Vor zwei Wochen kündigte Bundesrat Alain Berset an, die Corona-Massnahmen schrittweise aufzuheben. Für den Samstag haben Massnahmen-Gegner eine Grossdemo in Zürich angekündigt. .Mit Parolen wie «Innenstadt voll von freien Menschen», «We Will All Be There» oder «Schluss mit Willkür» werben sie für den Event. Warum? Wenn sie doch kriegen, was sie wollen.
«Man müsste meinen, dass nun auch die Leute aus dem massnahmen-kritischen Lager befridigt sind», sagt Sozialwissenschaftler Marko Kovic zu Blick TV. «Wir sehen aber in der Schweiz und im Ausland, dass die Bewegung nicht mehr gegen Massnahmen kämpft, sondern gegen eine angeblich übergeordnete Verschwörung»
«Abrechnung mit dem System»
Politologe Claude Longchamp (64) ist gleicher Meinung, wie er Blick TV erzählt: «In den letzten 10 Tagen ist eine Art Post-Corona-Narrativ entstanden. Mit einer Konstante: Abrechnung. Abrechnung mit dem System. Abrechnung mit der Corona-Politik. Abrechnung mit Alain Berset. Abrechnung mit dem Bundesrat.»
Wenn sich die Massnahmen-Gegner am Samstag am Zürcher Hauptbahnhof versammeln und durch die Innenstadt marschieren, geht es ihnen laut den Experten als gar nicht mehr um die Kritik an den Massnahmen. Entsprechend werden auch Parteien mitlaufen, die vermutlich andere Hintergedangen haben. Auf dem Nachrichtendienst Telegram formieren sich die Corona-Skeptiker bereits seit Tagen. Unter ihnen auch Rechtsextreme – so wie vor wenigen Wochen in Bern. Dort feierte sich die «Junge Tat», die Demospitze angeführt zu haben.
Kritik an der Polizei
Anhänger des linken politischen Spektrums wollen diesen Aufmarsch nicht so einfach hinnehmen. Als Antwort auf die Corona-Skeptiker-Demo rufen sie für Samstag in Zürich zu einer Gegen-Demonstration auf. Motto: «Zürich nazifrei.» Sie formieren sich nicht auf Telegram, sondern auf Twitter.
Es sei an der Zeit, dass humanistisch Gesinnte solchen Menschenfeinde entgegentreten. Da sich ihnen zufolge die Schweizer Sicherheitsbehörden weigern würden, gegen Faschisten und Massnahmengegner etwas zu unternehmen, sehen sie sich in der Verantwortung, diese Aufgabe zu übernehmen.
Demonstrationen sind illegal
Rechts gegen Links, Links gegen Rechts. Eine explosive Mischung. Die Stadtpolizei Zürich hat Kenntnis von den beiden geplanten Demonstrationen. Dementsprechend wappnet sie sich: «Wir beurteilen die Lage laufend und nehmen eine entsprechende Einsatzplanung vor», sagt Stadtpolizei Sprecher Marc Surber gegenüber Blick.
Feststeht: «Die Demonstrationen am Samstag sind bis dato unbewilligte Anlässe.» Bisher seien keine Gesuche für eine Bewilligung eingegangen.
Und fest steht auch: Bereits am Samstag darauf geht es weiter. Wieder in Zürich. Dann soll im Stadtteil Oerlikon erneut gegen die Massnahmen demonstriert werden.