Vor ein paar Jahren staunte die US-Sportwelt über Brittney Griner (31): Die Basketballerin verzückte mit ihren Leistungen im College, stellte Rekorde auf, wurde an erster Stelle im Draft der US-Profiliga WNBA gezogen.
Und dann war da noch dieser verrückte Fakt: Ihre Hände sind angeblich grösser als die von Basketball-Superstar LeBron James.
Mittlerweile ist die Geschichte von Griner auf der ganzen Welt ähnlich bekannt wie jene des besten Basketballers der Gegenwart. Aus traurigem Grund: Seit wenigen Tagen sitzt die 2,06-m-Riesin in Russland in Haft. Die Profi-Basketballerin aus Texas (USA) habe einen Verdampfer und Cannabis-Öl im Gepäck gehabt, melden die russischen Behörden. Ihr drohen wegen angeblichem Drogenschmuggel bis zu 10 Jahre Haft. Pentagon-Insider spekulieren in US-Medien, dass die Amerikanerin eine politische Geisel werden könnte. Dass der russische Autokrat Wladimir Putin sie als Druckmittel einsetzen werde.
Wie es mit ihr weitergeht? Ungewiss.
Es muss einer der härtesten Momente in Griners Leben sein. Auch wenn sie in den drei Jahrzehnten zuvor bereits einiges durchgemacht hat. Griner stach immer schon heraus. Schon nur, weil sie grösser war. «Ich wurde als Freak bezeichnet, weil ich anders war», erinnerte sie sich einst an ihre Schulzeit, in der sie heftig gemobbt wurde. «Dabei will man als Kind doch einfach reinpassen.» Gar nicht so einfach, wenn man einen Kopf grösser als alle anderen ist, inklusive den Jungs in der Klasse.
Ihr Vater schmiss sie nach dem Outing raus
«Es wurde richtig hart», so Griner. Sogar über Suizid dachte sie nach. «Warum bin ich hier?», fragte sie sich. «Es sollte vorbei sein, ich will nicht mehr weitermachen.» Heute sagt sie: «Ich weiss nicht, wie ich es damals geschafft habe. Ich weiss nur, dass ich es nicht noch einmal könnte.»
In ihrem ersten Jahr in der High School outet sie sich als lesbisch. Mutter Sandra nimmt die Nachricht gelassen auf. Ihr Vater Ray ganz und gar nicht: Er schmeisst sie kurzerhand raus. «Es hat mich hart gemacht», sagt Griner heute.
Basketball war ihr Ausweg
Was ihr half? Basketball. «Es war mein Ausweg. Da konnte ich mich frei fühlen. Weil es keine Rolle spielt, wie ich mich anziehe und wie ich aussehe. Alles was zählte, war, dass ich den Ball in den Korb werfe.»
Sie macht daraus eine Karriere, spielt Profi-Basketball in den USA, spielt in Russland und in China. 2014 passiert dort Ungeheuerliches: Als sie mit Teamkolleginnen in der 8-Millionen-Stadt Shenyang unterwegs ist, wird sie von einem Mann mit einem Messer attackiert. Auf offener Strasse. Aber sie hat Glück, verletzt sich nur leicht.
Und jetzt die drohende Gefängnisstrafe in Russland. Ihre Ehefrau Cherelle zittert zuhause um Griner. «Mein Herz setzt jeden Tag, den du nicht bei uns ist, kurz aus», schreibt sie auf Instagram. «Es gibt keine Worte, die meinen Schmerz beschreiben können.» (eg)