Der Boxweltverband IBA lässt Sportler aus Russland und Belarus wieder zu seinen Wettkämpfen zu. Das hat der Verwaltungsrat des Verbandes am Mittwoch beschlossen. Die Sportler dieser Länder dürfen sogar unter ihren Nationalflaggen antreten. Bei Siegen werden auch ihre Nationalhymnen gespielt.
Den Entscheid kündigte der Verbands-Präsident Umar Kremlew, ein Russe, beim Kongress des Verbandes vor eineinhalb Wochen in Eriwan an. «Sowohl das IOC als auch die internationalen Verbände müssen alle Athleten schützen, und es sollte keine Diskriminierung aufgrund der Nationalität geben», sagte er. «Es ist unser aller Pflicht, Sport und Athleten von der Politik fernzuhalten.»
Damit stellt sich die IBA gegen die Vorgabe des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Sportler aus Russland und Belarus nach dem russischen Überfall auf die Ukraine von internationalen Wettkämpfen möglichst auszuschliessen. Nachdem das IOC dem Verband fehlende Fortschritte und Transparenz bei Führung und Finanzen vorwarf und Boxen bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles zu streichen droht, scheint Kremlew alle Zurückhaltung aufzugeben. Der Russe sieht sich gestärkt, weil er beim Kongress von 75 Prozent der 155 abstimmenden Nationalverbände als Präsident bestätigt wurde. Kremlew scheint bereit zu sein, Boxen notfalls ohne eine olympische Zukunft weltweit zu organisieren.
Seit Kremlew Präsident ist, werden mit Hilfe des russischen Energie-Unternehmens Gazprom hohe Preisgelder bei Weltmeisterschaften gezahlt. Die nationalen Verbände profitieren ebenfalls. (SDA)