«Es war ein dummer Fehler, der nie, nie wieder vorkommt.» Ein 24-Jähriger bereut seine Taten mittlerweile, wie er am Montag laut der «Zürichsee-Zeitung» vor dem Bezirksgericht Horgen versichert.
Warum er tat, was er tat, darüber lässt sich nur spekulieren. Fest steht: Der Kosovare musste sich für Raub, versuchten Raub und mehrfache räuberischer Erpressung verantworten.
Wie kam es dazu? Der Familienvater, das zeigten die Ermittlungen, kreierte auf einer Sugardating-Plattform mehrere Pseudonyme, mit dem Ziel, ältere Herren, die auf der Suche nach weiblicher Gesellschaft oder Sextreffen waren, zu erpressen und auszurauben. Insgesamt vier Fälle werden in der Anklageschrift aufgelistet.
Gericht fällt mildes Urteil
Der junge Familienvater versuchte in privaten Chats stets, die Männer zu einem Treffen zu bewegen. In einem Fall wollte er 10'000 Franken, ansonsten würde er der Ehefrau einen Hinweis geben, dass der Gatte sich zu Sextreffen verabrede. Ein anderes Mal gab er sich als grosser Bruder eines angeblich minderjährigen Mädchens aus und forderte 500 Franken.
In diesen Fällen kam es jedoch nie zu einem Treffen oder einer Geldübergabe. Anders als bei einer Begegnung im September 2022. Der Osteuropäer hatte als «Sara» ein Treffen mit einem Mann am Bahnhof Burghalden in Richterswil ZH ausgemacht. Doch statt einer hübschen Begleitung kam der breit gebaute, osteuropäische Hüne und zückte einen Schraubenzieher. Im Chat hatte man sich auf einen «Liebeslohn» in Höhe von 200 Franken geeinigt. Das Geld nahm der Täter seinem Opfer ab.
Der Erpresser landete noch im Herbst 2022 in Untersuchungshaft. Am Montag wurde er zu zehn Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Wenn er sich in den kommenden Monaten nichts zuschulden kommen lässt, bleibt er ein freier Mann. Das Gericht sieht ferner von einem Landesverweis ab.
Sugardating in der Schweiz boomt
Beim Kosovaren liege ein Härtefall vor, da er in der Schweiz geboren wurde, Schule und Lehre hierzulande abgeschlossen habe und mit Frau und Kind fest in der Schweiz verankert sei, protokolliert die «Zürichsee-Zeitung» die Begründung.
Schätzungen zufolge gibt es in der Schweiz 38'000 auf Sugardating-Plattformen registrierte Nutzerinnen und Nutzer – Tendenz steigend. 80 Prozent der Registrierten sind Frauen. Die Zahlen der Onlinevermittler zeigen zwar, dass diese Art der (sexuellen) Dienstleistung boomt, bislang handelt es sich allerdings um eine Minderheit.