Er gibt einfach nicht auf. 2017 lief Colin Kaepernicks Vertrag als Quarterback bei den San Francisco 49ers aus. Einen neuen Job fand er nicht, der Mann, der 2013 noch im Super Bowl stand, wurde nach seinem Hymnen-Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt von US-Präsident Donald Trump öffentlich beschimpft und aus der National Football League gedrängt.
Sein Verdacht: Die 32 NFL-Teambesitzer hätten sich abgesprochen, um ihn aus der Liga draussen zu halten. Kaepernick ging vor Gericht, 2019 einigte man sich aussergerichtlich.
«Ich kann mithelfen, Spiele zu gewinnen»
Fünf Jahre später, 34 Jahre alt ist der 1,93-m-Riese mittlerweile, nimmt er noch einmal einen neuen Anlauf. Am Samstag warf er in der Pause eines Spiels der Uni Michigan, wo sein früherer Niners-Coach Jim Harbaugh arbeitet, ein paar Pässe. Beobachtet von Scouts, live im TV, in der Hoffnung, sich für einen neuen Arbeitgeber aufzudrängen.
«Ich kann einem Team helfen, besser zu werden, ich kann mithelfen, Spiele zu gewinnen», sagt Kaepernick dem Sender «WXYZ Detroit». «Ich weiss aber, dass ich im Moment nicht erwarten kann, in ein Team zu kommen und Stammspieler zu sein.»
Seattle ist an Kaepernick interessiert
Ob er tatsächlich noch einmal einen Vertrag bekommt? Die Fronten zwischen Liga und dem Ex-Star dürften trotz der aussergerichtlichen Einigung ziemlich verhärtet sein. Zumal sich die Frage stellt, was Kaepernick noch drauf hat: Ohne Gegenspieler ein paar Pässe zu werfen, ist das eine – nach über fünf Jahren ohne Ernstkampf auf höchstem Level als Mittdreissiger zurückzukehren, das andere.
Die Befürchtung, er sei eingerostet, treibe potenzielle Interessenten tatsächlich um, meldet «ESPN». Was ein bisschen ironisch ist: Die Weigerung der NFL-Teams, ihn in den letzten Jahren spielen zu lassen, sorgte schliesslich dafür, dass Kaepernick keine Spielpraxis mehr hat. Immerhin sollen die Seattle Seahawks grundsätzlich nicht abgeneigt sein, sich ihn einmal genauer anzuschauen.