Ville Koistinen will sich fit halten, auch wenige Monate nachdem er seine langjährige internationale Karriere in der Heimat bei HPK Hämeenlinna beendet hat. Wie immer geht er in Tampere ins Fitnessstudio. Es ist Mitte August. «Ich habe eine Übung gemacht und plötzlich wurde mir schwindlig», erzählt der Finne in der Zeitung «Ilta-Sanomat». Er möchte sich hinsetzen, entscheidet sich dann aber doch, zur Sicherheit jemanden vom Personal zu informieren.
Koistinen merkt nicht, dass er auf dem Weg dorthin schon nicht mehr sauber läuft. Dass er ein Bein hinter sich her zieht, fällt anderen Trainierenden aber sogleich auf. Sofort wird die Ambulanz gerufen. «Ich erinnere mich noch daran, wie ich selbst zum Krankenwagen gegangen bin», so der Ex-Verteidiger des HC Davos und der SCL Tigers. «Danach war es eine Woche nur schwarz, und ich wachte im Krankenhaus auf.»
Dreistündige Not-Operation
Plötzlich muss es schnell gehen. Der 39-Jährige hat sich einen Arterienriss im Kopf zugezogen, eine Ausbuchtung des Gefässes ist geplatzt. Eine dreistündige Not-Operation folgt an der Uni-Klinik Tampere. Der Arzt überbringt Koistinens Frau die Schreckensnachricht: Die Überlebenschance liegt bei nur 50 Prozent! Und nur in den seltensten Fällen leiden die Betroffenen danach nicht an neurologischen Folgeschäden.
Zehn Tage verbringt der zweifache Vater auf der Intensivstation, fünf weitere auf der normalen Station. «Die Sterne standen gut am Himmel, und ich hatte einen Schutzengel», betont der einstige NHL-Spieler (Nashville, Florida). Koistinen hat dem Tod ins Auge geblickt. Doch er hat grosses Glück. Er überlebt, und so wie es momentan aussieht, trägt er keine bleibenden Schäden davon.
Viel über die Grenzen des Lebens gelernt
Der einstige Profisportler muss es aber noch ruhig angehen, darf weder Auto fahren noch etwas Schweres heben. «Im Oktober wird beurteilt, wann ich wieder ans Steuer darf.» Eishockeyspiele besucht er schon wieder, «denn mittlerweile bin ich in besserer Verfassung als vor dem Vorfall».
Koistinen ist voller Dankbarkeit für die Ersthelfer im Fitnessstudio und deren schnelle Reaktion, die entscheidend gewesen ist. Das Geschehene hat er verarbeitet. Der Schicksalsschlag habe ihn viel über die Grenzen des Lebens gelehrt und den Blick auf alles relativiert. «Es hilft nicht viel, sich zu grosse Sorgen zu machen, was in jedem Moment passieren könnte. Man muss geniessen, was man im Leben hat, und Gutes tun, wenn man die Gelegenheit dazu hat.»