Der ungewöhnliche Weg des Valdemar Hull
Zwischenjahr als Eishockeyprofi in Dänemark

Valdemar Hull ist einer der besten Schweizer Stürmer des Jahrgangs 2005. Doch bei uns ist für ihn kein Platz im Erwachsenen-Hockey – und so geht er einen speziellen Umweg über Dänemark.
Publiziert: 29.10.2024 um 14:49 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2024 um 19:56 Uhr
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Valdemar Hull spielt seit dieser Saison in Dänemark für Rungsted.
Foto: zVg

Auf einen Blick

  • Valdemar Hull versucht sein Glück mangels Alternativen in Dänemark
  • Er ist 19 Jahre alt und spielt für die Rungsted Seier Capitals
  • Das Hockeytalent lebt im Haus von Freunden seiner Mutter in Hørsholm
  • Er hofft auf diesem Niveau im Erwachsenen-Hockey auf den nächsten Schritt
  • Und träumt von einer Karriere in der National League
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marcel AllemannReporter Eishockey

«Ich bin sehr happy, wie es läuft. Es war die richtige Entscheidung hierherzukommen», meldet Valdemar Hull aus Hørsholm, knapp 30 Kilometer nördlich von Kopenhagen. Der 19-jährige Junioren-Natispieler spielt seit dieser Saison für die dort beheimateten Rungsted Seier Capitals in der dänischen Metal Ligaen. Es ist für den Fribourg-Junior, der in der Saison 2022/23 in der kanadischen Juniorenliga OHL bereits eine Auslandserfahrung gemacht hat, die erste Station auf Erwachsenenstufe.

Zustande gekommen ist dieses aussergewöhnliche Engagement, weil sich hierzulande für ihn keine Optionen in der National League oder Swiss League aufgetan hatten. «Er hätte bei Fribourg bei den Junioren bleiben und auf einzelne Einsätze beim Partnerteam Thurgau hoffen können, wenn es dort Platz gibt. Doch das empfanden wir für seine Weiterentwicklung nicht als optimale Lösung», sagt Hulls Agent Georges Müller. Also suchte man nach anderen Möglichkeiten. Und fand sie in Dänemark.

Ins Haus von Freunden der Mutter eingezogen

Dazu muss man wissen: Hull hat einen dänischen Pass, da seine Mutter Karina Dänin ist. Somit belastet er das Ausländerkontingent nicht, weshalb Rungsted sofort Feuer und Flamme für ein Engagement war. Und so ist der Schweizer Junioren-Nationalspieler in diesem Sommer in die Heimatstadt seiner Mutter gezogen, wo auch Verwandte von ihm wohnen und er im Haus von guten Freunden seiner Mutter untergebracht ist. Bei diesen hat er das Zimmer eines bereits ausgezogenen Sohnes bekommen. «Es ist, wie wenn ich bei einer Gastfamilie wäre, aber einfach noch viel familiärer, weil wir uns schon so lange kennen – es ist perfekt», erzählt Hull, der Dänisch spricht, da er es von Kindesbeinen an von seiner Mutter gelernt hat.

Täglich radelt er 25 Minuten zur Eishalle ins Training und zurück. «Es ist zwar am Morgen teilweise etwas kühl, aber auch lässig.» Hull streicht heraus, wie gut er bei Rungsted aufgenommen wurde und wie ihn alle im Verein unterstützen, damit er sich im Erwachsenen-Hockey gut einlebt und sich verbessern kann. Hull ist nicht der erste Schweizer bei Rungsted, in der Saison 2018/19 war auch Nati-Goalie Joren van Pottelberghe (27) leihweise für einige Spiele dort.

Auf dem Niveau von Swiss-League-Topklubs

Die dänische Ligaen ist eine von der Struktur her stark schwedisch geprägte Profiliga, in der sich bei den Topteams auch gute Löhne verdienen lassen. Das Leistungsniveau sehen Experten im Bereich der besten Swiss-League-Klubs. Somit hat Valdemar Hull über einen Umweg ins Ausland genau das sportliche Umfeld gefunden, das ihm helfen soll, den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen. Denn geplant sei, dass er nach dieser Übergangssaison in die Schweiz zurückkehre und in der National League hoffentlich eine Chance erhalte.

Angetan vom aussergewöhnlichen Weg, den Hull eingeschlagen hat, ist auch U20-Nati-Trainer Marcel Jenni: «Ich finde diese Lösung super und hoffe für ihn, dass er in Dänemark weiter reifen und den nächsten Schritt machen kann. Valdemar bringt alle Voraussetzungen mit, um ein guter Eishockeyspieler zu werden.» Ein grosses Ziel von Hull ist es, an Weihnachten in Jennis U20-WM-Team aufgenommen zu werden. Ob dies klappen wird, lässt Jenni offen, die Konkurrenz ist gross.

In die Schweiz und in der Schweiz verliebt

Hull, der zuletzt verletzungsbedingt einige Spiele verpasst hat, wird sich aber so oder so nicht von seinem Weg abbringen lassen. Zu gross ist seine Leidenschaft für das Eishockey, zu reflektiert und zielorientiert spricht er für einen 19-Jährigen, sodass man immer wieder staunt, wenn man ihm zuhört. Absolut hörenswert, weil sie in die globale Romantik abdriftet, ist übrigens auch die Geschichte seiner Familie.

Sein Vater Douglas ist Amerikaner, war dort Tennisspieler und wurde später Tenniscoach. Ein Camp führte ihn in die Schweiz. Die gefiel ihm so gut, dass er beschloss, hierherzukommen, und sich als Tennislehrer in Murten FR niederliess. Eines Tages tauchte eine Dänin namens Karina, die ihrerseits aus beruflichen Gründen in Freiburg gelandet war, bei ihm auf, um ihr Tennisspiel zu verbessern. Aus der Lektion wurde die grosse Liebe und eine Ehe, aus der zwei Söhne hervorgingen. Einer von ihnen ist nun an den Ursprungsort der Geschichte seiner Mutter zurückgekehrt und versucht dort gerade, seinem eigenen Lebenstraum näherzukommen.

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