Kürzlich bekam Clint Capela (27) das grösste Kompliment, das ein Basketball-Profi kriegen kann. Monty Williams, Trainer beim NBA-Topteam Phoenix, sagte Anfang Mai über ihn: «Er ist diese Saison einer der besten Spieler der Liga. Er bekommt nicht viel Anerkennung in diesem Bereich, aber er es gibt kaum einen Spieler, der für sein Team so wichtig ist.»
Williams weiss, wovon er spricht. Niemand hat in der Qualifikation mehr Rebounds pro Spiel geholt als Capela, nur drei weitere NBA-Stars kommen wie er auf mindestens zwei Blocks pro Partie. Seit der Schweizer nach seinem Transfer von den Houston Rockets für Atlanta spielt, hält die Abwehr der Hawks dicht. Und vorne ergänzt er sich mit dem jungen Spielmacher Trae Young ideal.
«Ich glaube, niemand hat erwartet, dass wir stehen, wo wir stehen», sagt auch Atlantas Trainer Nate McMillan. Zum ersten Mal seit 2017 sind die Hawks wieder in den Playoffs. «Clint ist dafür wahrscheinlich Grund Nummer 1.»
Capela bellt auch, wenn es sein muss
Es ist der nächste Schritt in der Traum-Karriere des Jungen aus Genf, der aus armen Verhältnissen stammt, jahrelang in einem Pflegeheim lebte und erst nach Frankreich und dann in die USA auszog, um die Basketball-Welt zu erobern.
Das tut er nun – und zwar nicht nur mit krachenden Dunks und schmetternden Blocks. Sondern auch mit seiner Persönlichkeit. Denn Capela ist nicht nur auf dem Parkett Gold wert für die Hawks. In der Kabine des jungen Teams ist er einer der alten Hasen. «Ich achte darauf, dass wir es nach einem grossen Sieg nicht zu locker nehmen», sagt Capela zu Blick. «Ich belle die Jungs schon mal an, dass sie weiter dran bleiben.»
Schafft es Atlanta dank Monopoly zum grossen Wurf?
Für den Teamzusammenhalt hat er eine Monopoly-Gruppe gegründet, das Brettspiel ist auch auf Auswärtsreisen im Hotel dabei. Das alles hat seinen Grund: Bei seinem alten Team konnten sich die Stars irgendwann nicht mehr riechen. «In Houston war Kommunikation ein Problem», so Capela zu «ESPN». «Entweder wollten sie nicht miteinander reden, oder sie wussten nicht wie. Ich habe gelernt: Man muss einfach miteinander reden.»
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Dafür sorgt der Schweizer nun. Und erhält nun die Chance, es in den Playoffs seinen Kritikern zu zeigen: In Houston schickten sie ihn damals weg, weil man ihm nicht zutraute, in den wichtigen Spielen gegen die stärksten Gegner zu bestehen. Ab Sonntag gegen die New York Knicks kann er zeigen, dass er nicht nur in der Quali gelobt werden muss – sondern auch in der K.o.-Phase einer der Grossen ist.