Gelson Fernandes
Ex-Nati-Spieler Gelson Fernandes (33) kam als Fünfjähriger von den Kapverdischen Inseln in die Schweiz und spielt heute für Bundesligist Eintracht Frankfurt.
«Der Fall George Floyd schockiert mich zutiefst. Die Brutalität auf den Videos, jemanden so lange auf den Boden zu drücken, bis er stirbt, das ist etwas vom Schlimmsten, was ich je gesehen habe. Abscheulich. Und es macht mich sehr traurig, dass man das als Mensch im Jahr 2020 noch sehen muss.
Ich selber muss sagen, dass ich in der Schweiz kaum Rassismus zu spüren bekam. Und das, obwohl es damals in den Neunzigerjahren für die Menschen im Wallis nicht alltäglich war, einen dunkelhäutigen Mann zu sehen, als mein Vater und wir von den Kapverden in die Schweiz kamen. Er war einer der ersten Schwarzen im Wallis.
Das Schlimmste erlebte ich in Italien. Als ich in Udinese war, gab es Affenlaute gegen mich im Stadion. Als ich bei Chievo Verona spielte, wurde mir «dreckiger Neger» aufs Auto geschrieben. Ich war hilflos, verletzt und tief getroffen. Ich entschied mich, wieder in die Schweiz zurückzugehen und wechselte damals zu Sion.
In Deutschland wurde ich einmal beschimpft. Einer schrieb mir nach einer Roten Karte, die ich als Frankfurt-Spieler auf Schalke bekam: ‹Du bist ein Sohn von Affen. Ich hoffe, jemand beendet Deine Laufbahn. Du hättest ihn ernsthaft verletzen und seine Karriere zerstören können.› Und weiter steht darin: ‹Ich hoffe, Du wirst dafür bezahlen. Du bist nicht wirklich ein Schweizer. Du bist ein verdammter Flüchtling. Sohn einer Affen-Schlampe!› Aber das ist im Vergleich zu Amerika alles Pipifax, es sind nur Worte. Körperlich wurde ich nie angegriffen.
Meine Frau ist übrigens ebenfalls dunkelhäutig. Sie ist adoptiert und wurde in den USA geboren. Darum trifft sie der Fall Floyd auch besonders. Sie beschützt Amerika sonst immer, redet gut von ihrem Heimatland. Aber jetzt kann sie nicht mehr, denn die ganze Welt hat es gesehen.
Wir sind alles Menschen, alle gleich, keiner darf den anderen diskriminieren. Es ist genug!»
Amaru Schenkel
Ex-Sprinter Amaru Schenkel (32) wurde in Togo geboren und wuchs danach in der Schweiz bei Adoptiveltern auf.
«Der Fall Floyd war ein solidarischer Aufschrei der Menschheit. Ich finde es sehr gut, dass weltweit gleichzeitig darüber gesprochen und geschrieben wird. Rassismus und institutioneller Rassismus ist in den USA ein grosses Problem. Er ist leider gesellschaftlich verankert. Ob Amerika den richtigen Präsidenten hat, um dieses Problem anzugehen? Alle sagen Nein. Aber vielleicht ist Trump ja doch der ‹Richtige›. Je schlechter der Chef, desto solidarischer die Mitarbeiter. Ich hoffe, dass sich jetzt alle auf die Hinterbeine stellen.
Mit all den Solidaritätsbekundungen und emotionalen Tweets ist es nicht getan! Bei der Überwindung von Rassismus und Diskriminierung kommen wir als Gemeinschaft nur weiter, wenn der Empörung ob solcher Taten auch solidarische Taten folgen. Von jedem Einzelnen.
Alle müssen handeln und auf ihre Mitmenschen zugehen. Was es braucht? Respekt, mehr Neugier, Offenheit und weniger Angst! Dann bin ich optimistisch, dass es besser wird. In der Schweiz habe ich – im Gegensatz zu anderen in meinem Bekanntenkreis – nie gross Rassismus erlebt. In den USA dagegen schon. Einmal sass ich hinter dem Steuer, da nahm mich ein Polizist raus. Dieser stauchte mich verbal zusammen und behandelte mich wie einen Hund.
Als dann die hellhäutige Tochter meines Trainers auf dem Hintersitz das Fenster runterkurbelte und fragte, wo das Problem liege, meinte der Polizist plötzlich freundlich: ‹Nein, alles okay.› Und dann verabschiedete er sich. Das war nur eines von vielen Beispielen, die ich in den USA erlebt habe.»
