Als vor ein paar Wochen die Denver Broncos ohne Quarterback spielen mussten, war dem letzten Fan klar: Diese NFL-Saison ist eine seltsame Veranstaltung. Von den vier Passern, die das Team aus Colorado im Kader hatte, fielen alle aus – einer hatte sich mit Covid-19 infiziert, die anderen drei wurden als enge Kontaktpersonen aus dem Verkehr gezogen und isoliert.
Der bemitleidenswerte Kendall Hinton (23), eigentlich Passfänger in der Reservemannschaft, versuchte sich im Spiel gegen die New Orleans Saints stattdessen als Quarterback. Seine Bilanz: Von 9 Passversuchen landete einer beim Mitspieler. Raumgewinn: 13 Yards. Dazu 2 Pässe zum Gegner. Am Ende verloren die Broncos 3:31.
San Francisco im Exil
Die Episode steht exemplarisch für das Chaos, das wegen Covid-19 in der Liga herrscht. Dauernd werden Spiele abgesagt und verschoben, Stars werden in Quarantäne geschickt, ganze Mannschaftsteile befinden sich zeitweise in Isolation.
Manche Teams müssen sogar ins Exil: Die San Francisco 49ers zum Beispiel dürfen im Moment wegen der hohen Fallzahlen im Santa Clara County vor den Toren von San Francisco auf dem heimischen Trainingsgelände weder trainieren noch spielen – sie sind vorläufig nach Phoenix, Arizona, ausgewichen.
«So viele Fans wie möglich»
NFL-Boss Roger Goodell hofft derweil weiter darauf, dass möglichst viele Fans im Februar beim Super Bowl im Stadion sein dürfen. In Tampa, wo am 7. Februar das Spiel um den NFL-Titel steigen soll, werden man «versuchen, unter Berücksichtigung der Sicherheit so viele Fans wie möglich in das Raymond James Stadium zu holen», sagte der Liga-Commissioner. Derzeit dürfen im 66'000er-Stadion bei Meisterschaftsspielen bis zu 16'000 Besucher eingelassen werden.
Mit einer raschen Impfung dürfen die NFL-Stars und ihre Trainer dagegen nicht rechnen. «Die Angestellten im Gesundheitswesen, Ersthelfer und Personen mit hohem Risiko haben Vorrang», so Goodell. Die NFL gehöre «nicht in diese Kategorien» und werde sich darum auch nicht um eine Vorzugsbehandlung bemühen, wenn die ersten Dosen des Impfstoffes verteilt würden. (red)