In den sozialen Medien hat das Foto einer Einladung zu einem Gender-Tag für Sekundarschülerinnen und -schüler der Schule Stäfa für Diskussionen gesorgt. Manche Gender-Gegner gingen sogar so weit, dass sie die Schule telefonisch terrorisierten. Wie die «Zürichsee-Zeitung» berichtet, soll es sogar zu Drohungen gegen Leib und Leben der Mitarbeiter gekommen sein.
Nun wurde der Gender-Tag aus Sicherheitsgründen abgesagt. Es gebe Hinweise, dass der Tag massiv gestört werden könnte, schreiben die Verantwortlichen der Stäfner Schule laut «Zürichsee-Zeitung» in einem Schreiben an die Eltern der Schülerinnen und Schüler. «Zum Schutz von Mitarbeitenden und Jugendlichen sagen wir den Tag deshalb in Absprache mit der Polizei, der Gemeindeführung und den internen Fachstellen ab.»
Nationalrat Glarner meldet sich auf Twitter
Statt Diskussionen über Geschlechterrollen erwartet die Schülerinnen und Schüler am 15. Mai normaler Unterricht. «Seit zehn Jahren führt die Schule Stäfa für Schülerinnen und Schüler der 2.-Sek-Klassen einen Gender-Tag durch», hatte Schulpräsidentin Daniela Bahnmüller noch am Mittwoch gegenüber Blick erklärt.
Man müsse das Thema «wie alle anderen Schulen im Kanton Zürich» behandeln, gab Bahnmüller an. Im Lehrplan 21, der in der Deutschschweiz die Lehrpläne für die Volksschule harmonisiert, sei das Thema «Geschlechter und Gleichstellung» als fachübergreifendes Thema und überfachliche Kompetenz verankert. «Die Jugendlichen setzen sich am Gender-Tag mit verschiedenen Rollenbildern, der Vielfalt von Lebensentwürfen sowie den Themen Liebe, Beziehung und Sexualität auseinander. Der Tag soll Fachwissen vermitteln und die Jugendlichen ermutigen, eigene Normen und Werte zu reflektieren», erläuterte Bahnmüller.
«Versexisierung des Schulunterrichts»
Die Gender-Gegner fürchten die grosse Umerziehung. «Wenn das echt ist, dann ist es eine Sauerei», regte sich ein Twitter-Nutzer auf. «Gender-Tag, was für ein Scheiss», schrieb ein anderer. Der SVP-Nationalrat Andreas Glarner war vom Gender-Tag überhaupt nicht begeistert. Er forderte auf Twitter die Entlassung der Schulleitung.
Nationalrat Roger Köppel (58) kommentierte den Gender-Tag auf Weltwoche Daily. Er sprach dabei von «Versexisierung des Schulunterrichts».
Dass sich Nationalräte in die Gemeindeautonomie einmischen, gehe gar nicht, sagte Gemeindepräsident Christian Haltner (66) dazu gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Die Schule Stäfa kritisiert, dass vieles vermischt und «emotional falsch aus dem Zusammenhang gegriffen» wurde. So hätten der Begriff «Gender-Tag» und die in der Einladung verwendeten Sternchen und Symbole für Missverständnisse gesorgt. «Umso wichtiger ist zu betonen, dass die Schule den Jugendlichen keine Meinung aufdrücken will», heisst es in der Mitteilung. (nad)