Dave Sutter
Dave Sutter (28), Fribourg-Verteidiger, schweizerisch-kamerunischer Doppelbürger mit den Gardemassen 195 cm/96 kg.
«Rassismus musste ich auch schon am eigenen Leib erfahren. So schlimm wie in Amerika ist die Situation aber in der Schweiz nicht. Hier muss man zwar keine Angst vor der Polizei haben, doch das Profiling stimmt bei ihr überhaupt nicht. In Polizeikreisen bedeuten Schwarze sogleich Drogen. Das musste ich 2018, als ich noch bei den ZSC Lions spielte, selber erfahren. Es ist eine Geschichte, über die ich heute zum Glück auch schmunzeln kann.
Ich wohnte im Zürcher Glattpark, einer neuen Wohnsiedlung für Familien und ruhige Leute. Dennoch habe ich gerade dort erlebt, was es heisst, dunkelhäutig zu sein. Ich wollte eines Abends in den Ausgang, habe ein Uber-Taxi bestellt.
Ein paar Minuten später wurde ich abgeholt, freute mich, bald meine Freunde zu treffen – doch dazu kam es nicht. Wir waren gerade mal zwei Minuten unterwegs, als uns eine Polizeipatrouille stoppte. Die Uber-Lizenz des Fahrers wurde kontrolliert. Bei ihm war alles in Ordnung, dafür geriet ich in den Fokus. Ich musste aussteigen. Nach einem Ausweis oder nach meinem Namen wurde gar nicht gefragt. Und ich wollte mich zunächst nicht damit aus der Affäre ziehen, dass ich bei den ZSC Lions spiele.
Die Polizisten fragten mich hingegen, ob ich mit einer Leibesvisitation einverstanden bin. Die Anspannung stieg, und ich wollte wissen, was die alles mit mir anstellen werden, und stimmte zu. Natürlich haben sie nichts Unerlaubtes gefunden. Aber dann gingen sie noch einen Schritt weiter.
Sie führten mich hinter einen Wohnblock an eine dunkle, unübersichtliche Stelle, und ich musste meine Hose runterlassen. Auch die Unterhose. Gefunden haben sie auch da nichts. Doch als sie mir noch in den Allerwertesten schauen wollten, hat es mir gereicht, und ich habe interveniert! Ich sagte: So nicht, meine Herren, glauben Sie eigentlich, dass ein Spitzensportler mit Drogen etwas am Hut hat? Da kann ich ja gleich aufhören.
Jetzt wurden die beiden Polizisten hellhörig und verlangten endlich nach Namen und Ausweis. Das hätten sie ja auch früher machen können und mich durchchecken lassen, dachte ich. Dann ging alles ganz schnell, und ich konnte trotzdem noch in den Ausgang. Allerdings etwas geschockt. Zum Glück bin ich die ganze Zeit ruhig geblieben, und die Situation ist nie eskaliert.
Aber wie das Leben so spielt: Man sieht sich immer zweimal. Im April wurden wir mit den Lions Meister und im Bus durch die Stadt chauffiert – mit einer Polizei-Eskorte. Am Ziel angekommen stiegen wir aus dem Bus. Und wer stand zu meinem grossen Erstaunen vor mir? Jene zwei Polizisten, die mich damals kontrolliert hatten.
Sie haben mich sofort wiedererkannt und sich entschuldigt für den Vorfall ein paar Wochen zuvor. Die beiden haben mich sogar gefragt, ob sie ein Foto mit mir machen können. Als friedfertiger Mensch habe ich Ja gesagt. Ich hoffe, dass sie etwas fürs Leben gelernt haben und nicht weiter nach dem Motto ‹Schwarz gleich Drogen› durchs Leben gehen.»
Kevin Rüegg
Kevin Rüegg (21) ist Verteidiger beim FCZ. Seine Mutter kommt aus Kamerun, sein Vater ist Schweizer.
«Die ganze Welt hat die schrecklichen Bilder aus den USA rund um den Tod von George Floyd und deren Auswirkungen gesehen. Auch ich bin zutiefst schockiert und traurig. Ich hoffe jetzt, dass der Aufschrei im Volk nicht nur wenige Tage dauern wird, sondern dass sich wirklich etwas ändert. Die Solidarität mit der Protestbewegung ist weltweit ja riesig.
