Die gute Nachricht nach dem Karjala-Cup 2023? Die Schweiz darf bis 2027 bei der Euro Hockey Tour mitwirken – also beim Konzert der grossen europäischen Eishockey-Nationen Finnland, Schweden und Tschechien. Russland ist aus bekannten Gründen nicht mehr mit dabei. Obwohl: Man muss sich in der Verbandszentrale in Glattbrugg nach den drei Auftritten in Tampere die Frage gefallen lassen, ob man beim gleichzeitig stattfindenden Deutschland-Cup nicht doch besser aufgehoben gewesen wäre. Dort traten Vizeweltmeister Deutschland, die Slowakei, Dänemark und Österreich gegeneinander an.
Nach dem Turnier in Finnland wird im Dunstkreis der Schweizer Nati die Frage laut, wo das Selbstvertrauen und die dominanten Auftritte geblieben sind, für die man die Schweizer Nati während der letzten beiden WM-Vorrunden gefeiert, ja gar bewundert hatte.
Resultatkosmetik, keine Leistungssteigerung
Mit viel gutem Willen könnte man der abschliessenden Partie gegen Tschechien (0:1) ein paar positive Ansätze abgewinnen – aber wie will man diese als Leistungssteigerung getarnte Resultatkosmetik quantifizieren, wenn der Gegner schon vor der Partie als Turniersieger feststeht und die besten beiden Skorer gar nicht erst nominiert?
In den Partien gegen Finnland (0:4), und, zumindest bis Spielmitte auch gegen Schweden (3:4), fehlt unseren National-League-Stars der Zugriff in den Zweikämpfen. Das sieht dann so aus: Die Verteidiger werden von gegnerischen Stürmern auf einfachste Weise überspielt oder durch Körpereinsatz kaltgestellt, die Stürmer können die Pucks in der Angriffszone nicht behaupten oder bekommen den notwendigen Zug aufs Tor nicht hin.
Aktuelles Reservoir für Fischer? Nur die National League
Mit ein Grund dafür: Finnen, Schweden und Tschechen können sich für diese Turniere aus den verschiedenen europäischen Top-Ligen bedienen, die aktuell zur Verfügung stehenden Schweizer Internationalen spielen aber ausschliesslich in der geschützten Werkstatt der Schweizer National League. Eine attraktive Liga mit temporeichem Eishockey, aber kaum tauglich als Reservoir für Spieler, die kurzfristig auf internationale Intensität getrimmt werden müssen. Vor den Weltmeisterschaften ist das kein grosses Problem, weil der Nati-Coach jeweils rund sechs Wochen Zeit bekommt, um die Spieler in Trainings und Testspielen auf Vordermann zu bringen. Dazu kommen dann jeweils die auf Hardcore-Intensität gedrillten Stars aus der NHL.
Ist im Schweizer Biotop kein Platz für Ernsthaftigkeit?
Vielleicht hat sich Nati-Coach Fischer mit der Idee, schon für das erste Turnier der Saison praktisch nur ernsthafte WM-Kandidaten aufzubieten, keinen Gefallen getan. Bisher konnte man sich nach dem Novembertermin jeweils eine seriöse Manöverkritik sparen, im Aufgebot standen ja meist junge Spieler und Debütanten.
- Goalies: Sandro Aeschlimann (Davos), Reto Berra (Fribourg), Joren van Pottelberghe (Biel).
- Verteidiger: Tim Berni, Simon Le Coultre (beide Servette), Dominik Egli (Davos), Tobias Geisser (Zug), Fabian Heldner (Lausanne), Dean Kukan, Christian Marti (beide ZSC Lions), Mirco Müller (Lugano).
- Stürmer: Andres Ambühl, Valentin Nussbaumer (beide Davos), Sven Andrighetto (ZSC Lions), Christoph Bertschy, Sandro Schmid (beide Fribourg), André Heim (Ambri), Fabrice Herzog, Grégory Hofmann, Lino Martschini, Sven Senteler, Dario Simion (alle Zug), Marco Lehmann (Bern), Damien Riat (Lausanne), Tanner Richard (Servette), Calvin Thürkauf (Lugano).
- Goalies: Sandro Aeschlimann (Davos), Reto Berra (Fribourg), Joren van Pottelberghe (Biel).
- Verteidiger: Tim Berni, Simon Le Coultre (beide Servette), Dominik Egli (Davos), Tobias Geisser (Zug), Fabian Heldner (Lausanne), Dean Kukan, Christian Marti (beide ZSC Lions), Mirco Müller (Lugano).
- Stürmer: Andres Ambühl, Valentin Nussbaumer (beide Davos), Sven Andrighetto (ZSC Lions), Christoph Bertschy, Sandro Schmid (beide Fribourg), André Heim (Ambri), Fabrice Herzog, Grégory Hofmann, Lino Martschini, Sven Senteler, Dario Simion (alle Zug), Marco Lehmann (Bern), Damien Riat (Lausanne), Tanner Richard (Servette), Calvin Thürkauf (Lugano).
Für die Ernsthaftigkeit einer kompletten internationalen Saison unter Dauerdruck ist im Biotop des Schweizer Eishockeys scheinbar kein Platz vorhanden. Wer aus dem Aufgebot des Karjala-Cups 2023 die Spieler aufzählen möchte, die möglicherweise für die WM im Frühling 2024 infrage kommen, braucht dafür wohl höchstens die Finger einer Hand.