Auf dem Seegrund vor der ehemaligen Chemiefabrik in Uetikon am See ZH liegen auf einer Fläche von rund 75'000 Quadratmetern Chemieabfälle und teils radioaktive Schwermetalle. Seit Frühling 2022 läuft eine Sanierung des Seegrunds. Ein grosser Teil des Bleis, Arsens und Urans soll jedoch dort bleiben und mit Kies überschüttet werden, wie Blick im April berichtete.
Die Baukommission der Gemeinde Uetikon am See hat nun das Baugesuch des Kantons Zürich zur Projektänderung bewilligt. Ursprünglich war geplant und breit angekündigt gewesen, die belasteten Ablagerungen ganz zu entfernen. Von diesem Vorgehen hat der Kanton Abstand genommen, nachdem sich gezeigt hatte, dass im Uferbereich die giftigen Stoffe tiefer im Boden liegen als erwartet.
Im April hatte die Baukommission das Baugesuch zur Projektänderung noch zurückgestellt und Fragen an den Kanton formuliert. Dabei ging es primär um eine Sanierungsvariante, welche die «Lobby für Uetikon» ausgearbeitet hatte. Der Verein hatte vorgeschlagen, das bekannte Schadstoffpotenzial bis auf eine Tiefe von 1,5 Meter auch im Uferbereich abzutragen.
Keine weiteren Bohrungen nötig
Der Kanton antwortete, dass dies zwar technisch möglich sei, die Schadstoffe aber vielerorts noch tiefer lägen. «Die Annahme, dass mit diesem Ansatz ein grosser Teil der Schadstoffe entfernt würde, kann nicht bestätigt werden», heisst es im Schreiben. Die Schadstoffe gingen bis zu 7 Meter in den Seegrund. Der Kanton räumt ein, dass es eine Schwäche seines Überschüttungsplans sei, dass die Schadstoffe im ufernahen Bereich nicht entfernt, sondern nur gesichert würden. Trotzdem ist er nicht bereit, weitere Varianten zu prüfen. Auch seien keine weiteren Bohrungen notwendig.
Die Baukommission von Uetikon bewilligte das Baugesuch mit gewissen Auflagen. Unter anderem muss vor Baubeginn noch ein Transportkonzept erstellt werden, das zeigt, wie die rund 60'000 Tonnen Kies für die Überschüttung nach Uetikon gebracht werden. Geschieht dies per LKW, bräuchte es knapp 2500 Fahrten.
Lobby erhebt Rekurs, Pro Natura verzichtet
Die Lobby von Uetikon hat sich entschieden, Rekurs zu ergreifen. Es sei nicht akzeptabel, dass 80 Prozent der Schwermetalle im Trinkwasserreservoir Zürichsee bleiben. «Insbesondere bleiben Uran- und Radium-Hotspots direkt vor der Seeufertreppe bestehen», sagt Co-Präsident Andreas Natsch. «Das wollen wir den Schülern, Einwohnerinnen und Einwohnern sowie zukünftigen Generationen nicht zumuten.»
Pro Natura Zürich dagegen verzichtet auf einen Rekurs, wie Geschäftsleiter Andreas Hasler erklärt. «Mit der Projektänderung wird zwar von der Optimalvariante – die seeseitige Altlast vollständig entfernen – abgewichen.» Die Begründung dafür, nämlich die Uferstabilität, sei aber sehr gut nachvollziehbar, und die Überdeckung verhindere nach heutigem Wissensstand, dass Schadstoffe in den See hinein gelöst werden. «Insgesamt beurteilen wir daher die Erfolgsaussichten eines Rekurses als ungenügend» so der Pro-Natura-Geschäftsleiter.