Ich befürchte aber, dass Tweets und Posts schnell wieder abnehmen und es bald wieder ruhig wird um George Floyd. Bis wieder ein neuer Vorfall passiert. Rassismus und Diskriminierung dürfen in unserer Gesellschaft aber keinen Platz haben.
Ich bin in Uster geboren und in Nänikon aufgewachsen. Als kleines Kind habe ich ab und zu auch das N-Wort hören müssen. Damals war mir die Bedeutung aber noch nicht bewusst. Als Teenager habe ich dann noch zwei-, dreimal rassistische Reaktionen im Zug erlebt. Ich merkte, wie man mich schräg angeschaut hat, weil ich in der 1. Klasse gesessen bin. Vielleicht war es auch wegen meines Alters, aber ich hatte das Gefühl, die Leute denken: ‹Was macht der denn hier?›
Im Schweizer Fussball habe ich nie Rassismus erfahren. Kein Gegenspieler hat sich bisher je in der Wortwahl ver tan – auch nicht in der Hitze des Gefechts. Im Ausland scheint dies anders zu sein. Zum Beispiel in Italien hört man teilweise Affenlaute in den Stadien, oder es fliegen auch mal Bananen von der Tribüne. Es schmerzt schon, wenn man sieht, wie sich solch ungebildete, feige Menschen in der Anonymität aufführen.»
Harald Cropt
Harald Cropt (37) war der erste dunkelhäutige Schwinger. Er ist der Sohn eines Waadtländer Winzers und einer Ärztin aus Haiti.
«Als Schwarzer im Schweizer Nationalsport Schwingen fällst du unweigerlich auf. Ich habe das immer als etwas Gutes zu sehen versucht: Nach ein paar Jahren hat mich auf den Schwingplätzen jeder gekannt, jeder wusste, wer ich bin.
Natürlich gab es am Anfang das eine oder andere Problem. Nicht im Welschland, wo ich herkomme, aber bei Schwingfesten in der Ostschweiz oder in der Innerschweiz, wo die Leute konservativer sind, ist schon der eine oder andere Spruch gefallen. Nie mir gegenüber – aber meine Frau und meine Kollegen, die im Publikum sassen, bekamen mit, wie der eine oder andere laut gefragt hat: ‹Was macht der da mit unserem Sport? Das ist nicht einer von uns.›
Das kam vor, bis sie mich kannten, über die Jahre hat es sich dann gelegt. Mit den Schwingern gab es sowieso nie Ärger, wir sind alle Sportler und kämpfen um den Sieg, -danach reicht man sich die Hand, meine Hautfarbe war nie ein Thema. Darum habe ich praktisch nur gute Erinnerungen an meine Aktivzeit. Und auch nach dem Karriereende bleibst du Teil der Schwingerfamilie, du lernst -viele tolle Leute kennen, knüpfst Freundschaften: Ich bin Winzer in Ollon, im Kanton Waadt, heute kommen Schwingklubs aus der ganzen Schweiz auf Ausflügen zu Besuch aufs Weingut. Das bleibt.
Natürlich erlebe ich im Alltag Rassismus. Wenn du mit den Kollegen vom Snowboard-Klub aus Frankreich zurückkommst und an der Grenze als Einziger aller Insassen im Bus die ID -zeigen musst – das tut weh. Aber es kommt nun mal vor. Ich bin schwarz, ich kann dagegen nichts tun. Und will das auch nicht. Wie gesagt, ich versuche mein anderes Aussehen positiv zu sehen.
Grössere Sorgen macht mir die Situation in den USA. Meine Mutter stammt aus Haiti, wir - haben Verwandte in Miami. Es ist furchtbar. Ich hatte Hoffnung, dass sich etwas bewegt, als Obama Präsident wurde. Aber mit einem Präsidenten wie Trump an der Macht bin ich -ratlos, wie das Rassismus-Problem ernsthaft gelöst werden soll. Die Schweiz ist in dieser Hinsicht im Vergleich wahrlich ein Paradies.»
Johan Djourou
Nati-Spieler Johan Djourou (33) spielt für Neuchâtel Xamax. Seine Mutter ist Westschweizerin, sein Vater stammt aus der Elfenbeinküste.
«Es war schrecklich, dieses Video zu sehen. Doch noch verstörender war dasjenige des beim Joggen erschossenen Afroamerikaners. Das war ja wie ein Lynchmord! Was mich am Fall Floyd besonders irritierte: Der Typ, der ihn niederdrückte, wirkte so friedlich. Und doch zeigte er null Barmherzigkeit für den längst regungslosen Mann.
