Alles endet ausgerechnet gegen Zürich
«ZSC kann stolz sein, dass Ambühl drei Jahre hier war»

Andres Ambühl ist die alles überragende HCD-Ikone. Doch während dreier Jahre seiner Karriere ging er bei den ZSC Lions fremd. Der Bauernbub aus dem Sertigtal in der grossen Stadt – Weggefährten von damals erinnern sich.
Publiziert: 10.04.2025 um 15:36 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2025 um 23:10 Uhr
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Foto: geisser

Darum gehts

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Marcel AllemannReporter Eishockey

Keiner verkörpert den HC Davos der Neuzeit so wie Andres Ambühl (41). Dabei gerät oft fast in Vergessenheit, dass die HCD-Ikone von 2010 bis 2013 drei Jahre für die ZSC Lions spielte und er in Zürich einen seiner insgesamt sechs Meistertitel feierte. Seine unglaubliche Reise als HCD-Spieler endet in den Playoff-Halbfinals nun ausgerechnet gegen jenen Klub, mit dem er einst fremdging, was damals in Davos für Empörung sorgte. Es schliesst sich ein Kreis.

Zum ZSC geholt hat ihn der damalige Sportchef Edgar Salis (54) – nach Ambühls missglücktem Nordamerika-Abenteuer, das er 2010 nach einer Saison abbrach. «Über seinen Agenten Enrico Triulzi habe ich Kontakt mit ihm aufgenommen. Es hat Büeli sehr gereizt, mal für einen Klub im Unterland zu spielen, daher war sein Transfer alles andere als eine Zangengeburt», erinnert sich Salis, der heute beim ZSC als Nachwuchschef tätig ist.

Ein guter Freund von Ambühl ist Pascal Müller (45), der aktuelle Sportchef der SCL Tigers. Zu der Zeit, als sich Ambühl 2010 dem ZSC anschloss, spielte auch Müller in Zürich. «Nach der für ihn unglücklich gelaufenen Nordamerika-Erfahrung war es für ihn enorm wichtig, beweisen zu können, dass er nicht nur in Davos funktioniert», sagt der damalige Verteidiger.

Während es für die Davoser ein Schock war, dass Ambühl nicht zu seinem Stammklub zurückkehrte und es zahlreiche verständnislose Reaktionen gab, freuten sich seine neuen Teamkollegen in Zürich über den Zuzug des Nationalspielers. «Er ist für jedes Team Gold wert», sagt der damalige ZSC-Captain Mathias Seger (47). Die Integration des Davosers war simpel. Seger dazu: «Einen Typen wie ihn muss man nicht integrieren, der ist von der ersten Sekunde an integriert, wenn er eine Garderobe betritt. Büeli weiss genau, was eine Garderobe braucht, kann es gut mit allen, ist beliebt und ein Vorbild für jeden.»

Der pflegeleichte Davoser

Der damalige ZSC-Sturmkollege Adrian Wichser (45) ergänzt: «Er ist einfach enorm geerdet, und als ausgeprägter Familienmensch war ihm die Harmonie im Team sehr wichtig.» Ambühl sei zwar kein Lautsprecher, habe aber seine Meinung auch in Zürich durchaus kundgetan: «Er denkt dabei immer lösungsorientiert, damit alles wieder ins Rollen kommt, wenn es mal nicht läuft.»

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Als einen der pflegeleichtesten Spieler in seiner Amtszeit als Sportchef beschreibt Salis den Davoser: «Hätte ich ihn nicht täglich auf dem Eis gesehen, hätte ich gar nicht gemerkt, dass er da ist. Er hat sich nie über etwas beklagt und hat sich bei uns auch sehr wohlgefühlt.» Das bestätigen auch Müller, Seger und Wichser. Seger schränkt einzig ein: «Vielleicht war die Stadt Zürich etwas gar gross für ihn.»

Er wohnte auch beim ZSC im Grünen

Deshalb wohnte er auch nicht in der pulsierenden City, sondern etwas ausserhalb von Dübendorf, in einem Haus im Grünen, das der Verwandtschaft seiner damaligen Freundin und heutigen Frau Leslie gehört. Dort konnte Ambühl in der Natur ausgedehnte Spaziergänge mit seinem Hund machen. Leslie ist Zürcherin, aber kennengelernt hatten sie sich bereits zuvor in Davos, als Andres vor seinem ZSC-Intermezzo beim HCD spielte.

«Uns war bewusst, dass er nur temporär bei uns ist und eines Tages nach Davos zurückkehren wird», sagt Seger. Und so kam es dann auch, wobei Ambühl Sportchef Salis auch bei seiner Abschiedsankündigung schwer beeindruckt hat: «Er kam früh auf mich zu und sagte mir, dass er es jetzt im Unterland gesehen hätte und heimgehen werde. Er sagte mir dann auch gleich, dass ich es mir schenken könne, ihm eine Offerte zu unterbreiten. Das Geld stand für ihn nie im Vordergrund – das zeichnet ihn aus.»

Die Familienplanung vorangetrieben

In die damaligen Gedankengänge von Ambühl war auch Müller involviert: «Es war nicht gegen den ZSC gerichtet, sondern ein Heimgehen, auch um seine Familienplanung mit Eigenheim, Heirat und Kindern voranzutreiben.» 2018 heiratete Büeli dann seine langjährige Partnerin Leslie, 2020 wurden die beiden erstmals Eltern, 2022 ein zweites Mal. Das Familienglück in den Bündner Bergen ist perfekt.

Trotzdem werden all jene, die Andres Ambühl in Zürich erlebt haben, diese Zeit mit ihm nie vergessen. «Ohne ihn hat danach etwas gefehlt», sagt Seger, «nur schon, weil wir wussten, dass wir mit ihm jedes siebte Spiel einer Playoff-Serie gewinnen werden». Das Schlusswort zu Ambühls Zeit in Zürich gehört Salis, der mit einem Schmunzeln sagt: «Wir sind froh, dass er zu uns in den Nebel heruntergekommen ist.» Und schliesslich fast gerührt anfügt: «Der ZSC kann stolz sein, dass Büeli drei Jahre hier gespielt hat.»

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