Während Donald Trump (77) auch in diesen Tagen wieder zu reden gibt, ist Kristi Noem (52) für den Durchschnittsbürger eine Unbekannte. Dabei hatte die Gouverneurin von South Dakota gute Chancen, bei den kommenden Wahlen Trumps Vizepräsidentin zu werden. Im Februar dieses Jahres bestätigte Trump noch, dass sie auf der Liste der möglichen Kandidaten sei: «Ich mag sie sehr. Sie ist toll. Kristi hat einen tollen Job gemacht.»
Wäre da nicht diese eine Passage in ihrer neuen Autobiografie. In «No Going Back» erzählt die 52-Jährige, wie sie vor 20 Jahren ihre Hündin in einer Kiesgrube erschoss. Der Grund: Die 14 Monate alte Cricket soll ihr nicht gehorcht haben und «untrainierbar» gewesen sein.
Politische Schwachstelle
Colleen O’Brien, Senior Director der Tierschutzorganisation Peta USA, kommentierte den Vorfall so: «Die meisten Amerikaner lieben ihre Hunde. Wir vermuten, dass sie die Gouverneurin Noem für ihr Verhalten für absolut unzurechnungsfähig halten. Denn sie hat einen ungestümen Junghund auf Hühner losgelassen und ihn dann bestraft, indem sie ihm persönlich das Hirn weggeblasen hat.»
Reynold Nesiba, ein Politiker aus South Dakota, nimmt an, Noem habe die Geschichte bewusst veröffentlicht, da das Gerücht schon lange kursiere und es auch Zeugen dafür gebe. Noem wusste, dass das eine politische Schwachstelle war. Sie musste es also an die Öffentlichkeit bringen, bevor es gegen sie verwendet werden konnte.
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«Wir brauchen Macher»
Offenbar wollte Noem mit der Anekdote zeigen, dass sie ihre Probleme selbst anpackt und vor nichts zurückschreckt. Sie schreibt: «Das war mein Hund und meine Verantwortung, und ich würde niemanden bitten, meine Probleme für mich auszubügeln.» Sie schliesst das Kapitel mit den Worten: «Die Welt ist voller Schwätzer und ‹Vermeider›. Wir brauchen Macher.»
Noem wuchs auf einer Farm in South Dakota auf, die ihre Familie seit Generationen besitzt und bewirtschaftet. Diese ländlichen Wurzeln haben ihre persönliche und politische Haltung sehr geprägt: Beispielsweise beschreibt sie in ihrer Autobiografie, wie in ihrer Familie nicht zwischen Männer- und Frauenaufgaben unterschieden wurde. Jeder packte mit an. Und mit dieser Haltung stieg sie in die Politik ein.
2018 wurde sie als erste Frau in South Dakota zur Gouverneurin gewählt – und 2022 wiedergewählt. Die 52-Jährige zeichnet sich vor allem durch ihre konservative Art aus, die viele Parallelen zu Trump aufweist: Sei es ihre Laissez-faire-Politik während der Corona-Pandemie oder ihre vielen Auftritte bei Fox News. Zudem ist Noem Befürworterin eines liberalen Waffenrechts und Abtreibungsgegnerin.
Fragwürdige Passagen
Aber nicht nur diese eine Passage in Noems Autobiografie gibt viel zu reden. Auch behauptet sie, den nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Un (40) getroffen oder ein Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron (46) abgesagt zu haben – was beides nicht stimmt. Trotzdem beharrt Noem auf dem Wahrheitsgehalt der Aussagen. Das kratzt an ihrer Glaubwürdigkeit.
Als Trump vor einigen Tagen von Spectrum News auf Noem angesprochen wurde, sagte er: «Ich möchte mich nicht zu den Kandidaten auf der Liste äussern. Aber Noem hatte ein paar schwierige Tage, das gebe ich zu.» Mittlerweile sind sich alle einig, dass Noem ihre Chancen als Vizekandidatin verspielt hat. Oder wie sie sich in ihrer Autobiografie selbst zitiert: «Ich könnte jederzeit in die Landwirtschaft zurückkehren – und das klingt ziemlich gut.»