Es ist das Duell der Superlative: Patrick Mahomes (25), der beste NFL-Quarterback der Gegenwart, fordert in der Nacht auf Montag (0.30 Uhr) im Super Bowl LV den grössten der Geschichte heraus: Tom Brady (43). Gelingt dem Quarterback der Kansas City Chiefs der Sieg, verteidigt er nicht nur den Super Bowl aus dem letzten Jahr – nein, dann hat er die Chance, Brady dereinst vom Thron als Grösster überhaupt zu stossen.
Kein Scherz. Mahomes hat alles, um grösser als Brady zu werden. Da ist zunächst einmal sein offensichtliches Talent: Es gibt Momente, da scheint das, was der Mann mit dem 500-Mio.-Dollar-Vertrag auf dem Feld zeigt, jeglichen physikalischen Gesetzen zu trotzen. Sein Spiel ist grazil und geschmeidig und gleichzeitig wuchtig und kraftvoll, so telegen, es passt perfekt in eine Zeit, in der kurze Highlight-Schnipsel in den sozialen Medien den Ruf eines Sportlers entscheidend mitprägen.
Mahomes versucht, den Ball flach zu halten «Eine grossartige Gelegenheit für mich, gegen Tom spielen zu dürfen, den Grössten aller Zeiten», sagt er. «Aber am Ende kann ich mich einfach nur darauf vorbereiten, meine beste Leistung zu zeigen.»
Für den Wirbel sorgen andere genug. Der «Guardian» hat ihn bereits mit Michael Jordan verglichen. Tatsächlich sprengt auch Mahomes' Spiel die Grenzen des bisher für möglich gehaltenen. Wie Jordan. Er ist ein «Gamebreaker», einer, der ein Spiel schier im Alleingang entscheiden kann, der in jeder Situation die perfekte Lösung zu finden scheint – etwas, was im Football deutlich schwieriger ist als im Basketball.
Kommt dazu: Er hat auch die Siege, die es braucht, um ernstgenommen zu werden. Als Profi hat er bei 44 gewonnenen Spielen erst 9-mal verloren, einen Super Bowl hat er in der Tasche, eine irre Wende letztes Jahr im letzten Viertel gegen San Francisco inklusive. Jetzt folgt der nächste Test. Gegen Brady, aber auch gegen die bärenstarke Verteidigung von Tampa Bay.
Der Super Bowl hat schon viele Mega-Affichen gesehen. Bisher galt das Aufeinandertreffen von San-Francisco-Passer Joe Montana und Miami-Werfer Dan Marino 1985 als das grösste Quarterback-Duell der Geschichte. Was in der Nacht auf Sonntag passiert, es dürfte noch noch einmal eine Nummer grösser werden. Die Superlative sind für einmal berechtigt.
Brady ist wieder glücklich
Tom Brady (43) hat unterdessen wieder Spass. Zumindest sagt er das jedem, der es hören will. «Ich bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung», verkündete er schon im August. «Ich liebe es hier», sagte er im Oktober. Von einem «magischen Jahr» sprach er zuletzt. Er wirkt ein bisschen wie jemand, der sich nach langer Beziehung und fieser Trennung wieder raustraut – und jeder soll es erfahren.
Tatsächlich hat der Kalifornier eine hässliche Trennung hinter sich. Nicht an privater Front, dort ist Brady seit 15 Jahren allem Anschein nach glücklich mit Gisele Bündchen (40) liiert. Aber im letzten Frühjahr beendete er eine noch längere Beziehung: Er machte nach 20 Jahren mit den New England Patriots und deren Coach und Mastermind Bill Belichick (68) Schluss und ging zu den Tampa Bay Buccaneers.
Je nachdem, wen man fragt, sollen sich Quarterback und Trainer am Schluss mehr oder weniger spinnefeind gewesen zu sein. Das erfolgreichste Gespann in der Geschichte der NFL mit sechs Siegen in neun Super-Bowl-Teilnahmen war gesprengt. Und die Frage lautete: Waren Belichick/Brady nun wegen Brady oder wegen Belichick so erfolgreich?
In Saison 1 nach der Trennung scheint der Fall klar: Schliesslich ist Belichick mit den Patriots zum ersten Mal seit elf Jahren statt in den Playoffs in den Ferien – und Brady steht mit seinem neuen Team im Super Bowl. In Wahrheit wird die Sache nicht ganz so einfach sein. Aber sicher ist: Brady hat in der Nacht auf Montag die Chance, sein unglaubliches Palmarès mit sechs Super-Bowl-Siegen (Rekord), 33 Siegen in Playoff-Spielen (Rekord, die Nummer 2, Joe Montana, hat 16), vier Auszeichnungen zum MVP (wertvollster Spieler) im Super Bowl zu erweitern.
Einen Rekord schnappt er sich so oder so:Er wird der älteste Spieler in der NFL-Geschichte sein, der in einem Super Bowl aufläuft. Alt aussehen wird er kaum – dafür ist er auch mit 43 Jahren zu fit, auch wenn der Wurfarm nicht mehr so stark ist wie vor zehn Jahren.
Aber Brady hat bereits angekündigt, bis 45 oder noch länger spielen zu wollen. Es soll nicht der letzte Super Bowl gewesen sein.
Am ersten Sonntag im Februar ist es wieder soweit: Der Super Bowl, der grösste Einzelsportanlass der Welt, geht in den USA über die Bühne. Hier finden Sie alle Infos zu den Teams & Livestream.
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