Plant Chris McSorley (63) eine feindliche Übernahme von Swiss-League-Meister Visp? Eine Aktion, etwa im Stil des fiktiven Wall-Street-Gierschlunds Gordon Gekko? McSorley habe eingesehen, dass er sich mit dem Stadionprojekt in Siders verkalkuliert habe, jetzt wolle er sich den EHC Visp unter den Nagel reissen, wird im Oberwallis erzählt. Ein Latrinenwitz? Visp-Geschäftsführer Sébastien Pico (47) sagt dazu: «Wir haben bereits ein Stadion und ein Ausbau ist kein Thema. Der EHC Visp ist kein Investorenklub, wir funktionieren über ein Aktionariat in der Region.»
Über McSorleys Stadionprojekt in Siders wird im Juni ein Referendum entscheiden. Das Projekt? Eine Arena für 75 Millionen Franken, 30 Millionen soll die öffentliche Hand beisteuern. Das schmucke Stadion soll 2027 betriebsbereit sein, ab 2028 will der Kanadier mit dem HC Siders in der National League auftreten.
«Und, was hat es nun mit Ihnen und dem EHC Visp auf sich, Herr McSorley?» Der lacht erstmal laut. «Visp übernehmen? Nein, ich möchte mit Visp zusammenarbeiten. Was wir im Sinn haben, ist eine Nachwuchskooperation, damit Walliser Talente gezielt gefördert und möglichst lange im Wallis gehalten werden können. Bei diesem Projekt könnte Visp eine wesentliche Rolle spielen.»
Gemeinsam stärker? Visp will davon nichts wissen
In einem Strategiepapier, das Blick vorliegt, werden die Ziele dieser Zusammenarbeit detailliert erläutert. Beispiele: Die Klubs sollen ihre organisatorische Unabhängigkeit wahren, aber als Einheit für das Wohl der Nachwuchsspieler eintreten. Walliser Talente könnten dadurch längerfristig im Wallis gehalten werden, damit die Klubs mehr an den lukrativen Ausbildungsentschädigungen partizipieren. Die werden aktuell oftmals von «üsserschwiizer» Grossklubs kassiert, die Talente frühzeitig aus den Regionen abziehen.
Das Papier formuliert aber auch dieses Ziel: Demonstrieren und kommunizieren, dass man gemeinsam stärker ist. Gemeinsam. Ober- und Unterwalliser. Das könnte selbst für einen Generalisten wie Chris McSorley zu einer unmöglichen Aufgabe werden. Der EHC Visp will sich zurzeit nicht an diesem Projekt beteiligen. Erstmal stehen auch (noch) höhere Aufgaben an: Die Liga-Quali gegen Ajoie beginnt am 1. April.
Und Chris McSorley? Den beschäftigt gerade auch noch ein anderes Verfahren: der komplexe Streit mit seinem ehemaligen Arbeitgeber Genève-Servette HC um eine Abfindungszahlung von 7,6 Millionen Franken. Laut McSorley soll in diesem Fall nächstens ein Urteil erfolgen.