Heidi Walser (65) aus Pfäffikon SZ sitzt an einem Novembertag im 2021 in einem Restaurant, als es plötzlich beginnt, stark aus ihrer Nase zu bluten. «Ich nahm seit Spätsommer ein Medikament ein, das bei Einzelnen starke Blutungen verursachen kann», erklärt sie Blick.
Ab dem Restaurant-Vorfall sei sie mehrmals innert weniger Tage ins Spital Lachen SZ gebracht worden, erzählt Walser. «Mir wurden blutstillende Gazen in die Nase gestopft. Die Massnahmen nützten aber nicht langfristig.» Sie wird ans Zürcher Unispital (USZ) überwiesen.
«War geschwächt vom Blutverlust»
Im USZ habe Walser den Arzt angefleht, sie zu operieren. «Doch er weigerte sich», erzählt sie. Walsers Nase wird stattdessen mit einer speziellen blutstillenden Gaze austamponiert. Die Unternehmerin erinnert sich an ihre Qualen: «Ich hatte Kopfschmerzen, mir war schlecht. Dazu war ich geschwächt vom Blutverlust.»
Das USZ erklärt auf Blick-Anfrage, dass der «behandelnde Arzt der Patientin erklärt» habe, «dass bei ihr eine ausgeprägte Verkrümmung der Nasenscheidewand nach links» bestehe. «Aufgrund der Verkrümmung war eine Untersuchung und auch eine Therapie der Blutung erschwert.» Nach dem Austamponieren sei die Blutung gestillt gewesen. «Und die Patientin wurde in der Folge 30 Minuten überwacht – wie üblich nach einem solchen Ereignis.»
Walser erzählt, es sei schon tief in der Nacht gewesen, als der Arzt ihr gesagt habe, sie blute ja nicht mehr und müsse daher nach Hause – man habe ihr ein Taxi bestellt. Die Patientin wehrt sich: «Ich habe gebettelt, im Spital bleiben zu dürfen. Doch der Arzt blieb hart.» Noch im Taxi habe es wieder angefangen, aus der Nase zu bluten, berichtet Walser.
USZ und Patientin widersprechen sich
Das USZ verteidigt sich und sagt zu Blick: «Zwingende Kriterien, die eine stationäre Aufnahme erforderten, lagen bei der Patientin nicht vor, sodass ein ambulantes Vorgehen aus medizinischer Sicht korrekt war.» Und es hält fest, dass es aus seiner Sicht nicht der Wahrheit entspreche, dass Walser darum gebettelt habe, im Spital bleiben zu können und auch nicht, dass der Arzt gesagt habe, die Patientin müsse nun nach Hause. Im Gegenteil: Die Patientin habe es nach damaliger Aussage bevorzugt, nach Hause zu gehen. Die Schwyzerin sagt wütend: «Das stimmt so nicht.» Aber: Auch im USZ-Bericht steht, dass Walser den Austritt nach Hause gewünscht habe.
Zwei Tage später folgte schon wieder der nächste Schreck für Walser: «Ich hatte immer wieder aus der Nase geblutet. Mein Nachbar fand mich inmitten meines Blutes.» Erneut folgt der Gang ins USZ. «Am Sonntag wurde ich endlich operiert», so die Leidgeplagte. «Wegen meiner krummen Nasenscheidewand konnte die Tamponade jeweils nicht bis zum Blutungsherd hochgehen.» Ihre Nasentrennwand wird in der OP begradigt. Der Blutungsherd sei verödet worden. «Seither habe ich nie mehr aus der Nase geblutet.»
Operation sei «letzte Option»
Dennoch stellt sich Walser die grosse Frage: «Warum wurde ich immer wieder mit gestopfter Nase nach Hause geschickt – anstatt gleich operiert zu werden?»
Das USZ entgegnet für seinen Teil, dass Patientinnen und Patienten mit starkem Nasenbluten nicht primär mittels Operation therapiert würden. «Sondern wenn immer möglich mit einer weniger invasiven, korrekt liegenden Tamponierung, was aufgrund des Operations- und Narkoserisikos auch im Falle dieser Patientin (bei kontrollierter Blutung) auch retrospektiv die korrekte Risikoabwägung war.» Eine wiederkehrende Blutung könne trotz Tamponierung vorkommen. In diesem Fall sei ein operativer Eingriff nur als letzte Option vorgesehen.
Das Spital Lachen seinerseits beantwortete die Fragen von Blick nicht konkret. Es schreibt, dass man in direktem Kontakt mit der Patientin stehe.
Auch wenn über zwei Monate seit dem Spital-Horror vergangen sind, erinnert sich Heidi Walser gut daran: «Es war Folter für mich.» Komme hinzu, dass sie tagelang arbeitsunfähig gewesen sei. «Ich handle seit 21 Jahren mit Luft-Ionisatoren. Seit Corona harzt mein Geschäft sowieso schon. Und jetzt noch dieses Cabaret mit dem Nasenbluten!»