saison durchgestartet.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Wenn er spricht, dann leuchten seine Augen. Begleitet von einem ansteckenden Lachen. Connor Hughes (26) könnte gerade die ganze Welt umarmen. «Wenn ich denke, wo ich vor drei Monaten noch war, ist das schon eine ziemlich verrückte Geschichte.»

Vor drei Monaten stand Hughes als Nummer 2 von Fribourg hinter Reto Berra (35) an. Erhielt ab und an einige Einsätze, um den Nati-Goalie zu entlasten. Doch dann fiel Berra mit einer Rückenverletzung aus, musste sich unlängst gar operieren lassen. Und Hughes vertritt ihn derart gut, dass er nun diese Woche an den Swiss Ice Hockey Games in Fribourg selbst zum Nationalspieler wird. «Das ist eine riesige Ehre für mich», sagt er überglücklich.

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«Ich hatte Schmetterlinge im Bauch»
Connor Hughes
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Der Anruf von Nati-Trainer Patrick Fischer erreichte den Kanada-Schweizer, als er gerade im Zug sass. Und mit dem ÖV ist er am Dienstag auch zu seinem ersten Nati-Zusammenzug in sein Heimstadion gereist. «Es war wie immer, wenn ich hierherkomme. Ich bin vor meinem Haus in den Bus Nummer 1 eingestiegen, aber anstatt anschliessend in die Kabine mit dem Fribourg-Logo bin ich in die Kabine mit dem Schweizer Wappen eingetreten.»

Dank Schüler-Rivalität zum Nati-Goalie

Aufregend sei das gewesen, beschreibt Hughes seine Gefühle in diesem Moment, «ich hatte Schmetterlinge im Bauch». Mit Hughes, Gauthier Descloux und Ludovic Waeber hat Fischer drei gleichaltrige, auf Stufe Nationalmannschaft unerfahrene Goalies aufgeboten. Jeder von ihnen bekommt aus den Partien gegen Schweden (Donnerstag), Tschechien (Samstag) und Finnland (Sonntag) je ein Spiel.

Das Aufgebot für die Swiss Ice Hockey Games in Fribourg

Goalies: Gauthier Descloux (Servette), Connor Hughes (Fribourg), Ludovic Waeber (ZSC Lions).

Verteidiger: Dominik Egli, Michael Fora (beide Davos), Lukas Frick (Lausanne), Dean Kukan, Christian Marti (beide ZSC Lions), Simon Le Coultre (Servette), Romain Loeffel (Bern), Santeri Alatalo (Lugano).

Stürmer: Sven Andrighetto, Willy Riedi (beide ZSC Lions), Christoph Bertschy, Killian Mottet (beide Fribourg), Enzo Corvi (Davos), Jason Fuchs, Damien Riat (beide Lausanne), Gaëtan Haas (Biel), Fabrice Herzog (Zug), Marco Miranda, Vincent Praplan, Noah Rod (alle Servette), Tyler Moy (SCRJ Lakers), Tristan Scherwey (Bern), Calvin Thürkauf (Lugano).

Goalies: Gauthier Descloux (Servette), Connor Hughes (Fribourg), Ludovic Waeber (ZSC Lions).

Verteidiger: Dominik Egli, Michael Fora (beide Davos), Lukas Frick (Lausanne), Dean Kukan, Christian Marti (beide ZSC Lions), Simon Le Coultre (Servette), Romain Loeffel (Bern), Santeri Alatalo (Lugano).

Stürmer: Sven Andrighetto, Willy Riedi (beide ZSC Lions), Christoph Bertschy, Killian Mottet (beide Fribourg), Enzo Corvi (Davos), Jason Fuchs, Damien Riat (beide Lausanne), Gaëtan Haas (Biel), Fabrice Herzog (Zug), Marco Miranda, Vincent Praplan, Noah Rod (alle Servette), Tyler Moy (SCRJ Lakers), Tristan Scherwey (Bern), Calvin Thürkauf (Lugano).

Wenn es nach Hughes geht, dann soll es aber natürlich nicht bei diesem einen Länderspiel bleiben. «Mein Ziel ist es, dass ich es schaffe, auch danach wieder ein Nati-Aufgebot zu erhalten.» Und einen Ferntraum hat der Mann aus Ontario, der seinen Schweizer Pass seinem nach Kanada ausgewanderten Grossvater zu verdanken hat, ebenfalls: «Es eines Tages ins WM-Aufgebot zu schaffen, das wäre grandios.»

Nachdem seine Welt bis vor kurzem noch die Swiss League (2017 - 2020) und die Nummer 2 in der National League waren, ist Hughes nun auf den Geschmack gekommen. Ausserdem soll nach dieser Saison ein lukrativer Transfer zu Lausanne anstehen, wird gemunkelt. Darauf angesprochen, gibt er sich für einmal einsilbig: «Es wird sich bald entscheiden. Mehr möchte ich nicht sagen.»

