Seine Tochter führte ihm wohl den grössten Schmerz seines Lebens zu und ist gleichzeitig verantwortlich für seinen Höhenflug in der Box-Welt. Die Geschichte des Amerikaners Caleb Plant (29) ist bemerkenswert.
Bereits als Jugendlicher ist er über beide Ohren verschuldet und regelmässiger Gast im Krankenhaus. Sein Vater erkennt, in welch dramatischer Situation sich sein Sohn befindet und baut mit eigenen Kräften einen Boxring in seinem Garten auf. Als erster Trainer bringt er Caleb die Grundlagen des Kämpfens bei. Die Amateurkarriere läuft erfolgsversprechend an.
Tödliche Krankheit seiner Tochter
Eine vernichtende Ärzte-Diagnose stellt sein Leben im Alter von 20 Jahren jedoch auf den Kopf. Bei seiner neugeborenen Tochter wird ein Cyclohydrolase-Mangel festgestellt. Erst rund zwanzig Fälle dieser Krankheit sind weltweit bekannt. «Sie hatte eine Art Hirnschaden, sie hatte keine motorischen Fähigkeiten, sie konnte sich nicht aufsetzen, sie konnte ihren Kopf nicht hochhalten, sie konnte keine Faust machen», sagt der Boxer.
Seine damalige Frau kündet ihren Job. Die Box-Einnahmen des Amerikaners werden plötzlich überlebenswichtig. «Als ich die Kämpfe jeweils begann, dachte ich nur an meine Tochter. Die Namen meiner Gegner interessierten mich nicht.»
Seinem Kind verspricht er, dass sie seinen Weltmeistertitel noch miterleben wird. «Leider ist sie am 29. Januar 2015 um 10:55 Uhr verstorben,» sagt er sichtlich mitgenommen. Fünf Wochen nach ihrem Tod steigt er in den Ring, schlägt seinen Gegner K.o. und bringt den Weltmeister-Gürtel an ihr Grab.
Ex-Frau lässt kein gutes Haar an ihm
Es sollte nicht der einzige Schicksalsschlag bleiben. Einen Monat nach dem Verlust seines Kindes wird seine Mutter von einem Polizisten erschossen. Die Tragödien ruinieren die Beziehung zu seiner Frau. Im Nachhinein lässt sie ihren Ex-Mann nicht im besten Licht erscheinen.
«Das Baby ist am 7. Mai zur Welt gekommen und Caleb ist in der Nacht auf den 9. Mai abgereist. Wenn es ums Boxen ging, dann war alles andere plötzlich zweitrangig», erzählt sie. Seine Aussage, dass er in einem Raum voller Ärzte gesessen ist und die Message über die Krankheit seiner Tochter erfahren hat, «stimmt zu 100 Prozent nicht, denn er war nicht in der Stadt, als ich die Nachricht erhielt,» sagt seine Ex-Frau enttäuscht.
Am Abend des 7. Novembers steigt der Weltmeister im Supermittelgewicht wieder in den Ring. In Las Vegas geht der Kampf gegen den Mexikaner Saul Alvarez (31) über die Bühne. Sein Fokus liegt wieder oder wie immer auf dem Boxsport. (nab)