Zürcher Justizbeamte überfordert
Häftlinge verwechselt und irrtümlich freigelassen

Im neuen Justizzentrum in Zürich kommt es immer wieder zu schwerwiegenden Pannen. Jetzt gibt der Regierungsrat bekannt, man habe sich bei der Personalplanung verrechnet. Es würden 82 zusätzliche Stellen benötigt.
Publiziert: 06.04.2023 um 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2023 um 17:18 Uhr
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Seit 2022 in Betrieb: Das neue Zürcher Polizei- und Justizzentrum (PJZ).
Foto: Keystone

Effizient und funktional. So wurde das neue Zürcher Polizei- und Justizzentrum (PJZ) der Öffentlichkeit angepriesen. Durch die Zusammenlegung von 30 Standorten der Strafverfolgungsbehörden könnten pro Jahr 13 Millionen Franken eingespart werden.

Die Realität sieht anders aus, wie aus einem Bericht des «Tages-Anzeigers» hervorgeht. So kam es in der kurzen Zeit seit der Inbetriebnahme im vergangenen Jahr bereits zu zahlreichen schwerwiegenden Pannen. Zurückzuführen sind diese offenbar zumindest zum Teil auf eine fehlerhafte Personalplanung.

Roland Zurkirchen, Direktor der Untersuchungsgefängnisse Zürich, bestätigt, dass vier Häftlinge im Gefängnis Zürich-West irrtümlich aus der Polizeihaft entlassen wurden. Im Gegenzug hätten vier andere Gefangene länger in Haft bleiben müssen. Das überforderte Wachpersonal habe die Inhaftierten «verwechselt», sagt Zurkirchen.

Mehrkosten von jährlich 10 Millionen Franken

Wie der Regierungsrat in einer Mitteilung erklärt, verrechnete man sich bei der Personalplanung für das Gefängnis Zürich-West im PJZ. Nun würden ausserplanmässig 82 zusätzliche Stellen für den Betrieb benötigt. Dies werde Mehrkosten von rund 10 Millionen Franken pro Jahr verursachen.

Mit der Stellenberechnung waren vom Regierungsrat zwei externe Beratungsfirmen beauftragt. In der ursprünglichen Planung sei fälschlicherweise davon ausgegangen worden, dass ein 24-Stunden-Betrieb dreimal mehr Personal brauche als ein Einschichtbetrieb. Jetzt brauche es aber gemäss aktuellen Vorgaben des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) fünfmal so viele Wachleute.

Neue Zuständigkeit

«Mehrere gut informierte Quellen» berichten der Zeitung gegenüber von «tiefgreifenden strukturellen Problemen». So soll das Wachpersonal mehrmals die falschen Insassen aus der vorübergehenden Polizeihaft entlassen haben. Auf der anderen Seite seien andere Häftlinge länger im Gefängnis belassen worden als vorgesehen. Auch hätten Wachleute mehrfach zur falschen Zeit Gefangenentransporte durchgeführt und manche Häftlinge an falsche Orte gebracht.

Das neue Gefängnis Zürich-West ersetzt das provisorische Polizeigefängnis auf dem Kasernenareal. Zuständig ist damit nicht mehr die Kantonspolizei, sondern das Amt für Justizvollzug und Wiedereingliederung (JuWe). (noo)

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