Darum gehts
- Die Biografie war vergangenes Jahr ein Bestseller
- Der Verlag verkaufte es als Insider-Bericht
- Jetzt zweifelt er an den Darstellungen der Autorin
Die Geschichte ist erschütternd. Die Frau aus Deutschland wurde in einen berühmt-berüchtigten kriminellen arabischen Clan hineingeboren. Familie und Ehemann schlugen oder vergewaltigten sie und zwangen sie schon als Kind, bei illegalen Geschäften mitzumachen. So schrieb sie es vergangenes Jahr im Bestseller «Ein Leben zählt nichts – als Frau im arabischen Clan». Zahlreiche Medien wie der «Spiegel» oder die «Süddeutsche Zeitung» druckten Artikel mit Latife Arab – wie ihr Pseudonym lautet. Ähnlich der SonntagsBlick, dem sie damals sagte: «Ich will nicht mehr schweigen.» Heute denkt man: Hätte sie doch bloss.
Es fehlen Beweise
Gerade ist der deutsche Verlag Heyne, der das Buch als Insider-Bericht verkaufte, zurückgekrebst. Er hat dessen Vertrieb gestoppt. Nachbestellungen sind nicht mehr möglich. Zu gross sind die Zweifel an den Aussagen der Frau. Mehr noch: an ihrer ganzen Identität. Schon im Dezember berichtete der «Spiegel» über Widersprüche in ihrer Geschichte. Monate zuvor behauptete sie diesem gegenüber, ihre Mutter sei die Schwester von Mahmoud Al-Zein, die Unterweltgrösse, die als «Pate von Berlin» bekannt wurde. Ihr Vater sei ein Verwandter von Issa Rammo – dem Chef jener Grossfamilie, die spektakuläre Einbrüche beging. Der Ehemann gehöre auch zu diesen.
Der Heyne-Verlag teilt nun mit, dass Latife Arab zuletzt keine Dokumente vorlegen konnte, die ihre Clan-Zugehörigkeit belegten. Darauf reagierte ihr Anwalt mit Unverständnis. Der «Süddeutschen Zeitung» sagte er, seine Mandantin sehe sich nicht in der Pflicht, Angaben zu ihrer Identität zu verifizieren.