Delikate Aufgabe für Ralph Krueger
Von Davos aus Austria Wien in die Spur bringen

Ralph Krueger lässt durch ein überraschendes Engagement aufhorchen. Seit letzter Woche ist er Aufsichtsratsvorsitzender bei Austria Wien. Gegenüber Blick erklärt er seine Beweggründe.
Publiziert: 29.11.2023 um 18:53 Uhr
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Neue Aufgabe für Ralph Krueger: Er wird Aufsichtsratvorsitzender bei Austria Wien.
Foto: Sven Thomann
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Es war eine überraschende Meldung, als Austria Wien verkündete, dass der ehemalige Erfolgstrainer der Schweizer Eishockey-Nati Ralph Krueger (64) ihr neuer Aufsichtsratsvorsitzender wird. Für den Deutsch-Kanadier, der seit 2019 auch den Schweizer Pass besitzt, ist es eine Rückkehr in den Fussball. Von 2014 bis 2019 war er Präsident des damaligen englischen Premier-League-Klubs FC Southampton.

Und nun also der österreichische Traditionsverein Austria Wien, der zwar 24-facher Meister ist, aber dessen ruhmreiche Tage schon länger zurückliegen. Seit dem letzten Titel vor zehn Jahren gab es immer wieder grosse Probleme und die finanzielle Situation ist weiterhin sehr angespannt, derzeit wird sogar über einen möglichen Stadionverkauf debattiert.

Austria Wien ein Jahr lang besucht

«Zustande gekommen ist dieses Engagement durch Leute, die ich durch meine Zeit bei Feldkirch sehr gut kenne und inzwischen bei der Austria exekutiv tätig sind», erklärt Krueger. Im vorarlbergischen Feldkirch hatte er 1991 seine Trainerkarriere lanciert, anschliessend war Krueger von 1998 bis 2010 Nati-Coach. «Ich bin als Freund und Berater mit von der Partie und hoffe, dass ich mit meinen Inputs mithelfen kann, die richtige Kultur bei Austria Wien reinzubringen.» Er habe den Klub zuvor über den Zeitraum von einem Jahr immer wieder besucht, erzählt Krueger, «es ist nicht so, dass ich dies über Nacht spontan entschieden habe.»

Zunächst kämpfe man damit, zu bereinigen, dass im Verein in den letzten Jahrzehnten sehr schlecht gewirtschaftet wurde. «Wenn dies gelingt, ist Austria Wien ein sportlich sehr interessanter Klub mit sehr interessanten Möglichkeiten», so Krueger. Angst, sich bei dieser delikaten Aufgabe die Finger zu verbrennen, hat er nicht: «Wenn es sehr heiss ist in der Küche, dann lernt man immer am meisten und kann auch am meisten ändern und korrigieren.»

Schöne Ergänzung zum Leben als Grosspapi

Krueger betont, dass er selbst nicht mehr im exekutiven Bereich mit einem Vollzeitjob arbeiten wolle. Aber so wie dieses Engagement als Aufsichtsratsvorsitzender aussehe, passe es für ihn. «Es ist eine Rolle, in der man kontrolliert, aber auch beraten und die Kultur beeinflussen kann.»

Seit Februar haben Krueger und seine Frau Glenda ihren festen Wohnsitz wie schon früher wieder in Davos. Daran möchte der frühere NHL-Coach (2010 - 2013 Edmonton, 2019 - 2021 Buffalo) auch nichts ändern: «Davos ist unser Zuhause und das wird so bleiben.» Sie seien mittlerweile vierfache Grosseltern und würden dies sehr geniessen, «entsprechend wollen wir uns für unsere Kinder und Enkelkinder auch viel Zeit nehmen.» Das Mandat bei der Austria, dem aktuellen Tabellenachten in Österreich, eigne sich dabei als interessante Ergänzung zum Familienleben sehr gut.

Warum nicht in der Schweiz?

Persönlich in Wien wird Krueger einmal pro Monat sein. Gelegentlich trifft er sich da auch mit Nationaltrainer Ralf Rangnick (65), der in Österreich durch die überzeugende EM-Quali und den Testspiel-Sieg gegen Deutschland (2:0) eine Fussball-Euphorie ausgelöst hat. «Es ist immer sehr spannend, mit ihm über die ganzen Prozesse zu diskutieren», erzählt Krueger.

Doch weshalb hat sich der langjährige Hockey-Nati-Trainer nicht ein vergleichbares Engagement in der Schweiz gesucht? Fussball- und Eishockey-Klubs mit Problemen und Ambitionen gibt es schliesslich auch hier. Quasi vor seiner Haustüre. Krueger bestätigt, dass es gelegentlich entsprechende Anfragen gegeben habe, entgegnet aber: «Hier würde ich mich vermutlich automatisch wieder so stark exponieren, dass ich rasch einmal in einem Bereich landen würde, in den ich nicht mehr hin möchte.»

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