Marty ist eine Olympia-Bronze-Heldin
«Ich will miterleben, wofür wir jahrelang gekämpft haben»

Julia Marty (36) war dabei, als die Schweizer Frauen-Nati ihre grössten Medaillen-Erfolge feierte. Zehn Jahre später blickt die SCB-Verteidigerin zurück. Und ist froh darüber, welche Perspektiven sich den jungen Spielerinnen heute bieten.
Publiziert: 04.02.2025 um 14:18 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2025 um 14:25 Uhr
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Julia Marty ist in ihrer zweiten Saison als SCB-Verteidigerin, die letzte hat sie aufgrund einer Knieverletzung verpasst.
Foto: Pius Koller

Auf einen Blick

  • Julia Marty spielt weiterhin Hockey, um die Fortschritte mitzuerleben
  • Marty war Teil des Bronze-Teams bei Olympia 2014 in Sotschi
  • SCB-Verteidigerin geniesst die verbesserten Umstände hierzulande
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Sie spielt und spielt und spielt. Obwohl Julia Marty die gesamte letzte Meisterschaft verpasst hat, weil Komplikationen nach einem Kreuzbandriss ihren Ausfall verlängern, will sie es diese Saison wieder wissen. «Weil ich miterleben möchte, wofür wir jahrelang gekämpft haben», sagt die SCB-Verteidigerin. Die Aargauerin meint damit die immer besser gewordenen Bedingungen sowie den Aufschwung im Frauen-Hockey.

Marty ist eine von vier noch aktiven Spielerinnen, die beim grössten Medaillen-Erfolg der Schweizer Frauen-Nati auf dem Eis gestanden hat: beim Bronze-Triumph bei Olympia 2014 im russischen Sotschi. Auch im Erfolgsteam dabei gewesen: Lara Stalder (30, EV Zug), Nicole Bullo (37, Ambri) und Alina Müller (26, PWHL, Boston).

Bullo und Marty haben zudem an der WM 2012 in den USA die Bronzemedaille gewonnen. Letztere ist bei der WM 2012 die beste Verteidigerin des Turniers mit fünf erzielten Toren. 2014 bekommt sie den SIHF-Award «Woman of the Year». Damals dachten die Spielerinnen und die Frauen-Hockey-Szene, dass diese Erfolge hierzulande einen Boom auslösen würden. «Aber nach zwei Jahren war alles schon wieder verpufft», erinnert sich die 36-Jährige.

Erste Schweizer Feldspielerin in Nordamerika

Marty gehört zu den Vorreiterinnen. Mit ihrer Zwillingsschwester Stefanie (Rücktritt 2024) ist sie die erste Schweizer Feldspielerin, die ein Übersee-Abenteuer wagt. Nach einer Saison an der Uni von New Hampshire spielt sie ab 2008 drei Jahre an der Northeastern University in Boston. Mit ihr nimmt sie am legendären Beanpot-Cup teil, einem Traditionsturnier der vier grössten Universitäten rund um Boston. Bis vor zwei Jahren wird es auf einem der Uni-Campus ausgetragen – vor ein paar Hundert Zuschauern. Seither wird es in der Arena des NHL-Klubs Boston Bruins gespielt, «dieses Jahr vor über 13'000 Zuschauern – das verdeutlicht die Entwicklung in Nordamerika».

Vor zehn Jahren hat Marty gehofft, dass es eines Tages auch für Frauen eine Profi-Liga geben wird, wie es die PWHL (Zuschauerrekord: 19'000) in Nordamerika seit Januar 2024 ist. Und dass der Stellenwert hierzulande steigt und sich die Umstände wie vor allem die Trainingszeiten verbessern. «Aber wirklich gedacht, dass es passiert, habe ich nicht.» Es ist eine Entwicklung im Zeitlupentempo. Aber trotzdem eine Entwicklung: Deshalb bleibt die Abwehrspielerin auf dem Eis – obwohl ihre Perspektiven schon in jungen Jahren überschaubar sind. Olympia-Teilnahmen sind die Höhepunkte.

Um sich und ihr Spiel zu verbessern, spielt sie 2013/14 noch eine Saison in Schweden bei Linköping. Nach ihrer Rückkehr landet sie in der Schweiz wieder auf dem Boden der Realität. Den heutigen Stand und die Bedingungen unseres Frauen-Hockeys vergleicht sie mit den damaligen in Schweden. In den letzten zwei Jahren jedoch ist viel passiert. «Das freut mich so. Es ist cool für die jungen Spielerinnen und deren Zukunft, weil sich bessere Perspektiven aufgetan haben.»

Dass es seine Zeit gebraucht hat, schreibt die Hochschul-Sportlehrerin der HSG St. Gallen auch der Gesellschaft zu. «Sie ist nun eher so weit, dem Frauen-Sport generell mehr Platz und Aufmerksamkeit zu geben. Sportartenübergreifend gab es diesbezüglich grosse Fortschritte.»

Marty versucht deshalb, den jungen Spielerinnen in Bern die Relationen vor Augen zu halten. Sie sollen dankbar sein für Annehmlichkeiten wie die eigene Garderobe, den Team-Bus, die professionelle Infrastruktur und Betreuung. Sie selbst geniesst es, weil es für sie nicht selbstverständlich ist – obwohl es dies im heutigen Zeitalter der Gleichstellung eigentlich schon sein sollte. «Doch bis dahin ist es immer noch ein weiter Weg.»

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