Weder bei der Stadtpolizei Zürich noch bei der Staatsanwaltschaft gingen bisher Anzeigen im Zusammenhang mit der Veranstaltung «Ball beim Böögg» ein. Allerdings hat die Staatsanwaltschaft Zürich-Limmat ein sogenanntes Vorabklärungsverfahren eröffnet, wie sie am Freitag auf Anfrage von Blick mitteilte.
Dabei handelt es sich um eine Vorprüfung, ob ein hinreichender Tatverdacht für ein Offizialdelikt vorliegt und ob die Voraussetzungen zur Eröffnung einer Strafuntersuchung gegeben sind. Solange diese Vorprüfung laufe, mache die Staatsanwaltschaft keine weiteren Angaben, teilte sie weiter mit.
Am vergangenen Wochenende vor dem traditionellen Sechseläuten findet sich ein ausgewählter Kreis der Zürcher Elite jeweils im Restaurant Terrasse am Bellevue zum «Ball beim Böögg» ein. Ein exklusiver Anlass, an dem es dieses Jahr zu einem Eklat kam: Der «Tages-Anzeiger» veröffentlichte ein Video, das ein fragwürdiges Sittengemälde dieser Gesellschaft zeigt.
Dabei kam es unter anderem zu einem unschönen Fall von Blackfacing. Ein weisser Mann mit schwarz bemaltem Gesicht, Bastrock, Kraushaarperücke trat auf. Davon kursiert nun ein Video, das von verschiedenen Seiten kritisiert wird.
«Blackfacing ist rassistisch»
«Es ist erstaunlich, dass Menschen heutzutage über solche Witze überhaupt noch lachen können und wollen. Das Video ist geschmacklos und reproduziert rassistische Stereotype», heisst es etwa bei der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) auf Anfrage von Blick.
Das Blackfacing sei rassistisch, weil es in diesem Fall schwarze Menschen auf eine einseitige und diskriminierende Art und Weise darstelle und sich dabei rassistischer Stereotypen bediene. Es sei wichtig zu verstehen, dass die Problematik von Blackfacing nicht nur eine Frage des Schminkens sei, heisst es beim EKR weiter. «Vielmehr geht es um herrschende Machtverhältnisse in einer Gesellschaft, in der schwarze Menschen immer noch von Rassismus betroffen sind und diskriminiert werden und um die historischen Wurzeln des Blackfacing.»
Justizdirektorin verurteilt Vorfall
Auch die Zürcher Justizdirektorin Jacqueline Fehr (59) meldete sich über den Kurznachrichtendienst Twitter zu Wort. «Woher kommt ein Humor, der davon lebt, andere Menschen herabzusetzen?», fragte Fehr in ihrem Tweet rhetorisch. Sinngemäss schrieb sie zudem, dass es den Vorfall nicht besser mache, bloss weil es sich dabei um einen privaten Anlass handelte. (oco/lha)