In Zürich kursiert derzeit gestrecktes Marihuana. Dieses ruft bei den Konsumenten verschiedene gesundheitliche Beschwerden hervor, welche sich unter anderem in sogenannten Horrortrips, Herzrasen und Atembeschwerden resultieren.
Felix* nennt sich selbst «Wochenend-Kiffer» und hat bereits hautnah Erfahrungen mit dem neuen Stoff sammeln können, wie er dem «Tages-Anzeiger» erzählt. Er habe es unwissentlich gemeinsam mit Freunden konsumiert und schnell gemerkt, dass etwas nicht stimmt: «Das Gras fuhr extrem ein, von null auf hundert. Wir konnten nicht aufstehen, waren wie blockiert. Ich dachte, ich kollabiere und werde von den Autos überfahren.» Noch zwei Stunden später habe er gezittert.
50 Sicherstellungen in grossen Mengen
Das forensische Institut in Zürich bestätigt, dass das künstlich gestreckte Gras immer mehr zum Problem wird. Auch die Polizei sieht ein grosses Problem. In einem kürzlich publizierten Fachartikel spricht sie gar von «zunehmend besorgniserregendem Ausmass». 50 Sicherstellungen in grossen Mengen sind es allein in diesem Jahr.
Die Fachstelle Saferparty bestätigt gegenüber dem «Tages-Anzeiger» diese Feststellung. 2019 verzeichnete sie gerade einmal drei Anfragen wegen synthetischem Cannabis. In diesem Jahr sind es bereits 55. Und in zwei Dritteln der Fälle enthielten die abgegebenen Proben synthetisches Cannabis.
Das rechtsmedizinische Institut der Uni Zürich hat bisher 4 Todesfälle untersucht, welche im Zusammenhang mit Cannabinoiden stehen, ob diese jedoch zum Tod geführt haben, ist noch nicht vollständig geklärt, da diese nur schwer nachzuweisen sind. Der Stoff ist noch relativ unerforscht. Man weiss jedoch, dass er aus China stammt und vermutlich in Pulverform über die Grenze gelangt.
Herstellung mit Alltagsgeräten
Dass die Konsumenten nichts bemerken, liegt daran, dass die Cannabinoide direkt auf die Blüten gesprüht werden. Durch die Verdunstung der Lösungsmittel weisen die Blüten anschliessend keine optischen und geruchmässigen Veränderungen auf und suggerieren daher einen «unbearbeiteten» Eindruck.
Dominique Schori von der Fachstelle Saferparty beschreibt die aktuelle Situation der Kunden gegenüber dem «Tages-Anzeiger» wie folgt: «Das ist nichts, woran sie sich gewöhnt sind.» In den allermeisten Fällen wissen die Konsumenten nicht, dass sie es mit synthetisch behandeltem Cannabis zu tun haben. «Es wird ihnen als echtes Marihuana angepriesen.»
Schnelles Geld, ohne aufzufliegen
Die Polizei fokussiert sich derzeit auf die Produzenten von CBD, da sich viele der Labortests als CBD herausstellen. Dieses CBD ist seit 2011 in der Schweiz legal.
Mittlerweile brechen die Umsätze vieler Hersteller von legalem CBD jedoch ein. Das Verkaufen von behandeltem und somit illegalen Gras stellt somit eine Möglichkeit dar, schnell an Geld zu kommen. Somit ist es ein lukratives Geschäft - vor allem auf dem Schwarzmarkt. Auffliegen ist ein kleines Risiko, da die Polizei nur in einem aufwendigen Prozess nachweisen kann, ob das Gras behandelt wurde oder nicht. (myi)
*Name geändert
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