Wenn Clint Capela (26) in bald sieben Jahren in Nordamerika etwas gelernt hat, dann das: Schweizer Bescheidenheit bringt einen in der NBA nicht weiter. Der Genfer sorgt nicht nur mit krachenden Dunks für Spektakel. Er dominiert in dieser Saison unter den Körben der besten Basketball-Liga der Welt, räumt auf, krallt sich nahezu alles, was nicht sofort im Netz zappelt.
Und ab sofort lässt nicht mehr nur die Taten für sich sprechen. «Ich bin der beste Rebounder der Liga», meldet Capela selbstbewusst per Zoom-Schaltung aus Atlanta. Die Zahlen geben ihm recht: Mit 14,3 Rebounds pro Spiel ist er in dieser Kategorie die Nummer 1 der NBA. Seine Atlanta Hawks, letztes Jahr ein defensiver Trümmerhaufen, sind plötzlich stabil, obwohl eine Reihe von Teamstützen langfristig ausfallen. Die Gegner haben mittlerweile mehr Respekt, suchen den Abschluss aus grösserer Distanz. Hauptverantwortlich für all dies: Capela.
Sein Trainer attestiert ihm Elite-Level
«Er macht für uns den Unterschied», sagt Teamkollege Kevin Huerter zu «The Athletic». Trainer Nate McMillan sieht Capelas Qualitäten in der Abwehr auf «Elite»-Level. So langsam dämmert in den USA auch dem Sport-Mainstream: Der Schweizer ist ein Kandidat als «Defensive Player of the Year», als bester Defensivspieler der Liga.
Holt nach Hockey-Star Roman Josi, der die Norris Trophy als bester NHL-Verteidiger gewann, nun also auch ein Schweizer die Basketball-Version davon? «Ich komme für diesen Preis definitiv in Frage», sagt Capela auf Blick-Nachfrage. «Ich bin der beste Defensiv-Center, spiele sehr effizient, dazu sehr aktiv.»
Gobert und Simmons sind die härtesten Konkurrenten
Noch sind die Favoriten auf die Auszeichnung andere: Utahs Franzose Rudy Gobert (28) oder Philadelphias Australier Ben Simmons (24) etwa. Capela sagt: «Ich muss mich immer noch bestätigen.»
So wie es derzeit läuft, dürfte er auch in den Playoffs eine Gelegenheit zur Bestätigung bekommen. Denn Abwehrmonster Capela, der als Atlanta-Anführer dafür sorgt, «die Jungs in die Verantwortung zu nehmen», hat mitgeholfen, seine Hawks auf einen Playoff-Platz zu wuchten. «Wir haben mittlerweile ein gutes Selbstvertrauen. Damit ist vieles möglich.»