Er pöbelt, randaliert und schlägt zu. Selbst im Knast ist Brian K.* (25) alias «Carlos» nicht zu stoppen. Der Kickboxer attackierte einen Aufseher oder ging auf Mithäftlinge los. Dafür verurteilte ihn das Zürcher Bezirksgericht letztes Jahr zu vier Jahren Knast plus kleiner Verwahrung. Heisst: Die Richter ordneten eine stationäre therapeutische Massnahme an. Der Dauer-Delinquent legte dagegen Berufung ein. Kürzlich nahm er eine für ihn extra gebaute Spezialzelle im Gefängnis Pöschwies auseinander. Kostenpunkt: 1,85 Millionen Franken.
Davon liess sich der 25-Jährige aber nicht beeindrucken. «Die ist so schnell kaputt gegangen, das hat mich selber überrascht», sagt Brian K. nun in einem Beitrag der SRF-«Rundschau», die ihn im Gefängnis besuchte. Er sei einfach ausgerastet, weil er Kameras in der Zelle entdeckt habe.
Welche Kraft und Wut der junge Mann in sich trägt, zeigen weitere Aufnahmen aus Pöschwies. Sie stammen vom 9. April 2019. Für einen Spaziergang werden extra sechs JVA-Mitarbeiter aufgeboten. Sie holen ihn in voller Schutzmontur aus seiner Zelle. Die Stimmung ist angespannt – und eskaliert schliesslich. Brian K. spuckt in Richtung der Beamten. Es kommt zum Handgemenge. Nur zu sechst können sie den Gefangenen bändigen. Aus dem Spaziergang wird nichts.
«Ich bin perfekt, so wie ich bin»
Die Bilder zeigen, wie festgefahren die Situation ist. Nicht einmal ein kurzer Gang nach draussen ist mehr möglich. Brian K. sieht alle als Feinde. Jeder Tag sei ein Kampf. Und: In der Isolationshaft steige seine Wut noch. «Sie gibt mir Kraft. Ich lasse mir das nicht gefallen. Wenn die wollen das ich verlieren, müssen sie mich schon umbringen», erzählt er im SRF-Interview.
Zudem schlafe er wenig. «Ich schlafe jede Nacht nur drei bis vier Stunden. Ich bin immer gereizt», erklärt er weiter. Um seine Gefühle in den Griff zu bekommen, könnte er Medikamente nehmen. Doch das lehnt Brian K. rigoros ab. «Ich bin perfekt, so wie ich bin. Ich will mich gar nicht verändern», sagt der Häftling. Das sich nichts ändere, liege nicht am mangelnden Willen. «Es geht einfach nicht», so Brian K.
«Wenn man mich umbringen würde, wäre das viel menschlicher»
Die lange Einzelhaft macht ihm zu schaffen. «Es zerfrisst dich von innen.» Umso grösser ist seine Angst für immer hinter Gittern leben zu müssen. «Verwahrung ist unmenschlich. Wenn man mich umbringen würde, wäre das viel menschlicher.» Ansonsten würde er es darauf anlegen, dass man ihn tötet. Derart ausrasten, dass es keine andere Möglichkeit mehr gibt, als ihn zu erschiessen. Der 25-Jährige wirkt in dem SRF-Interview verzweifelt. In der Isolationshaft fühle er sich so alleine, dass er jemanden zum reden sucht. Selbst seine Feinde, die Gefängnis-Mitarbeiter. «Man will einfach mit jemanden reden.» Aufnahmen zeigen, wie Brian K. einen der Aufseher beschimpft und ihnen droht.
Brian K. beschäftigt die Justiz seit Jahren. Eine Lösung, wie mit ihm hinter Gittern umgegangen werden soll, scheint es nicht zu geben. Im Juni wurde er von der Justizvollzugsanstalt Pöschwies nach Lenzburg AG verlegt – kurze Zeit später war er wieder zurück. Die Pöschwies richtete vier Zellen speziell ein – eine Zelle wurde pink gestrichen. Das Personal liess man zudem gezielt trainieren und stellte neue Schutzausrüstung bereit. Dann wurde die Spezialzelle für fast zwei Millionen gebaut. Vergeblich! Brian K. tickte erneut aus. Und Besserung ist nicht in Sicht.
* Name bekannt