Noch im November schien es so, dass Patrick Fischer (48) das Opfer einer Hinhaltetaktik wird. Es drohte, dass eine Vertragsverlängerung an Bedingungen wie die Teilnahme am Halbfinal an der nächsten WM im Mai 2024 in Tschechien geknüpft würde.
Bedingungen, die unrealistisch gewesen wären, wenn der Nati aus der NHL für einmal kaum Spieler zur Verfügung stehen würden. Es bestand daher die Gefahr, dass Fischer als «lame duck» (lahme Ente) an die WM hätte fahren müssen. Und dass dann eine Vertragsverlängerung womöglich so oder so hinfällig geworden wäre, weil sich Fischer aus der Not nach einem neuen Job umgesehen hätte und vielleicht auch bereits fündig geworden wäre.
Meinungsumschwung bei den Entscheidungsträgern
Blick hatte deshalb eine klare Ansage für Fischer gefordert, später hatte sich auch sein prominenter Vorgänger Ralph Krueger (64) öffentlich für eine Vertragsverlängerung starkgemacht («sein Wissen über die Nati ist unschlagbar»). Zu dieser Meinung hat am 29. November auch der Verwaltungsrat und Nationalmannschafts-Komitee gefunden und einen entsprechenden Beschluss gefasst.
Der Mann, der die Nati 2018 zu WM-Silber und zuletzt zu sechs WM-Viertelfinals in Folge geführt hat, soll gehalten und der Vertrag mit ihm baldmöglichst verlängert werden. Nati-Direktor Lars Weibel (49) am Dienstag zu Blick: «Ja, ich habe grünes Licht erhalten, um mit Patrick Fischer einen neuen Vertrag bis zur WM 2026 auszuhandeln.» Die Tinte im neuen Arbeitspapier bis zur Heim-WM in Zürich und Fribourg in knapp zweieinhalb Jahren soll vor der nächsten WM im Mai 2024 trocken sein. Teil des Vertrages sollen gewisse Ausstiegsklauseln sein, die aber noch im Detail ausgehandelt werden müssen.
Fischer setzt Spieler unter Druck
Sicher nicht verhandelt wird in diesen Tagen. Denn da hat Fischer ganz anderes vor. Da will er mit der Nati von Donnerstag bis Sonntag am Heimturnier in Zürich, den Swiss Ice Hockey Games im Rahmen der Euro Hockey Tour, ein gutes Bild abgeben. Und den schlechten Eindruck, den man im November am Karjala Cup in Finnland gewonnen hat, korrigieren. «Wir wollen unbedingt eine Reaktion zeigen», stellt er klar. Und sagt auch mit aller Deutlichkeit: «Am Karjala Cup haben einige Spieler versagt, das wissen sie selbst auch.» In Zürich gebe es nun eine zweite Chance.
Doch die Geduld von Fischer dürfte überschaubar sein, «es herrscht nun ein rauerer Wind», stellt er klar. Dies ist eine der Massnahmen nach den letzten verlorenen WM-Viertelfinalspielen. Die Mannschaft soll mit klaren Ansagen gefordert und permanent unter Druck gesetzt werden, um dann auch den Druck eines WM-Viertelfinals besser annehmen zu können. Einen spannenden Test, wie die Spieler mit Drucksituationen umgehen, gibt es bereits am Donnerstag, zum Auftakt der Swiss Ice Hockey Games. Da trifft die Nati auf Angstgegner Schweden – gegen diesen hat die Schweiz die letzten 13 Spiele verloren.