Der grosse Tag ist da. Stefan Bellmont steht vor seinem historischen Auftritt an der WM im Londoner Darts-Tempel Alexandra Palace. Am Sonntagabend wird «Lift U Up» von der Schweizer Rockband Gotthard ertönen, wenn der 35-Jährige auf die Bühne des «Ally Pally» läuft.
Blick erreicht «Belli», so der Spitzname des gelernten Kochs aus Cham ZG, vor seiner Abreise. «Die Vorfreude überwiegt – noch», meint Bellmont und ergänzt: «Jetzt bin ich noch nicht nervös, aber das wird dann schon kommen.» Zusammen mit Freundin Sarah (32), Mutter Carmen (67) und einem Kumpel reist Bellmont am Freitagnachmittag auf die Insel, sein Manager und einige Sponsoren-Vertreter fliegen am Samstag hinterher.
Was ihn am Wochenende erwartet, wisse er nur grob. Am Samstag werde er am Morgen Zeit haben, etwas zu trainieren. Genauso am Nachmittag, am Abend bleibe eventuell Zeit für eine kleine Tour durch London. Und der Sonntag? «Ich weiss nicht, wie der dann aussieht.» So stehen etwa Termine des Verbands PDC und anderweitige Verpflichtungen an. «Ich weiss zum Beispiel noch nicht, wann ich in der Halle sein muss.»
Normales Training trotz Rummel um ihn
Genau ein Monat ist es her, als Bellmont in Kalkar (De) Sportgeschichte geschrieben und sich als erster Schweizer für die Darts-WM qualifiziert hat. Seither ist der Rummel um seine Person angestiegen. Hat das Training darunter gelitten? «Ich habe so trainiert wie bis anhin», sagt die aktuelle Weltnummer 124 gelassen. «Was wir intensiver trainiert haben, ist der Satzmodus.» Dieser sei «richtig brutal, da du mit drei guten Legs einen Satz gewinnen, mit drei schlechten aber auch schnell einen verlieren kannst.»
Daran denkt er aber nicht. Gegen Jermaine Wattimena will Bellmont sein WM-Märchen weiterschreiben. «Ich muss versuchen, mein Spiel zu spielen und den Fokus auf mich richten», so der Plan. «Er ist ein schneller Spieler, ich darf sein Tempo nicht annehmen und muss in meinen Flow kommen.» Sollte ihm dies gelingen, könne er ein ebenbürtiger Gegner sein.
Kurioser Zufall um WM-Gegner
Dass er ausgerechnet gegen den Holländer spielt, sei ein «riesiger Zufall». Denn der 36-Jährige sei einer der ersten gewesen, die ihn zur erfolgreichen WM-Qualifikation beglückwünscht haben. «Als die Auslosung bekannt war, habe ich sofort Sarah angerufen. Das Telefonat war eher kurz, ich glaube nicht, dass sie dieses Duell wollte», erzählt Bellmont lachend.
Wie er ausführt, kennen sich seine Partnerin und Wattimena schon seit langem. Sie habe früher selbst in der Darts-Organisation BDO (heute WDF) gespielt, ihre Mutter war Nationaltrainerin. Auch Wattimena sei damals vielfach an den gleichen Turnieren unterwegs gewesen, weshalb man immer mehr in Kontakt getreten sei. «Es ging keine zwei Minuten, da hat Wattimena ihr geschrieben», verrät Bellmont.
Sollte der Chamer die Hürde meistern, stünde am Montagnachmittag die Zweitrundenpartie gegen den vierfachen WM-Halbfinalisten James Wade (Weltnummer 16) an. Der Heimflug ist für Dienstag gebucht, egal was passiert. Eine allfällige dritte Runde würde erst nach Weihnachten stattfinden. Bellmont: «Ich würde sehr gerne nochmals rüberfliegen.»