Der Kanton Zürich will sein neues Gefängnis Zürich-West testen, bevor es den Betrieb aufnimmt – mit Freiwilligen, die erfahren möchten, wie sich eine Untersuchungshaft anfühlt. Der Testlauf soll im März 2022 stattfinden.
Dabei soll der Gefängnisbetrieb möglichst realitätsnah simuliert werden. Das heisst: kein Handy, keine Bücher. «Nur auf die Leibesvisitation wird verzichtet», sagte Gefängnisleiter Marc Eiermann am Montag vor den Medien. Auch wird wohl ein Passwort vereinbart werden, mit dem die Freiwilligen anzeigen können, dass der Versuch abgebrochen werden kann.
«Darauf waren wir nicht vorbereitet»
Das neue Gefängnis Zürich-West im Polizei-und Justizzentrum Zürich (PJZ) soll im April 2022 den Betrieb aufnehmen. Seit letztem Oktober war der Kanton dafür auf der Suche nach 100 Mitarbeitenden. 808 Bewerbungen sind dafür eingegangen. «Darauf waren wir nicht vorbereitet», sagte Eiermann. «Das hat uns riesig gefreut.»
70 Prozent der Stellen sind laut Eiermann mittlerweile besetzt. Das Medianalter liegt bei 37 Jahren, das Geschlechterverhältnis ist ausgewogen.
«Niemand geht freiwillig hin»
Für die zweite Rekrutierungswelle wünscht sich der Kanton mehr Leute, die bereits Erfahrung im Justizvollzug mitbringen. Denn rekrutiert wurden und werden nicht nur Fachleute, sondern auch gezielt Quereinsteiger.
Ein solcher ist Eiermann selber: Er hatte vor seiner Gefängnisstelle 13 Jahre auf der Notfallpflege gearbeitet, zuletzt beim Zürcher Unispital. Zwischen Notfallstationen und Gefängnissen gebe es einige Parallelen, sagte Eiermann: «Niemand geht freiwillig hin, es gibt ungeplante Ein- und Austritte und man wird mit existentiellen Fragen konfrontiert - es sind Krisensituationen.»
Der Wechsel aus der Medizin in den Justizvollzug geschah dabei nicht aus dem Bauch heraus, wie er sagte. Er musste in acht Auswahlrunden überzeugen. «Dabei reflektiert man viel, es war eine reife Entscheidung.»
Das GZW ist Teil des PJZ, das auf dem ehemaligen Areal des Güterbahnhofs Zürich gebaut wird. Es wird 241 Plätze umfassen für vorläufig Festgenommene oder Personen in Untersuchungshaft. Insgesamt wird das Gefängnis über 140 Personen beschäftigen. (SDA)