In knapp zehn Minuten entstanden 30 Millionen Franken Schäden. Dies geht aus aktuellen Zahlen der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich zum Unwetter vom 13. Juli hervor. Verantwortlich dafür waren sogenannte Downbursts durch eine Gewitter-Superzelle. Downbursts sind Böen, die aus höheren Bereichen auf den Boden treffen und dort auseinanderlaufen. Im Bereich des Aufprallpunkts entstehen sehr hohe Windgeschwindigkeiten.
Die höchste Windgeschwindigkeit wurde in der Sturmnacht an der Meteo-Schweiz-Station in Zürich-Affoltern gemessen. Sie betrug knapp 106 km/h. Christian Matthys, Zürcher Tornadoforscher und Mitbetreiber des Schweizer Sturmarchivs, hat das Unwetter untersucht. Er ist sicher, dass andernorts in der Stadt noch viel stärkere Orkanböen auftraten – schliesslich wurden umgeknickte Bäume gefunden, die 1,5 Meter dicke Stämme haben. «Wir haben einen massiven Baum gefunden, der direkt am Boden geknickt war – nicht entwurzelt», sagt Matthys dem «Tages-Anzeiger». «Windböen dieser Stärke können unmöglich ein solches Schadensbild hinterlassen.»
Windgeschwindigkeiten von 150 km/h?
Matthys glaubt, dass Windgeschwindigkeiten um 150 km/h auftraten. Das ist massiv. Doch von einem Tornado kann dem Forscher zufolge nicht die Rede sein. Dagegen spreche die einheitliche Wurfrichtung der umgeknickten Bäume. Die rotierenden Wirbelwinde richten ein chaotischeres Zerstörungsbild an und können im Extremfall Geschwindigkeiten von über 500 km/h erreichen.
Das Gewitter entlud sich etwa um 1.45 Uhr über der Stadt Zürich. Der Downburst traf vom Üetliberg her auf Albisrieden und Altstetten. Gleichzeitig erreichte ein zweiter Ast der Fallböe etwas weiter östlich den Friesenberg. Beide Arme überquerten in der Folge die Stadt.
Ganze Waldgebiete wegrasiert
Die Innenstadt wurde von grösseren Schäden verschont. Doch etwa im Bereich der Birmensdorferstrasse und am Käferberg wurden ganze Waldgebiete wegrasiert. Zahlreiche Grünanlagen wurden verwüstet, Dächer und Fassaden beschädigt. Die grössten Schäden entstanden am Friesenberg, in Albisrieden, Altstetten und weiter nördlich in Höngg, am Käferberg und in Schwamendingen.
Um 1.55 Uhr verliess die Gewitterzelle das Stadtgebiet und richtete in der Folge auch in Wallisellen und Rümlang Schäden an.
Zürich hatte laut Matthys Glück im Unglück, weil das Unwetter in der Nacht über die Stadt hereinbrach. «Die meisten Menschen waren zu diesem Zeitpunkt nicht unterwegs, sondern zu Hause in der Sicherheit der eigenen vier Wände.» Was, wenn sich das Gewitter etwa in der Feierabendzeit entladen hätte? «Ich bin überzeugt, dass es dann Todesopfer gegeben hätte», sagt der Tornadoforscher. (noo)