So verblüfft ist Capela über das Spiel seines Lebens
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«Was? Seit 17 Jahren?»:So verblüfft ist Capela über das Spiel seines Lebens

Clint Capela ist reif fürs All-Star-Team
Auf Augenhöhe mit den Legenden

Clint Capela verzückt in Atlanta Trainer, Mitspieler und Fans. Nun könnte der Schweizer ein All-Star werden. Die historischen Rekorde dafür hat er schon geknackt.
Publiziert: 05.02.2021 um 16:15 Uhr
|
Aktualisiert: 03.05.2021 um 12:02 Uhr
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Herr der Lüfte: Clint Capela auf dem Weg zum Korb.
Foto: NBAE via Getty Images
Emanuel Gisi

Die Gesellschaft könnte schwindelerregender nicht sein: Kareem Abdul-Jabbar, Shaquille O’Neal, Dikembe Mutombo, Patrick Ewing. Als Clint Capela (26) Ende Januar durchstartet, katapultiert er sich auf Augenhöhe mit den Legenden der NBA.

Am 20. und 22. Januar schnappt sich der Schweizer Center der Atlanta Hawks in den zwei Spielen gegen Detroit und Minnesota 45 Rebounds und blockt 15 gegnerische Würfe ab. Das klingt nach viel, bei Tageslicht betrachtet ist es der helle Wahnsinn: In der Geschichte der NBA hat das vor ihm erst einer geschafft. Abdul-Jabbar, vor 46 Jahren (47 Rebounds, 17), der Mann, der für eine Reihe von Experten, darunter Trainer-Legende Pat Riley (5 Meistertitel mit den Los Angeles Lakers und Miami) der beste Basketballer der Geschichte ist. Vor Michael Jordan.

«Ich liebe, was ich tue und wie es gerade läuft», sagt Capela zu BLICK. «Ich geniesse diesen Lauf.» Natürlich wird er in seiner Karriere nicht zu Abdul-Jabbar oder Shaq in die ewigen Top 10 der NBA vorstossen. Aber der Genfer beweist, dass er in der Gegenwart ein Center ist, der ein Team prägen kann. Als Leistungsträger auf dem Parkett, als Führungsspieler daneben. «Ich habe nie jemanden trainiert, der konnte, was er kann», sagt Atlanta-Coach Lloyd Pierce. «Er ist grossartig und mit jedem Spiel wird sein Selbstvertrauen grösser», so Capelas Chef.

Capela katapultiert die Atlanta-Abwehr in die Top 10

Unter dem Korb dominiert der Genfer die Liga, einzig Clevelands André Drummond hat hat in dieser Saison pro Spiel mehr Rebounds gepflückt, also Bälle abgefangen, als Capela. Waren die Hawks letzte Saison in der Abwehr die Nummer 28 (von 30 Teams) in der NBA, sind sie jetzt in den Top 10. Dank Capela, der unter dem Korb die Angriffe abschmettert. «Er ist unser Anker», sagt Pierce. Dazu sieht sich der 2,08-m-Riese als Mentor für die jüngeren Spieler. Den talentierten John Collins (23), ebenfalls ein körperlich starker Athleten, hat er bereits unter seine Fittiche genommen, geht nach den Spielen mit ihm in den Kraftraum. Dem Megatalent Trae Young (22) versucht er mit seinen Routinen und seiner Verlässlichkeit ein Vorbild zu sein.

Wie beliebt Capela in seiner ersten Saison nach dem Transfer aus Houston im neuen Team ist, zeigt sich, als er im Spiel gegen Minnesota auf Kurs für zehn Blocks ist. «Die Kollegen haben mich alle angefeuert wie die Verrückten», erzählt der Schweizer mit einem breiten Grinsen im Gesicht. «Die sind auf der Bank fast durchgedreht.» Verständlich: «Zehn Blocks sind schwierig zu erreichen, wenn du die Chance bekommst, musst du sie packen. Ich hätte mich sehr geärgert, wenn ich sie verpasst hätte.»

«Er hat All-Star-Werte»

So langsam aber sicher sprechen sich die Leistungen in der Liga herum. «Er hat All-Star-Werte», urteilt zum Beispiel Chris Haynes, NBA-Reporter bei «Yahoo» und Gastgeber des «Posted Up»-Podcasts, wenn er die Leistung von Capela in dieser Spielzeit beurteilt.

Statistiken Clint Capela (Stand: 5.2.2021)

Rebounds pro Spiel

1. André Drummond (Cleveland) 14.6
2. Clint Capela (Atlanta) 14.5
3. Rudy Gobert (Utah) 13.4

Offensiv-Rebounds total

1. Clint Capela (Atlanta) 93
2. Mitchell Robinson (New York) 87
3. Enes Kanter (Portland) 86

Effizienz Offensiv-Rebounds

1. Enes Kanter (Portland) 17,6%
2. Clint Capela (Atlanta) 17,5%
3. André Drummond (Cleveland) und Steven Adams (New Orleans) 15,5%

Effizienz Defensiv-Rebounds

1. André Drummond (Cleveland) 39,5%
2. Clint Capela (Atlanta) 33,7%
3. Enes Kanter (Portland) 32,3%

Blocks pro Spiel

1. Myles Turner (Indiana) 3.8
2. Rudy Gobert (Utah) 2.6
3. Clint Capela (Atlanta) 2.3

Rebounds pro Spiel

1. André Drummond (Cleveland) 14.6
2. Clint Capela (Atlanta) 14.5
3. Rudy Gobert (Utah) 13.4

Offensiv-Rebounds total

1. Clint Capela (Atlanta) 93
2. Mitchell Robinson (New York) 87
3. Enes Kanter (Portland) 86

Effizienz Offensiv-Rebounds

1. Enes Kanter (Portland) 17,6%
2. Clint Capela (Atlanta) 17,5%
3. André Drummond (Cleveland) und Steven Adams (New Orleans) 15,5%

