«Ich empfinde eine extreme Freude und bin stolz, dass ich dies erreicht habe», meldet sich Marco Lehmann (24) am Telefon aus dem finnischen Tampere. Das erste Nati-Aufgebot – es ist ein besonderer Moment für den Zürcher in Diensten des SC Bern. «Einmal selbst für die Nati zu spielen – davon träumte ich schon als Bub, als ich jeweils die WM-Matches im Fernsehen angeschaut habe», sagt er.
Nun wird dieser Traum wahr. Das ist emotional. Vor allem auch, weil er eben erst eine lange Leidenszeit hinter sich gebracht hat. 2021/22 wurde der aufstrebende Jungstar, damals noch in Diensten der SCRJ Lakers, von einer Hirnerschütterung gestoppt. Letzte Saison wollte er bei seinem neuen Arbeitgeber SCB wieder angreifen. Konnte aber nicht.
Verhängnisvolle Griechenland-Ferien
Eine verschleppte Infektion nach Griechenland-Ferien im Sommer 2022 setzte ihn ausser Gefecht. Lehmanns Magen rebellierte, er konnte kaum noch Nahrung zu sich nehmen, verlor zehn Kilogramm Körpergewicht. In kraftlosem Zustand bestritt er im letzten Herbst zwar vier Spiele, weil er sich beim SCB zeigen wollte. Doch dann musste die Notbremse gezogen werden. «Mein Zustand war nicht vereinbar mit dem Profisport.»
Erst langsam verbesserte sich Lehmanns Zustand, an Eishockey auf Toplevel war letzte Saison aber bis zum Schluss nicht mehr zu denken. «Wenn mir im Frühling jemand gesagt hätte, dass ich noch im gleichen Jahr für die Nati spielen werde, dann hätte ich das nicht für möglich gehalten», sagt er nun.
Das Wunder von Bern
Lehmann hat dieses Wunder tatsächlich geschafft. Enorm wichtig war, dass er im Sommer endlich wieder unter normalen Voraussetzungen trainieren und seinen Körper aufbauen konnte. Und anschliessend, dass ihm der Start in die neue Saison vorzüglich glückte, er in Fahrt kam und auch Selbstvertrauen tanken konnte. Schon fünf Tore und neun Assists hat er inzwischen auf dem Konto.
Vor der Saison sei es einfach nur sein Ziel gewesen, «wieder Freude am Hockey zu haben, weil ich es so lange nicht mehr tun konnte». Nun zeigt er sich enorm dankbar dafür, dass er gerade so reich beschenkt wird. Und nach den unschönen Seiten auch wieder die schönen Seiten des Sports kennenlernen darf. «Es ist in letzter Zeit einiges zusammengekommen. Was ich gerade erlebe, ist eine Entschädigung für alles», so Lehmann.
«Habe gesehen, wie schnell es gehen kann»
Seine Biografie wird Lehmann auf seinem weiteren Karriereweg dabei unterstützen, stets im Moment und demütig zu bleiben. «Ich habe gesehen, wie schnell es gehen kann – in die eine oder andere Richtung. Das wird mir auch helfen, wenn wieder mal eine schwierige Phase kommt, um trotzdem dranzubleiben», ist er überzeugt.
- Goalies: Sandro Aeschlimann (Davos), Reto Berra (Fribourg), Joren van Pottelberghe (Biel).
- Verteidiger: Tim Berni, Simon Le Coultre (beide Servette), Dominik Egli (Davos), Tobias Geisser (Zug), Fabian Heldner (Lausanne), Dean Kukan, Christian Marti (beide ZSC Lions), Mirco Müller (Lugano).
- Stürmer: Andres Ambühl, Valentin Nussbaumer (beide Davos), Sven Andrighetto (ZSC Lions), Christoph Bertschy, Sandro Schmid (beide Fribourg), André Heim (Ambri), Fabrice Herzog, Grégory Hofmann, Lino Martschini, Sven Senteler, Dario Simion (alle Zug), Marco Lehmann (Bern), Damien Riat (Lausanne), Tanner Richard (Servette), Calvin Thürkauf (Lugano).
- Goalies: Sandro Aeschlimann (Davos), Reto Berra (Fribourg), Joren van Pottelberghe (Biel).
- Verteidiger: Tim Berni, Simon Le Coultre (beide Servette), Dominik Egli (Davos), Tobias Geisser (Zug), Fabian Heldner (Lausanne), Dean Kukan, Christian Marti (beide ZSC Lions), Mirco Müller (Lugano).
- Stürmer: Andres Ambühl, Valentin Nussbaumer (beide Davos), Sven Andrighetto (ZSC Lions), Christoph Bertschy, Sandro Schmid (beide Fribourg), André Heim (Ambri), Fabrice Herzog, Grégory Hofmann, Lino Martschini, Sven Senteler, Dario Simion (alle Zug), Marco Lehmann (Bern), Damien Riat (Lausanne), Tanner Richard (Servette), Calvin Thürkauf (Lugano).
Sein Nati-Debüt will der SCB-Stürmer daher geniessen, «und Spass haben». Und daneben auch mit dem Schweizer Kreuz auf der Brust seine Stärken, die ihn aktuell bei Bern auszeichnen, einbringen: «Viel laufen und Tempo machen.» Los geht es für die Nati beim Karjala-Cup am Donnerstag gegen Finnland (17.30 Uhr). Am Wochenende warten dann Schweden (Samstag, 12.00 Uhr) und Tschechien (Sonntag, 12.00 Uhr). Alle Spiele sind live auf SRF info zu sehen.