Nach dem Basler Fasnachts-Comité führen auch die Zürcher Zünfte einen Verhaltenskodex ein. Die neuen Regeln gelten am diesjährigen Sechseläuten und sollen nach dem Blackfacing-Skandal im vergangenen Jahr ein «respektvolles Miteinander» gewährleisten.
«Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Sexismus, Beschimpfungen, Herabwürdigung entsprechen nicht dem Geist des Sechseläutens.» Das steht laut SRF in dem Anti-Diskriminierungs-Kodex. Offenbar haben sich die Zürcher von den Basler Verhaltensregeln inspirieren lassen, sie sind sehr ähnlich gehalten.
Stadtpräsidentin mit deutlichen Worten
Schon vor einigen Wochen hatte Christian Bretscher, Zunftmeister der Kämbel-Zunft im SRF angekündigt, dass sich das Zentralkomitee der Zürcher Zünfte (ZZZ) überlege, ob ein solcher Leitfaden nach Basler Vorbild auch für das Sechseläuten in Zürich sinnvoll sein könnte. Im vergangenen Jahr hatte ein Auftritt an einem Zunftanlass eine Welle der Empörung ausgelöst.
Im April 2023 war ein schwarz geschminkter Mann mit Kraushaarperücke und Bastrock aufgetreten. Der Mann trug zudem einen Knochen im Haar. Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (63, SP) fand dafür deutliche Worte: «Das ist eine primitive Art, es miteinander lustig zu haben.»
Es habe sich zwar um einen privaten Anlass im Umfeld des Sechseläutens gehandelt. Trotzdem müssten sich die Zünfte zu diesem Verhalten positionieren, bemerkte Mauch damals. Die Zürcher Staatsanwaltschaft bewertete den Sketch im Rahmen einer Untersuchung als «geschmacklos, aber nicht strafbar».
Humor spielt weiterhin wichtige Rolle
Das Zentralkomitee der Zürcher Zünfte (ZZZ) hatte nach dem Blackfacing-Vorfall den Austausch mit der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus gesucht. Eine Zensurbehörde will sie trotz des Verhaltenskodexes nicht sein. Es handle sich nicht um einen Befehl, sondern um eine. Empfehlung. «Das Sechseläuten soll weiterhin ein fröhliches und von kommerziellen und politischen Einflüssen freies Fest bleiben.»
Humor präge das Sechseläuten und die gegenseitigen Besuche am abendlichen Auszug. Reden könnten politisch, gesellschaftspolitisch, kritisch, trivial, kompliziert, traurig, lustig, spöttisch, anspruchsvoll oder anspruchslos und vieles mehr sein. Das ZZZ ergänzt, dass fast alle Formen von Kreativität denkbar und geduldet seien, solange sie die Grundsätze für ein respektvolles Miteinander respektieren würden. (nad)