Brian K.* (25) alias «Carlos» wähnt sich im Krieg. Er prügelt auf Gefängnispersonal und Mitgefangene ein, lässt sich nur von einem Einsatzkommando bändigen. Die für ihn gebaute Spezialzelle für über 1,8 Millionen Franken hielt der Wut des Häftlings keinen einzigen Tag stand (BLICK berichtete). Bei einem Interview hinter Gittern gab Brian nun einen verstörenden Einblick in seine Gedankenwelt.
«Die Zelle ist so schnell kaputtgegangen, das hat mich selber überrascht», sagt er schmunzelnd der SRF-«Rundschau». Grund des Ausrasters: Kameras in der Spezialzelle, die ihm ohne Kontakt zu den Aufsehern einen Hofgang ermöglicht hätte.
«Was mir Kraft gibt, ist Wut, ist Aggression»
Brian sitzt während des Gesprächs hinter Panzerglas, trägt Handschellen und erklärt: «Was mir Kraft gibt, ist Wut, ist Aggression. Wenn die wollen, dass ich verliere, müssen sie mich schon umbringen.» Für 29 Angriffe hinter Gittern wurde K. Ende 2019 verurteilt – und kassierte eine kleine Verwahrung. Ändern will er sich aber nicht, er sei «perfekt».
Das Resultat: Der 25-Jährige sitzt im «Bunker», wo er 23 Stunden am Tag isoliert ist. «Das bricht einen von innen», sagt Brian dazu. Und: Es macht ihn noch wütender.
Jederzeit kann die Stimmung in der Pöschwies kippen, wie Aufnahmen vom 9. April 2019 zeigen. Für einen Spaziergang werden sechs JVA-Mitarbeiter aufgeboten. Sie holen Brian in voller Schutzmontur aus der Zelle. Die Situation eskaliert sofort. Brian K. spuckt in Richtung der Beamten. Es kommt zum Handgemenge. Zu sechst haben sie Mühe, ihn zu bändigen. Die Staatsanwaltschaft untersucht den Vorfall.
«Carlos» hat den Strafvollzug an den Rand der Möglichkeiten gebracht, sagt der forensische Psychiater Thomas Knecht (61) zu BLICK: «Die Beziehung zwischen Vollzugspersonal und Insassen ist auf eine gewisse Kooperationswilligkeit angewiesen, sonst lässt sich eine solche Anstalt nicht führen.»
Prügeln gegen den Bedeutungsverlust?
Der Experte hat eine weitere Befürchtung: Brian K. tritt ohne Anonymisierung auf, gibt immer wieder Interviews. Und könnte die öffentliche Aufmerksamkeit gar geniessen, so Knecht. «Er hat sich durch sein Problemverhalten mittlerweile einen gewissen Prominentenstatus ‹erarbeitet›.» Und: «Würde er sein Verhalten normalisieren, so würde er Gefahr laufen, einiges an öffentlicher Aufmerksamkeit einzubüssen.» Ob er diesen Bedeutungsverlust verkraften könnte, müsse sich erst zeigen. «Ihm ist klar, wie er sich am schnellsten wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken kann.»
Für Knecht wäre eine letzte, jedoch «juristisch problematische» Lösung: Zwangsmedikation, um die Aggression von Brian in den Griff zu bekommen. Auch, weil es dem jungen Mann an Einsicht fehlt. «Dass Brian so gar nicht an seinem eigenen Wesen leidet, sondern sich vielmehr perfekt findet, verstärkt den Eindruck der Unkorrigierbarkeit», so der Experte.
* Name der Redaktion bekannt