Erst schnauzt Anthony Joshua (32) seinen Gegner Oleksandr Usyk (35) an, dann rechtfertigt sich der Brite für seine Niederlage gegen den Ukrainer, dann huldigt er den alten und neuen WBA-, IBF- und WBO-Weltmeister. Ein Auftritt, der die Box-Welt irritiert zurücklässt.
Aber von vorne. Der 32-Jährige scheint gar nicht einverstanden mit dem Entscheid, dass Usyk als Sieger aus dem Rückkampf hervorgeht. Joshua wirft zwei der drei WM-Gürtel aus dem Ring und stürmt in Richtung Kabine. Doch er kommt zurück. Sein Ziel: Usyk.
Er stellt sich vor den Ukrainer und sagt: «Du bist nicht stark, wie hast du mich geschlagen? Wie? Ich habe Fähigkeiten. Ich hatte Charakter und Entschlossenheit.» Der sichtlich verdutzte Champion versucht, seinen Gegner zu beruhigen und sucht das Gespräch. Doch Joshua wendet sich ab und will ein Mikro.
«War auf dem Weg ins Gefängnis»
Statt der Siegesrede hört das Publikum nun den Verlierer. «Wenn ihr meine Geschichte kennen würdet, könntet ihr die Leidenschaft verstehen», beginnt er. Er habe kein «gigantisches Talent», war «auf dem Weg ins Gefängnis», blieb «auf Kaution frei» und fing an, «wie blöd zu trainieren».
Nach der Konfrontation und der Rechtfertigung folgt die Huldigung. «Dieser Typ hier ist ein phänomenales Talent», schreit Joshua ins Mikro und will, dass das Publikum ihn hochleben lässt. Es folgt ein fünffaches «Hipp-Hipp-Hurra». Zum Schluss seiner wirren Rede zollt er Usyk seinen Respekt, dass dieser trotz des Krieges in der Ukraine seine Titel verteidigt hat. (che)