Dass es dann Revolten gab, überrascht nun nicht. Überraschend war vielmehr, dass diese nicht schon früher ausbrachen. Dass es dabei zu Exzessen kam, ist auch nicht zu tolerieren. Doch das hatte seine Gründe. Zum einen die exzessive Polizeigewalt, einmal mehr. Zum anderen nutzten viele Krawallmacher die Bühne der Demonstrationen, um Ausschreitungen zu provozieren.
Was wichtig ist zu betonen: Es ist nicht hauptsächlich ein Problem Schwarz gegen Weiss. Es ist ein systemimmanentes Problem der USA, das sich aber auch in anderen Ländern wiederfindet, so auch in Frankreich. Und dieses Problem heisst Ungleichheit. Ein Beispiel: Wenn ein Afroamerikaner vor Gericht steht, wird er nicht gleich behandelt wie ein Weisser. Aber auch das ist ungleich: Arme können sich keine Sozialversicherungen leisten.
Dabei gibt es schon Sparten, in denen Afroamerikaner stark sind. In der Kultur, im Sport. Dort kann das Problem der Ungleichheit auf die Seite gelegt werden. Nur können Sportler und Künstler zu wenig bewirken, wenn sie die Missstände anprangern. Sie sind keine Politiker. Und wenn einer das mit derartiger Vehemenz macht wie American-Football-Star Colin Kaepernick, muss er unter den Folgen seiner Meinungsäusserung leiden: Seit vier Jahren hat ihn kein NFL-Verein mehr unter Vertrag genommen. Auch hier hat das System gesiegt.
Ich selber habe meine Wut in Instagram-Posts zum Ausdruck gebracht, weil ich will, dass möglichst viele Menschen wissen, was abläuft. Und ich muss meinen drei Töchtern permanent sagen, was Sache ist, damit sie nicht an mangelndem Selbstvertrauen leiden, wenn sie sehen, was da alles läuft.»
Sarah Atcho
Sarah Atcho (25) ist Sprinterin, sie hat einen Vater aus der Elfenbeinküste und eine marokkanische Mutter.
«Ich bin schwarz, mein Freund ist weiss. Dass wir zusammen sind, passt manchen Leuten nicht, und das bekommen wir regelmässig zu spüren. Zum Beispiel, wenn wir in den sozialen Medien beschimpft werden. Gott würde ihn irgendwann dafür bestrafen, dass er mit einer schwarzen Frau zusammen sei, hat ihm jemand unlängst geschrieben.
Ein Beispiel aus dem Alltag: Kürzlich waren wir zusammen bei der Post, wir wollten ein Konto eröffnen. Die Frau hinter dem Schalter hat erst ihn angeschaut, dann mich und gemeint: ‹Madame, Sie wissen, dass Sie dafür einen Schweizer Pass brauchen?› Das ist so hart, sie hat mich fühlen lassen, dass ich für sie nicht dazugehöre.
Einmal wurde ich beschimpft, weil ich mit dem Handy am Ohr in den Zug einstieg und mein Gespräch noch nicht beendet hatte. Ein Mann schaute mich an und brüllte: ‹Wir sind hier nicht in Afrika! Hier wird nicht telefoniert!› Da habe ich mich weggedreht und zu weinen begonnen.
Die ganz krassen Beschimpfungen kriege ich im Gegensatz zu manchen Fussballern jedoch nicht ab: Als Frau werde ich vermutlich weniger als Bedrohung wahr-genommen. Und in der Leicht-athletik kommen viele Zuschauer ins Stadion, die eine Show sehen wollen, die Stimmung ist meist positiv.
Aber auch in dem Kontext gab es schon unfassbare Kommentare: Als wir mit der 4x100-m-Staffel Schweizer Rekord liefen, mussten wir uns anhören, dass es kein echter nationaler Rekord sei, weil drei der vier Läuferinnen schwarz sind.
Aber das ist alles nichts gegen das, was sich in den USA abspielt. Ich habe einen starken Bezug dazu, weil ich ein Jahr in New York studiert habe. Als ich am Freitag Instagram aufgemacht habe, bin ich erschrocken: Drei meiner schwarzen Studienkollegen präsentierten offen ihre Schusswaffen. Das ist dort im Moment eine Art Trend: Man zeigt, dass man bewaffnet ist und dass man sich wehren kann. Schwarze tun es, Weisse tun es. Es ist Wahnsinn. Ich habe Angst, dass meinen Freunden etwas passieren könnte.
