Hans-Peter Steinacher kommt gleich auf den Punkt. Wenn es um die 37. Auflage des America’s Cup und das gross angekündigte Alinghi-Comeback geht, kann es für ihn nur eines geben: «Wir wollen das Ding gewinnen!» Alles andere als das Einfahren der ältesten Sport-Trophäe der Welt macht für einen Mann wie ihn keinen Sinn.
Der 55-Jährige ist ein ehemaliger Tornadosegler. Er war Welt- und Europameister, zweifacher Olympiasieger (2000 und 2004) und Fahnenträger der österreichischen Olympia-Delegation 2008. Sein Heimatland hat ihm und seinem Segelpartner Roman Hagara (57) zu Ehren gar eine Sonderbriefmarke herausgegeben. Kurz: Steinacher steht für Erfolg.
Von Ernesto Bertarelli geholt
Der Salzburger wurde von Alinghi-Boss Ernesto Bertarelli (58) als Board-Member und Red-Bull-Vertreter ins Team geholt – und mit der Mission beauftragt, das Schweizer Segel-Comeback erfolgreich zu gestalten. Am nötigen Kleingeld soll es nicht scheitern. Das Projekt verfügt über ein Budget im dreistelligen Millionenbereich. Und trotzdem: Nach den sensationellen Triumphen 2003 und 2007 und der langen Pause seit dem letzten America’s-Cup-Einsatz 2010 wäre der Titel bei der Rückkehr erneut eine Riesengeschichte für ein Binnenland.
Der Weg dorthin ist allerdings ein langer: Um im America's Cup im Oktober (12. bis 20. in Barcelona) überhaupt erst Titelverteidiger Neuseeland herausfordern zu können, muss zunächst die Challenger Selection Series erfolgreich gestaltet werden: Sprich die Pre-Regatta und der Louis-Vuitton-Cup im August und September.
Verleiht das Dosen-Imperium Alinghi Flügel?
Dass das Alinghi Red Bull Racing Team derart ambitioniert ans Werk geht, hängt auch mit der Red-Bull-Partnerschaft zusammen. Steinacher ist aktuell in Italien am Aufbau der ersten Wassersport-Akademie des Dosen-Imperiums beteiligt. Segeln wird in Monfalcone, unweit von Triest, eine prioritäre Rolle spielen.
Seit der Ankündigung des Alinghi-Comebacks im Dezember 2021 ist im Hintergrund viel passiert. Für die durch die neue Nationenregel nur noch aus Schweizer Staatsbürgern bestehende Bootscrew werden zahlreiche Synergien aus dem umfassenden Red-Bull-Sportreich genutzt.
Als Blick Steinacher im Rahmen der Pre-Regatta in der saudi-arabischen Metropole Dschidda trifft, meint dieser: «Als Rückkehrer müssen wir intelligent agieren. Wir widmen uns ganz verschiedenen Bereichen: Was brauchen wir? Was können wir erreichen? Was schaffen wir sowieso nicht? Wir orientieren uns einerseits am letzten America’s Cup – und andererseits haben wir gute, eigene Verbindungen.»
«Zwanzig Details, die den Unterschied ausmachen»
Der Bau des nigelnagelneuen «BoatOne» ging am Genfersee in Ecublens VD unter strengster Geheimhaltung über die Bühne. Klar ist aber: Es steckt viel Knowhow aus dem Formel-1-Bereich drin. Steinacher erzählt von einem inspirierenden Gespräch mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner (50): «Seine Equipe erfindet das Rad nicht neu, doch sie arbeitet enorm akribisch, findet zwanzig kleine Details, die in der Summe letztlich den Unterschied ausmachen können.»
Steinacher sagt, die drei aufeinanderfolgenden WM-Titel von Max Verstappen (26) kämen schliesslich nicht von Ungefähr: «Im Formel-1-Zirkus hat das Red-Bull-Team während der Zeit, als es Mercedes unterlegen war, extrem viel dazugelernt. Das hilft ihnen jetzt – und genau davon können und wollen wir nun auch bei Alinghi profitieren.»
Steinachers persönliche Vision ist es, den Segelsport weltweit zu pushen: «Ich wünsche mir, dass wir die Marke America’s Cup noch attraktiver machen können als sie ohnehin schon ist.» Mit einem Alinghi-Triumph hätte er hierbei schon einen grossen Beitrag geleistet.