Effizienz Defensiv-Rebounds

1. André Drummond (Cleveland) 39,5%
2. Clint Capela (Atlanta) 33,7%
3. Enes Kanter (Portland) 32,3%

Blocks pro Spiel

1. Myles Turner (Indiana) 3.8
2. Rudy Gobert (Utah) 2.6
3. Clint Capela (Atlanta) 2.3

Die Hawks haben ein Video auf Instagram geladen, das Capelas Stärken zusammenfasst. Titel: «Gründe, warum Clint Capela ein All-Star ist.» Darin aufgeführt: Seine Rebounds, seine Blocks, seine über 13 Punkte, die er pro Spiel im Schnitt erzielt. Und: «Er ist der beste Tänzer der Liga.» Das ist lustig – und es zeigt, wie sehr sie in Atlanta den Schweizer schon ins Herz geschlossen haben.

Wie gut sind seine Chancen fürs All-Star-Team?

Die grosse Frage ist tatsächlich: Wird Capela ins All-Star-Team gewählt? Seit ein paar Tagen können die Fans abstimmen, ihre Stimme zählt zur Hälfte, je 25 Prozent der Votes wird von Journalisten und NBA-Spielern kommen. «Ich bin selbstbewusst genug, um zu wissen, was ich kann. Ich will stabil bleiben, weiter meine Leistung zeigen», sagt er.

Er weiss: Die All-Star-Wahl ist immer auch ein Beliebtheitswettbewerb. Beeinflussen kann er ihn nur zum Teil.

Und es gibt sie, die Kritiker, die bemängeln, dass Capela sich immer noch keinen Wurf aus der Mitteldistanz angeeignet hat, der ihn noch schwieriger ausrechenbar machen würde. Capela kontert mit einem Strahlen: «Wenn ich den Ball in der Mitteldistanz bekomme, dann will ich über meinen Gegenspieler drüberdunken. Dunken macht viel mehr Spass.» Und spektakulärer ist es noch dazu. Aber der Schweizer weiss auch: Mehr Möglichkeiten sind besser. Für ihn und fürs Team. «Ich arbeite daran», sagt er darum ganz ernsthaft. «Ich werde nichts erzwingen, aber vielleicht kommt der neue Wurf irgendwann.» Dann müssen sich alle noch ein bisschen mehr in acht nehmen, die aktuellen Gegner und die Legenden.

Jetzt muss Federer ran

Das All-Star-Game in der NBA bedeutet Glitzer, Glamour und vor allem Prestige. Wer von Fans, Medien und Basketball-Kollegen als würdig auserkoren wird, seine Conference zu vertreten, hat es endgültig geschafft. Er gehört zu den Grossen in der besten Liga der Welt.

Was man aber wissen muss: Die Wahlen fürs All-Star-Game sind immer auch ein kleiner Beliebtheitswettbewerb. Wahlen eben. Und das ist Capelas Problem. Er ist Schweizer, spielte nicht an einer grossen Basketball-Uni fürs College-Team, kam erst 2014 mit 20 Jahren in die USA und galt für viele Beobachter in Houston als Profiteur davon, dass er an der Seite von Superstar James Harden spielen durfte.

Dass er mehr ist als das, beweist er spätestens in der laufenden Saison, seiner ersten für die Atlanta Hawks. Aber wer kann Capela nun zu seinem Recht verhelfen? Die Antwort: Roger Federer.

Klingt lustig, ist aber trotzdem ein bisschen ernst gemeint: Der Baselbieter mag Basketball (seine Verehrung für Michael Jordan ist wohldokumentiert), als Spitzenathlet kann er Capelas Leistung korrekt einschätzen, die Stimme des besten Tennis-Spielers der Geschichte hat überall in der Sportwelt Gewicht und Federer liebt es, Schweizer Sportlern einen kleinen Boost zu verleihen. Eine kleine Social-Media-Kampagne von Federer für Capela – und die All-Star-Selektion ist greifbar. Klarer Fall: Roger Federer, übernehmen Sie!

Das All-Star-Game in der NBA bedeutet Glitzer, Glamour und vor allem Prestige. Wer von Fans, Medien und Basketball-Kollegen als würdig auserkoren wird, seine Conference zu vertreten, hat es endgültig geschafft. Er gehört zu den Grossen in der besten Liga der Welt.

Was man aber wissen muss: Die Wahlen fürs All-Star-Game sind immer auch ein kleiner Beliebtheitswettbewerb. Wahlen eben. Und das ist Capelas Problem. Er ist Schweizer, spielte nicht an einer grossen Basketball-Uni fürs College-Team, kam erst 2014 mit 20 Jahren in die USA und galt für viele Beobachter in Houston als Profiteur davon, dass er an der Seite von Superstar James Harden spielen durfte.

Dass er mehr ist als das, beweist er spätestens in der laufenden Saison, seiner ersten für die Atlanta Hawks. Aber wer kann Capela nun zu seinem Recht verhelfen? Die Antwort: Roger Federer.

Klingt lustig, ist aber trotzdem ein bisschen ernst gemeint: Der Baselbieter mag Basketball (seine Verehrung für Michael Jordan ist wohldokumentiert), als Spitzenathlet kann er Capelas Leistung korrekt einschätzen, die Stimme des besten Tennis-Spielers der Geschichte hat überall in der Sportwelt Gewicht und Federer liebt es, Schweizer Sportlern einen kleinen Boost zu verleihen. Eine kleine Social-Media-Kampagne von Federer für Capela – und die All-Star-Selektion ist greifbar. Klarer Fall: Roger Federer, übernehmen Sie!

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