Es ist der härteste Kampf seines Lebens. Der ukrainische Boxweltmeister im Schwergewicht Oleksandr Usyk stellt sich den russischen Truppen entgegen. Er hat sich dem ukrainischen Verteidigungsbataillon angeschlossen. Das sagt der 35-Jährige dem US-amerikanischen TV-Sender CNN.
Als Putin den Krieg gegen Usyks Heimatland lostrat, war der Boxer in London, um eine Sequenz für ein bevorstehendes Videospiel zu drehen. Als Usyk von der dramatischen Situation in seinem Heimatland erfahren hat, gab es für ihn kein Halten mehr: «Ich wollte unbedingt nach Hause», zu seiner Familie, seinen Kindern. Weil in der Ukraine die Flughäfen bereits geschlossen sind, suchte er nach anderen Lösungen. Seine Route führte ihn über den Flughafen von Warschau. In Polen gelandet, nahm er eine 800 Kilometer lange Autofahrt über die Grenze nach Kiew in Angriff.
«...dann habe ich keine Wahl»
Nun ist er zurück in der Heimat und mitten im Krieg. «Die Bombardierungen sind verrückt. Die spielen keine Spielchen!» Während der Videoschaltung aus einem Keller in Kiew sind im Hintergrund die drei Kinder des Boxers zu hören. «Wir versuchen die Stimmung für unsere Kinder so locker wie möglich zu halten», sagt ein sichtlich entsetzter und mitgenommener Usyk.
Immer wieder muss sich die Familie aufgrund von Luftangriffsalarmen verstecken. Der Feind kommt immer näher – eine Konfrontation ist unvermeidbar. Ist Usyk bereit, russische Soldaten zu töten? «Wenn sie mir oder meinen Angehörigen das Leben nehmen wollen, werde ich das tun müssen», sagte er. «Aber das will ich nicht. Ich will nicht schiessen, ich will niemanden töten, aber wenn sie mich töten wollen, dann habe ich keine Wahl.»
Usyk hat keine Angst
«Vielleicht klingt das sentimental», erklärt Usyk, «aber meine Seele gehört dem Herrn und mein Körper und meine Ehre gehören meinem Land, meiner Familie. Es gibt also keine Angst, absolut keine Angst. Ich bin nur verblüfft – wie kann so etwas im 21. Jahrhundert geschehen?»
Nun tauscht Usyk seine Boxhandschuhe gegen das Sturmgewehr ein. Es wird ein Kampf um Leben und Tod. «Mein Land und meine Ehre sind mir wichtiger als ein WM-Gürtel.»