Erst die Party. Dann das Drama. In der Nacht auf Samstag gehen drei junge Männer und eine junge Frau nach einem Fest in Richtung Bahnhof Meilen ZH. Es ist 2 Uhr morgens.
Bei der Bahnhofsunterführung kommen zwei der Männer auf die Idee, auf eine abgestellte Rangierlokomotive zu klettern. Ein gefährliches Unterfangen. Einer der beiden Jungs bezahlt es mit dem Leben: Ein Lichtbogen erfasst Jonas D.* (†19). Ein Stromschlag trifft den Maturanden aus dem Kanton Zürich.
Er stirbt noch auf der Unfallstelle, wie die Zürcher Kantonspolizei in einer Mitteilung schreibt. Sein Altersgenosse wird schwer verletzt. Auch die 19-Jährige, die sich in der Nähe der Lok aufhielt, erleidet Blessuren unbestimmter Natur. Der Vierte im Bunde (20) kommt ohne Schaden davon.
«Alles ist so surreal»
Am Montag ist die Trauer riesig. Am Bahnhof Meilen ist sichtbar, dass da etwas Schlimmes passiert ist. Blumen und Kerzen wurden niedergelegt. Ein Foto zeigt Jonas D. gemeinsam mit einem guten Freund.
Auch Arin S.** (18) und Sarah A.** (19) stehen am Ort, wo Trauernde Gegenstände platziert haben. Auch sie kannten den tragisch Verstorbenen. «Wir stehen unter Schock», sagen die beiden zu Blick. «Wir können das Ganze noch immer nicht realisieren. Alles ist so surreal.»
Mit leisen Stimmen erzählen die beiden jungen Frauen, dass sie mit Jonas D. im Sommer die Matura in einem Gymnasium der Stadt Zürich abgeschlossen hätten: «Wir waren zusammen in der Klasse. Er war ein sehr talentierter Zeichner. Dazu konnte er gut Basketball spielen. Und war ein cleverer Typ und immer gut in der Schule.»
«Er war ein mega herziger Typ»
Seinen Charakter beschreiben die beiden Kolleginnen als «freundlich und offen.» Jonas D. sei immer positiv eingestellt gewesen. Und sie schwärmen: «Er war ein mega herziger Typ. Sein Lachen war wunderschön.»
Doch dann wird Sarah A. ernst: «Ich finde, die Signalisationen an den Bahnhöfen wegen der Gefahr der Leitungen sind viel zu klein und nur schlecht zu sehen – vor allem in der Dunkelheit.» Sie kritisiert: «Dazu sind die Abschrankungen und Mauern viel zu niedrig. Und in der Schule findet zu wenig Aufklärung betreffend die Gefahr von Starkstromleitungen statt.»
Die SBB entgegnet, dass das Thema der Gefahren im Gleisbereich fester Bestandteil der Präventionsarbeit sei. Sprecher Reto Schärli zu Blick: «Die SBB setzt eigens für Präventionsmassnahmen einen ‹Schulzug› ein, welcher jedes Jahr in der ganzen Schweiz Halt macht und Lehrpersonen ihre Schüler zu verschiedenen Themen wie Vandalismus, Gefahr von Starkstrom aber auch Themen der Nachhaltigkeit führen können.»
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«Lebensgefährlich, streng verboten und ein Offizialdelikt»
Der Sprecher sagt auch, dass das über 3000 Kilometer lange Schienennetz der SBB fast vollständig elektrifiziert sei – «und eine Berührung der 15'000-Volt-Leitungen unter normalen Bedingungen ausgeschlossen. An Bahnhöfen hängen gelbe Warnschilder, um auf die Gefahren von Strom hinzuweisen, und auch die weissen Sicherheitslinien auf den Perrons dienen dazu, den Publikumsbereich klar vom Schienenbereich abzugrenzen.»
Schärli betont, dass das Betreten von Bahnanlagen «lebensgefährlich, streng verboten und ein Offizialdelikt» sei. Ebenso sei es lebensgefährlich und strengstens verboten, auf Züge zu klettern.
Die SBB bedauere den tragischen Unfall am Bahnhof Meilen zutiefst und spreche den Angehörigen ihr Beileid aus.
* Name geändert
** Namen bekannt