Plötzlich fuhren Bagger vor und gruben das Land von Familie Hurter um. Der Grund: Zwischen Rossau und Uerzlikon soll ein Veloweg entstehen. Der Auftrag kam vom Kanton Zürich. Dabei hatten die Eigentümer dem Bau nie zugestimmt.
Die Familie, bestehend aus fünf Geschwistern, sei keineswegs gegen den Bau von Velowegen. Aber: «Links und rechts von der Strasse gibt es bereits gut befahrbare Wege, auf die Radfahrer problemlos ausweichen können. Sie müssten nur noch asphaltiert werden», sagt eine der Schwestern zum «Tages-Anzeiger».
Bereits seit Jahren kämpft die Familie mit den Behörden, denn der Kanton will, dass die Eigentümer das Land abtreten. Der bereits verstorbene Vater wollte sich 2017 nicht auf einen Deal einlassen. In einem «Abtretungsvertrag» bot der Kanton einen Quadratmeterpreis von 8.50 Franken für das Land an. Da insgesamt 1185 Quadratmeter benötigt wurden, hätte die Familie eine Entschädigung von mehr als 10'000 Franken bekommen. Doch die Familie unterschrieb den Vertrag nicht.
Baudirektion setzt Projekt ohne Einverständnis fort
Die Familie verlangte einen Realersatz für das verlorene Kulturland sowie eine höhere Entschädigung. Jahrelang passierte nichts. Bis 2020 ein Schreiben an die Familie geschickt wird, in dem es heisst, die Entschädigung sei nicht verhandelbar und beziehe sich auf den gegenwärtigen Verkehrswert. Auch bestehe kein Anspruch auf einen Realersatz. Erneut wird die Familie aufgefordert, den Abtretungsvertrag zu unterzeichnen – wieder weigert sie sich.
Am 7. Juli 2023 informierte die Baudirektion Zürich die Familie, dass Ende Juli bis Oktober ein Veloweg auf dem Grundstück gebaut werde. Anfang August macht der Kanton die Ankündigung wahr und lässt die Baufirmen einen vier Meter breiten Streifen auf dem Grundstück graben. «Der Kanton hat diese Wiese ohne unser Einverständnis und ohne gültigen Vertrag aufgerissen», sagt eine der Schwestern entsetzt.
Familie bewirkt Baustopp
Familie Hurter meldet den illegalen Bau und bewirkt einen Baustopp. Thomas Maag von der Baudirektion räumt ein, dass insgesamt auf drei Grundstücken gebaut wurde, ohne dass ein Abtretungsvertrag unterzeichnet worden sei. Es sei ein «Fehler unterlaufen», erklärt er gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
«Der zuständige Projektleiter hat sich entschuldigt. Man habe übersehen, dass kein unterschriebener Vertrag vorliege», berichtet die Familie. Und tatsächlich tut sich etwas: Der Kanton Zürich bietet der Familie neu einen Preis von 9.10 Franken pro Quadratmeter – also 60 Rappen mehr.
Die Eigentümer der drei geschädigten Grundstücke wollen aber auch weiterhin nicht unterschreiben. Der Kanton gibt das Projekt nicht auf und teilt mit, dass die Arbeiten fortgeführt werden. Nur eben nicht auf den Grundstücken, die nicht dem Kanton gehören. Es seien Gespräche mit den Landeigentümern im Gang. (jwg)
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