Schutzkonzept durchgefallen – Rektorin bittet um Entschuldigung
Corona-Chaos während Prüfungen an Zürcher ETH

Ein Bild von einem überfüllten Prüfungssaal der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) sorgt bei Studenten für rote Köpfe. Nun entschuldigt sich die Rektorin.
Publiziert: 26.01.2021 um 20:24 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2022 um 09:56 Uhr
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Dieses Bild von einer Prüfung an der ETH Zürich macht die Studenten sauer.
Foto: Zvg
Martin Bruhin

Während einige Schulen auf Fernunterricht und Onlineprüfungen setzen, haben an der ETH Zürich die Prüfungswochen begonnen. Ablegen muss man die meisten Examen vor Ort. Aber schon jetzt ist klar: Die ETH ist mit ihrem Schutzkonzept in einigen Fällen schon durchgefallen.

Ein Bild einer der Prüfungssituation in Zürich landete auf der Social-Media-Plattform Reddit. Es zeigt einen überfüllten Prüfungssaal, zwischen den einzelnen Studenten fehlt teilweise sogar augenscheinlich der Mindestabstand.

Für Betroffene ist die Situation unverständlich. Ein Student, der nach eigenen Angaben selber an der Prüfung war, kommentierte das Bild: «Es war völlig lächerlich.» Zuerst habe man die Schüler nur einzeln mit fünf Sekunden Abstand in den Raum gelassen, nur um sie anschliessend wieder zusammenzupferchen. Ein anderer sagt sogar, dass bei seiner Prüfung der Raum noch viel voller gewesen sei als auf dem Foto.

«Ein bedauerliches Versehen»

BLICK konfrontiert die ETH mit den Aufnahmen. Die Verantwortlichen der Hochschule gestehen denn auch Fehler ein. In zwei Fällen sei das Schutzkonzept «ungenügend umgesetzt» worden.

Passiert sei es am Montag, also am ersten Tag der Präsenzprüfungen. Fälschlicherweise seien zu viele Prüfungskandidaten in einen zu kleinen Raum geführt worden, obwohl es in einem grösseren Saal noch Platz gehabt hätte. «Das war ein bedauerliches Versehen und der ausserordentlichen Situation geschuldet, denn keine Prüfung würde bei einer solchen Belegung durchgeführt», heisst es in einer schriftlichen Antwort der ETH.

Die Verantwortlichen beteuern aber, dass zumindest der erforderliche Mindestabstand von anderthalb Metern sowie die Maskenpflicht jederzeit eingehalten worden seien.

ETH: 600 Prüfungen mit Präsenzpflicht

Bei einem zweiten Vorfall sei der Raum für die Studierenden nicht früh genug geöffnet worden, weswegen eine Gruppe von Studenten vor dem Eingang warten musste. «Die rund 40 Studierenden hatten dort aber genug Platz, um genügend Abstand zu halten», beteuert die ETH gegenüber BLICK.

Insgesamt führt die ETH in diesen Tagen 600 schriftliche Prüfungen durch, bei denen eine Präsenzpflicht gilt. Das sind rund zwei Drittel aller Examen dieses Semesters. Die Szenen vom Montag sollen sich aber auf keinen Fall wiederholen. «Die ETH bedauert diese Missgeschicke und setzt alles daran, dass sie Einzelfälle bleiben.» Alle Verantwortlichen seien in der Zwischenzeit noch einmal angehalten worden, die Räume rechtzeitig zu öffnen. Auch die Raumzuteilung werde von nun an noch gründlicher überprüft.

Weiter heisst es in der Antwort der Hochschule auch: «Die Rektorin der ETH Zürich, Prof. Sarah Springman, möchte sich bei allen Betroffenen entschuldigen und hat dies bereits in persönlichen E-Mails an alle zum Ausdruck gebracht.»

Prüfungen auf März verschoben

Die Pandemie stellt viele Bildungseinrichtungen vor grosse Probleme. Erst vergangene Woche ärgerten sich die Wirtschaftsstudentinnen und -studenten der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur. Der Grund: Kurz vor den Semesterexamen wurden sämtliche Präsenzprüfungen abgesagt und auf März verschoben. Dies teilte ihnen der Direktor in einer Mail mit. Trotz der momentanen Lage hatte sich die ZHAW nicht auf Onlineprüfungen vorbereitet.

Und: Erst kürzlich sassen beispielsweise über 350 Medizinstudentinnen und -studenten der Uni Bern in einer Halle auf dem Messegelände der Bernexpo und schrieben eine vierstündige Prüfung. Nicht alle Studierenden hatten Verständnis dafür, dass ausgerechnet die medizinische Fakultät eine Ausnahme von der uniweiten Weisung gemacht, dass Prüfungen grundsätzlich online durchzuführen sind.


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