Auf einen Blick
- Patrick Stuber startet AHL-Abenteuer nach Green-Card-Gewinn in Kalifornien
- Schweizer Linesman in AHL: Professionelle Liga mit hohem Respekt
- Über 160 Linienrichter in AHL, Spiele vor bis zu 12'000 Zuschauern
Das AHL-Abenteuer von Patrick Stuber beginnt mit einer Reise durch Kalifornien 2014 und 2015 sowie dem Gewinn einer Green Card. Weil sich der Schaffhauser in Land und Leute verliebt und einen Freundeskreis aufgebaut hat, meldet er sich für die Lotterie für das US-Einwanderungsvisum an. Nachdem er bei der Ziehung berücksichtigt wird, lebt er 2017 für drei Monate in Kalifornien, bevor er 2018 nach San Diego zieht.
Auch mit dem Traum, dort als Linesman tätig zu sein. Denn in der National sowie Swiss League hat der 39-Jährige, der nie selbst Eishockey gespielt hat, seit 2011 Spiele geleitet. Brent Reiber, damals Schiedsrichter-Chef von Swiss Ice Hockey, stellt Stuber den Kontakt zu den Verantwortlichen der American Hockey League her. Der Schweizer wird in Kalifornien zu einem Zusammenzug der Refs eingeladen, um seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Mit Erfolg: Danach wird ihm ein Teilzeit-Vertrag angeboten.
Über 160 Linienrichter in der AHL
In der AHL sind einzig die Headschiedsrichter Profis. Die über 160 Linespeople – in der Schweiz sind 50 Linienrichter für die Profiligen gemeldet – sind teilzeit angestellt und werden pro Einsatz bezahlt. Sie bleiben vorwiegend in ihrer Division tätig, Stuber kommt in der Pacific Division zum Einsatz. Trotzdem: «Die Dimensionen in der AHL sind anders», so Stuber, «einfach einen Nachmittag frei nehmen reicht da meistens nicht.» Dauert die Anreise zu den Spielen weniger als fünf Stunden, fährt er mit dem Auto. Ansonsten nimmt er das Flugzeug, «meist schon am Vortag, dann kann ich am Matchtag vor dem Spiel noch etwas arbeiten».
Stuber hat in der Schweiz eine Firma im Bereich Personalvermittlung gegründet, kann auch von San Diego aus arbeiten. Doch nun führt er das Geschäft wieder in der Heimat. Er ist temporär zurückgekehrt, weil er einen Nachfolger für seinen Mitgründer sucht und es mit dem Zeitunterschied komplizierter geworden ist. Darum pfeift er in dieser Saison wieder in der Swiss League.
Über die zweithöchste nordamerikanische Liga sagt Stuber: «Die AHL ist extrem professionell aufgezogen.» Der Respekt zwischen Spielern und Refs sei hoch, «es besteht zudem ein offener Austausch auf dem Eis, gerade auch nach Fehlern». Ein mulmiges Gefühl hat der Schaffhauser anfänglich in den grossen, gut gefüllten Stadien. «In Palm Springs finden die Spiele vor zehn- bis zwölftausend Zuschauern statt.»
Einsätze in den AHL-Playoffs
Nur weil in Kalifornien permanent sommerliches Wetter herrscht, heisst das nicht, dass sich Stubers Lust auf Hockey in Grenzen hält oder er in Flipflops bei den Spielen aufkreuzen kann. «Es gibt ganz klare Kleidungsrichtlinien. Und die Eishallen sind die perfekte Abkühlung.»
In der AHL hat es der Linesman in den letzten Jahren schon mit einigen Schweizern zu tun bekommen: Christoph Bertschy (Iowa, Binghamton), Ludovic Waeber (Charlotte, Wilkes-Barre/Scranton) oder letzte Saison Lian Bichsel (Texas). Da hat er nach Spielschluss auch mal ein paar Worte auf Schweizerdeutsch mit ihnen gewechselt. Zu seinen bisherigen AHL-Highlights zählt er die Einsätze in den Playoffs 2021/22, «da als Schweizer dabei sein zu können, ist schon etwas Besonderes». Stuber plant nach dieser Saison eine Rückkehr nach Nordamerika, entschieden ist aber noch nichts.