Die Proteste nach dem Tod von George Floyd kann ich gut verstehen. Es gibt so viele dokumen-tierte Fälle von US-Polizeigewalt gegen dunkelhäutige Menschen – und das Video von Floyds Tod war unfassbar brutal und schockierend.
Kein Wunder, dass sich die Leute jetzt wehren, auch wenn ich die Gewalt bei den Demonstrationen auf allen Seiten verurteile. Das Rassismus-Problem ist derart gross und die Situation so verfahren, dass ich nur hoffen kann, dass Donald Trump im Herbst als US-Präsident abgewählt wird. Er beweist mit seinen Handlungen, dass ihm die Situation der schwarzen Bevölkerung egal ist. Wie soll sich ein Land verändern, wenn sich sein Präsident für ein solch gigantisches Problem nicht interessiert? Trump wird zur Lösung nichts beitragen.»
Kommentar von BLICK-Reporter Emanuel Gisi
Die Bilder der Tötung von George Floyd († 46) durch Polizist Derek Chauvin schockieren auch zwei Wochen nach der Tat. In der Schweiz sind wir froh, dass unsere Polizei nicht mit ähnlicher Brutalität vorgeht wie die US-Cops in manchen Fällen.
Doch Rassismus gegen dunkelhäutige Menschen ist kein US-amerikanisches Problem. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus stellte 2019 eine Zunahme von 27 Prozent Diskriminierungs-Fällen fest. In 132 Fällen war das Opfer schwarz – keine andere Bevölkerungsgruppe musste mehr erdulden.
Wenn also Hockeyspieler Dave Sutter von einer aus dem Ruder gelaufenen Polizeikontrolle erzählt, Ex-Schwinger Harald Cropt wegen seiner Hautfarbe als Einziger seiner Gruppe an der Grenze die ID zeigen soll, Sprinterin Sarah Atcho sich im Zug anbrüllen lassen und Fussballer Gelson Fernandes im Stadion unmenschliche Beleidigungen erdulden muss, dann sind das keine bedauerlichen Einzelfälle. Sondern Ausdruck eines gesellschaftlichen Problems, mit dem wir auch in der Schweiz und in Europa kämpfen.
Was wir tun können? Mindestens: Zuhören, wenn Betroffene erzählen, wie es eine Reihe von Schweizer Athleten auf diesen Seiten tun. Vielleicht die eine oder andere unbewusste Verhaltensweise bei uns selber überdenken. Das hilft. Zumindest ein bisschen. Und wäre schon mal ein Anfang.
Kommentar von BLICK-Reporter Emanuel Gisi
Die Bilder der Tötung von George Floyd († 46) durch Polizist Derek Chauvin schockieren auch zwei Wochen nach der Tat. In der Schweiz sind wir froh, dass unsere Polizei nicht mit ähnlicher Brutalität vorgeht wie die US-Cops in manchen Fällen.
Doch Rassismus gegen dunkelhäutige Menschen ist kein US-amerikanisches Problem. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus stellte 2019 eine Zunahme von 27 Prozent Diskriminierungs-Fällen fest. In 132 Fällen war das Opfer schwarz – keine andere Bevölkerungsgruppe musste mehr erdulden.
Wenn also Hockeyspieler Dave Sutter von einer aus dem Ruder gelaufenen Polizeikontrolle erzählt, Ex-Schwinger Harald Cropt wegen seiner Hautfarbe als Einziger seiner Gruppe an der Grenze die ID zeigen soll, Sprinterin Sarah Atcho sich im Zug anbrüllen lassen und Fussballer Gelson Fernandes im Stadion unmenschliche Beleidigungen erdulden muss, dann sind das keine bedauerlichen Einzelfälle. Sondern Ausdruck eines gesellschaftlichen Problems, mit dem wir auch in der Schweiz und in Europa kämpfen.
Was wir tun können? Mindestens: Zuhören, wenn Betroffene erzählen, wie es eine Reihe von Schweizer Athleten auf diesen Seiten tun. Vielleicht die eine oder andere unbewusste Verhaltensweise bei uns selber überdenken. Das hilft. Zumindest ein bisschen. Und wäre schon mal ein Anfang.