So sieht Makar (6) nach dem Unfall aus
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Blick besucht Flüchtlingsbub:So sieht Makar (6) nach dem Unfall aus

Makar Stankow (6) in Langnau am Albis ZH auf Fussgängerstreifen angefahren
Eltern verlangen hier schon lange Tempo 30

Ein Auto erfasst Flüchtlingsbub Makar Stankow (6) auf dem Heimweg von der Schule in Langnau am Albis ZH. Deshalb wird ihn seine Mutter Switlana Stankowa (37) künftig zur Schule bringen und auch abholen. Auch bei anderen Eltern im Dorf ist die Sorge gross.
Publiziert: 02.09.2022 um 16:57 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2022 um 19:06 Uhr
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Makar Stankow (6) verunfallte auf dem Heimweg von der Schule.
Foto: Nicolas Lurati
Nicolas Lurati und Olha Petriv

Makar Stankow (6) flüchtete mit seiner Familie aus der Ukraine in die Schweiz. Der SonntagsBlick berichtete im März über das Schicksal der Familie. Hier kann der Bub ein Leben in Sicherheit führen. Doch dass auch die Schweiz gefährlich ist, bekommt der Erstklässler am Montag zu spüren. Er ist in Langnau am Albis ZH auf dem Heimweg von der Schule. Zweite Schulwoche. Kurz nach 11 Uhr. Makar überquert den Fussgängerstreifen an der Neuen Dorfstrasse. Dann passiert es.

Ein Auto fährt den Sechsjährigen an – gemäss Bericht des Kinderspitals mit 40 bis 60 km/h. Dann sei der Ukrainer «zirka vier Meter weggespickt worden und zirka eine Minute bewusstlos gewesen.»

Der Bub kommt verhältnismässig glimpflich davon – leichtes Schädel-Hirn-Trauma und Prellungen. Als Blick die Familie am Mittwoch besucht, ist Makars Gesicht von Schrammen gezeichnet. «Es tut immer noch weh», sagt er. Seine Mutter Switlana Stankowa (37) kümmert sich um den Erstklässler. Am Unfalltag war Makar allein unterwegs. Ohne Mutter.

Denn diese wartete darauf, bis ihr Sohn zum Zmittag nach Hause kommt. Plötzlich ein Anruf mit der Unglücksnachricht. «Ich rannte von zu Hause los – so schnell ich konnte», so Stankowa.

«Er weinte laut»

Als sie am Unfallort ankommt, sieht sie, wie Makars Gesicht voller frischer Wunden und Strassenschmutz ist. «Er weinte laut und wusste nicht, was passiert war», so die Mutter. «Er versuchte, aufzustehen – aber schaffte es nicht.»

Kurz nach Stankowa trifft die Ambulanz ein. Sie bringt Makar ins Spital. Beim Blick-Besuch ist der Bub wieder zu Hause. Zurzeit kann er die Schule nicht besuchen. Wenn es wieder so weit ist, wird Stankowa ihren Sohn begleiten und abholen: «Ich bin nun besorgt, ihn irgendwo allein hingehen zu lassen.»

Mit dieser Sorge ist Switlana Stankowa in Langnau am Albis nicht allein. Auch Anita McGinn (44) bringt ihren Sohn zur Schule. «Und ich hole ihn immer ab», sagt sie zu Blick. Ihr Sohn Devin (6) geht in Makars Parallelklasse im Schulhaus Im Widmer.

Wie McGinn erzählt, gibt es schon länger eine Diskussion um die Sicherheit an diesem Fussgängerstreifen. «In unserem Whatsapp-Chat mit 66 Müttern aus dem Dorf ist es zurzeit Thema Nummer eins. Wir Eltern haben die Gemeinde angeschrieben und gebeten, hier eine 30er-Zone zu errichten. Denn die ganze Neue Dorfstrasse ist 50er-Zone. Das ist einfach zu schnell.»

Volk lehnte Temporeduktion bei Abstimmung schon zweimal ab

Dass die Tempofrage im Siedlungsgebiet von Langnau am Albis schon seit längerem ein Thema ist, bestätigt Gemeindeschreiber Adrian Hauser (56) gegenüber Blick. Und es gibt Hoffnung für die besorgten Eltern: Geplant ist eine Tempo-Abstimmung im Juni 2023. «Für uns Eltern nicht früh genug», sagt allerdings Anita McGinn.

Dass bei einer Abstimmung die Temporeduktion auch durchgewinkt wird, ist aber keineswegs sicher. Denn bereits zweimal habe das Volk eine Vorlage zur Tempofrage im Siedlungsgebiet abgelehnt, erklärt Hauser.

Und er betont, dass die Neue Dorfstrasse kein Unfallschwerpunkt sei: «Von der Polizei ist die Unfallstelle als übersichtlich eingestuft worden.»

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