Auf dem Papier sprach nichts gegen seine Einbürgerung. Ein Deutscher, der seit fast 20 Jahren in der Gemeinde Neerach ZH lebt, bestand alle nötigen Prüfungen. Auch die Anhörung beim Gemeinderat letzten Sommer lief für den damals 47-Jährigen glatt. Schliesslich war dieser davon überzeugt, dass der Deutsche sich «in Neerach zu Hause fühlt und dass nichts gegen die Eignung als Bürger spricht», wie der «Tages-Anzeiger» aus dem Urteil des Gemeinderates zitiert.
Der rote Pass schien zum Greifen nah. Doch dann wurde der Antrag in der Gemeindeversammlung besprochen – und plötzlich hagelte Kritik auf den Expat ein. Nachbarn beschwerten sich über den Mann und forderte die Ablehnung des Einbürgerungsgesuchs. Schliesslich sei die direkte Nachbarschaft mit dem Deutschen alles andere als angenehm, und er habe die Einbürgerung «nicht verdient».
Weitere Stimmen meldeten sich und behaupteten, dass der Mann nicht integriert sei. So würde er zum Beispiel gar nicht grüssen. Auch habe er einmal die Polizei auf die Nachbarn «gehetzt», nachdem Eier an seine Hauswand geworfen wurden. Und überhaupt würde der Deutsche weder am Schweizer Leben teilhaben noch den Kontakt zu den Einheimischen suchen. Die Einbürgerung müsse daher verschoben werden.
Roter Pass plus 2500 Franken Entschädigung
Die Einwände der Nachbarn fruchteten. Das Gesuch des Deutschen wurde tatsächlich abgelehnt. Doch der wollte das nicht so einfach hinnehmen und legte Einspruch ein – und das Verwaltungsgericht pfiff die Neeracher zurück. Es gab dem Mann recht. Schliesslich seien die Vorwürfe keine ausreichenden Gründe, um eine Einbürgerung zu verhindern.
Heisst: Der Deutsche wurde eingebürgert. Und nicht nur das: Die Gemeinde muss ihm auch eine Entschädigung von 2500 Franken zahlen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Dass gehässige Nachbarn eine Einbürgerung in Neerach verhindern, wird in Zukunft übrigens nicht mehr vorkommen. Die Gemeindeordnung wurde geändert. Nun kann der Gemeinderat allein über Einbürgerungen entscheiden. (jmh)