Es hätte ein ganz normaler Tag mit den Kindern werden sollen: Andrea K.* (40) geht mit ihren beiden Töchtern (1 und 3) und einer Freundin (30) in den Jörg-Schneider-Park in Wetzikon ZH. Die Mutter lässt ihre Kleinen am vergangenen Donnerstag spielen, alles ist wie immer. «Plötzlich wies mich meine Freundin darauf hin, dass meine Tochter Mia** (1) etwas im Mund hat. Ich zog es heraus und hielt es für ein Blatt, es war braun», sagt sie zu BLICK.
Andrea K. macht sich keine grossen Gedanken und wirft das Gefundene weg, vergisst die Sache – schliesslich kommt es immer wieder vor, dass sich die Kleine etwas in den Mund steckt. Doch es ist der Beginn eines Albtraums. Denn es war wohl kein Blatt, das Mia im Mund hatte, sondern Hasch! Über den Vorfall berichtet zuerst «Züriost». Gefunden hat Mia den Klumpen in der Nähe der Parkbank, auf der sich die Gruppe aufhält.
Ungewöhnliches Verhalten
Zuhause beginnt Mia plötzlich, sich ungewöhnlich zu benehmen. Andrea K. sagt: «Als wir abends das Nachtessen zu uns genommen haben, fiel mir ihr ungewöhnlich grosser Appetit auf. Sie war ausserdem sehr passiv und schaute mich mit riesigen Augen an.»
Später am Abend übergibt sich die Kleine – ganz ohne Geräusche. «Es lief einfach aus ihr heraus!» Auch auf dem Wickeltisch ist ihr Verhalten auffallend: «Sie war so verkrampft, dass ich ihr die Windel nicht anziehen konnte», sagt die Mutter.
M. hat eine Vergiftung durch Cannabis
Andrea K. kriegt Angst: Sie ruft ihren Mann und die Ambulanz an. Mit Blaulicht wird die kleine M. daraufhin in ein Kinderspital gefahren. «Im Kinderspital angekommen, wurden verschiedene Tests gemacht. Der erste Verdacht auf eine Hirnblutung konnte bald ausgeschlossen werden.»
Doch Mia ringt um ihr Leben: Zwei Tage lang befindet sich das 14 Monate alte Kind auf der Intensivstation, einen vollen Tag davon hat sie intensive Krampfanfälle und Atemaussetzer. Andrea K. sagt: «Ich hatte solche Angst um sie!»
Die Eltern müssen tagelang warten und um ihre Tochter bangen. Sie schweben im Ungewissen, wissen nicht, warum ihre Tochter mit dem Tod ringt. Am Samstag wird klar: «Eine Urinprobe zeigte auf, dass eine unbekannte Dosis an Cannabis in ihrem Urin ist.»
Das Rätsel löst sich auf
Andrea K. sagt: «Die Ärzte fragten uns, ob mein Mann und ich Drogen konsumieren, was wir natürlich verneinten.» Dann fällt der 40-Jährigen der Vorfall vom Spielplatz ein – und der braune Klumpen, den Mia im Mund hatte. Es ist die einzige Möglichkeit, wo sich das Baby vergiftet haben kann. «Sie muss auf dem Spielplatz Cannabis im Mund gehabt haben!»
Am Dienstagnachmittag darf Mia schliesslich wieder heim, der Schrecken vorbei. «Es geht ihr wieder gut. Sie läuft wieder, aber schwankt teilweise noch. Medikamente muss sie ab jetzt keine mehr nehmen.» Nächste Woche folgt ein Termin beim Kinderarzt und in vier Wochen steht eine Untersuchung im Kinderspital an.
Dringender Appell an alle Eltern
Gegenüber «Züriost» sagt Matthias Widmer, Kommandant der Stadtpolizei Wetzikon, dass man solche Vorfälle durchaus ernst nehme. «Wenn so etwas passiert, legen wir den Fokus wieder vermehrt auf diesen Ort.»
Andrea K. appelliert an alle Kiffer, doch ihr Zeugs nach dem Rauchen mitzunehmen und es nicht liegen zu lassen. Und sie will alle anderen Eltern warnen, dass sie gut hinschauen sollen, wenn sie Kindern etwas aus dem Mund nehmen.
Auch wenn es Mia besser geht, wird Andrea K. mit der Situation nicht fertig – sie kann noch nicht abschliessen: «Es belastet mich sehr, dass ich nicht besser hingeschaut und damit das Leben meines eigenen Kindes gefährdet habe.»
* Name bekannt
** Name geändert