Claudio De Capitani/freshfocus
Goalie-Situation bereitet Ex-Star Hiller Sorgen

Gauthier Descloux, Connor Hughes und Ludovic Waeber bilden diese Woche das Goalie-Trio der Nati an den Swiss Ice Hockey Games in Fribourg. Gemeinsam bringen sie es gerade mal auf zwei Länderspiele! Descloux und Waeber auf je eines, Hughes noch auf keines. Hughes (Fribourg) und Waeber (ZSC Lions) sind zudem in ihren Klubs nur die Nummer 2.

Das aktuelle Goalie-Aufgebot der Nati zeigt auf, dass sich die Schweizer Goalie-Problematik verschärft. Unser langähriges Stamm-Duo Leonardo Genoni und Reto Berra (beide 35) befindet sich im Karrieren-Herbst. Es ist daher nötiger denn je, dass neben Sandro Aeschlimann (27), Joren van Pottelberghe (25) und Melvin Nyffeler (27) auch weitere Goalies an die Nati herangeführt werden. In einem für sie schwierigen Umfeld, mit derzeit fünf ausländischen Goalies in der National League.

Wie akut ist das Schweizer-Goalie-Problem wirklich? Blick fragte beim langjährigen NHL- und Nati-Goalie Jonas Hiller (40) nach, der zudem auch Präsident der Spielervereinigung Sihpu ist. Das aktuelle Goalie-Aufgebot von Nati-Trainer Patrick Fischer empfindet er als «smart», denn es sei wichtig, mehr Breite zu generieren: «Ich hoffe, sie können sich auszeichnen.»

Trotzdem macht sich Hiller Sorgen: «Das Gesamtsystem ist derzeit nicht ideal für die Schweizer Goalies. Sie erhalten viel weniger Chancen, sich beweisen zu können. Ein Goalie kann nur wachsen, wenn er auch aus Niederlagen lernen kann.» Er befürchtet, dass einige Klubs hinsichtlich der Playoffs noch mit zusätzlichen ausländischen Goalies nachlegen könnten und es so noch schwieriger für die Schweizer wird.

Immerhin: Einen Trumpf hat die Schweiz neuerdings mit Akira Schmid (22), der gerade mit New Jersey in der NHL richtig durchstartet. Hiller: «Das ist wichtig, nachdem es zuletzt mit Schweizer Goalies in der NHL lau war. Einst waren diese noch die Schweizer Aushängeschilder in der NHL.»

Claudio De Capitani/freshfocus

Gauthier Descloux, Connor Hughes und Ludovic Waeber bilden diese Woche das Goalie-Trio der Nati an den Swiss Ice Hockey Games in Fribourg. Gemeinsam bringen sie es gerade mal auf zwei Länderspiele! Descloux und Waeber auf je eines, Hughes noch auf keines. Hughes (Fribourg) und Waeber (ZSC Lions) sind zudem in ihren Klubs nur die Nummer 2.

Das aktuelle Goalie-Aufgebot der Nati zeigt auf, dass sich die Schweizer Goalie-Problematik verschärft. Unser langähriges Stamm-Duo Leonardo Genoni und Reto Berra (beide 35) befindet sich im Karrieren-Herbst. Es ist daher nötiger denn je, dass neben Sandro Aeschlimann (27), Joren van Pottelberghe (25) und Melvin Nyffeler (27) auch weitere Goalies an die Nati herangeführt werden. In einem für sie schwierigen Umfeld, mit derzeit fünf ausländischen Goalies in der National League.

Wie akut ist das Schweizer-Goalie-Problem wirklich? Blick fragte beim langjährigen NHL- und Nati-Goalie Jonas Hiller (40) nach, der zudem auch Präsident der Spielervereinigung Sihpu ist. Das aktuelle Goalie-Aufgebot von Nati-Trainer Patrick Fischer empfindet er als «smart», denn es sei wichtig, mehr Breite zu generieren: «Ich hoffe, sie können sich auszeichnen.»

Trotzdem macht sich Hiller Sorgen: «Das Gesamtsystem ist derzeit nicht ideal für die Schweizer Goalies. Sie erhalten viel weniger Chancen, sich beweisen zu können. Ein Goalie kann nur wachsen, wenn er auch aus Niederlagen lernen kann.» Er befürchtet, dass einige Klubs hinsichtlich der Playoffs noch mit zusätzlichen ausländischen Goalies nachlegen könnten und es so noch schwieriger für die Schweizer wird.

Immerhin: Einen Trumpf hat die Schweiz neuerdings mit Akira Schmid (22), der gerade mit New Jersey in der NHL richtig durchstartet. Hiller: «Das ist wichtig, nachdem es zuletzt mit Schweizer Goalies in der NHL lau war. Einst waren diese noch die Schweizer Aushängeschilder in der NHL.»

Viel lieber erzählt Hughes, weshalb er überhaupt Goalie geworden ist: «In meiner Klasse hatte es einen Mitschüler, den ich überhaupt nicht mochte und der war Goalie. Deshalb wollte ich auch Goalie werden, mit dem Ziel, besser zu sein als er.» Was gelang. Als Spätfolge dieser Fehde im Schulzimmer erhält die Schweiz diese Woche einen neuen Nationalspieler.

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